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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Es war nicht das einzige, das zwischen Baumkronen und Dickicht empor stob. Auch in der Ferne hinter der Siedlung leuchtete heller Feuerschein.
    Sie vernichten die Pilzfelder, begriff der Letzte der Lesh’iye. Am frühen Morgen hatten die beiden freundlichen Wesen darüber gesprochen: Barah und Spenza. Ihr Besuch war heute kürzer als sonst ausgefallen. Sie waren beunruhigt und ängstlich wegen der Erdspalten, aus denen anscheinend lebende Organismen trieben.
    Der Todesrochen würde sich diese Risse näher ansehen. Später, wenn die Feuer heruntergebrannt waren und die Primärrassenvertreter sich zurückgezogen hatten. Er wollte sie nicht erschrecken, diese feingliedrigen Wesen, die immer noch glaubten, er wäre ein Fisch.
    Thgáan genoss den Kontakt mit den beiden intelligenten Menschlein, wie er Primärrassenvertreter nannte, die er mochte. Mit viel Aufwand hatten sie seine Wunden versorgt und ihn zu füttern versucht. Ihn – ein Geschöpf der Gluttümmler vom fernen Daa’mur, das sogar an der Atmosphärengrenze des Zielplaneten überlebt hatte.
    Die Beschaffenheit seines Körpers ließ Wunden von alleine heilen. Fremdkörper in seiner lederartigen Haut schwächten ihn zwar, wurden aber nach einiger Zeit abgestoßen. Und Nahrung brauchte er nicht. Doch um die Bemühungen seiner neuen Freunde zu belohnen, nahm er ihre Geschenke an, verbarg die mitgebrachten Früchte in seinem Maul, um sie später unbemerkt wieder auszuspucken.
    Die Menschlein ahnten ja nichts von seiner Herkunft, seinem Alter und seiner einstigen Aufgabe im Orbit ihrer Erde, wie sie den Zielplaneten nannten. Selbst ihm kam sein einstiges Wirken vor, als wäre es Äonen her. Wie aus Nebeln schimmerten fern die Zeiten, als seine damaligen Herren, die Daa’muren, ihn erschufen. Er wurde dazu bestimmt, als Relaisstation der Daa’muren hoch über dem Planeten zu agieren, zu beobachten und ihre Nachrichten weiterzuleiten. Schon damals neigte er zu eigenständigen Entscheidungen, die dem Anführer seiner Schöpfer, dem Sol, nicht gefielen.
    Thgáan erinnerte sich noch sehr genau an den Tag, als er das erste Mal feststellte, nicht nur ein reiner Befehlsempfänger, sondern ein freies Wesen zu sein. Nach einer nicht genehmigten Aktion rügte ihn wieder einmal der Sol für sein autonomes Handeln. Dann brach plötzlich die Kommunikation ab. Mit einer Mischung aus Schrecken und Freude registrierte der Todesrochen, dass er nun auf sich alleine gestellt war. Nach und nach genoss er diesen Zustand.
    Selbst der Zusammenprall mit einem Raumfahrzeug, selbst die Gefangenschaft in einer Waffenkuppel auf dem Grund des Mariengrabens änderten nichts daran. Im Gegenteil: Aus eigener Kraft befreite er sich aus den Gefahren – und überlebte. Er war stark, er war klug, und er brauchte keine Herren.
    Als er später dennoch ihrem Ruf folgte und zum Kratersee zurückkehrte, blieb er weiterhin seiner neu erlangten Freiheit treu. Er ließ sich nicht mehr domestizieren. Und nachdem Wandler und Daa’muren fort waren, verwirklichte er seine Pläne, die Erde zu bereisen und zu erkunden.
    Anfangs war er begeistert, konnte sich nicht satt sehen an den Schönheiten, die dieser Planet ihm zu bieten hatte. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass sich eine Kontaktaufnahme mit anderen Wesen schwierig gestaltete. Seine Erlebnisse darüber würden Bücher füllen und an manche erinnerte er sich gar nicht gerne.
    Schließlich kam die Zeit, in der ihn der Überfluss an Pflanzen, Wasser und Wälder nicht mehr entschädigen konnte für den Verzicht auf Gesellschaft. Seine einstigen Herren begannen ihm zu fehlen.
    Der Gedanke, dass sie alle den Zielplaneten verlassen hatten, schmerzte ihn. Wie sehr sehnte er sich nach Austausch. Er fühlte sich unausgefüllt und einsam. Auch die beiden Menschlein konnten ihm die Gluttümmler nicht ersetzen. Doch sie waren besser als nichts. Dieser Fluss und die Siedlung sollten sein neuer Heimathafen werden. Wenn es dort in den Wäldern irgendwelche Gewächse gab, die eine Bedrohung für sein neu gewonnenes Paradies darstellten, würde Thgáan sie zerstören.
    In der Ferne hörte er jetzt einen der Riesenwürmer trompeten. An der Stelle, an der vorhin noch Flammen empor gestoben waren, stieg nun schwarzer Rauch auf. Dafür flammten fünf Rochenlängen daneben neue Feuer auf. Die Enkaaris waren also weiter gezogen.
    Eine gute Gelegenheit, den abgebrannten Erdbruch zu untersuchen. Mit peitschendem Stachelschwanz und aufgestellten Tentakeln drückte er

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