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2473 - Verrat auf CRULT

Titel: 2473 - Verrat auf CRULT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Helligkeitsstufen. Die lichtscheuen Kolonnen-Anatomen etwa, die in mehreren Distrikten Medo-Komplexe betrieben, verließen ihre Hospitäler und Bio-Labors fast nur während der Stadt-Nacht.
    Hingegen zeigten sich die vierarmigen, bis zu fünf Meter hohen, genetisch sowohl mit den Charnaz Bakr als auch den Mikro-Bestien verwandten Guyll Vro’ems ausschließlich in der Tagphase.
    Eine Zone am Rand allerdings lag zu jeder Zeit in tiefer, undurchdringlicher Finsterns: der Dunkle Distrikt. Dort hatten die rätselhaften, sagenumwobenen Dunklen Ermittler ihre Heimstatt, ähnlich mythische Wesen wie der Laborat, der in den gleichfalls für die meisten Einwohner unzugänglichen Kavernen der Dienstburg hauste.
    Die übrigen, öffentlichen Bereiche strotzten auch nächtens vor Betriebsamkeit. Innerhalb der Distrikte sowie zwischen diesen verliefen unzählige dicht besetzte Rohrbahnen und Schwebebänder. Hunderttausende Positionslichter von Shuttle-Gleitern erfüllten den Luftraum. Keine Sekunde, in der nicht irgendwo auf dem weiten Rund des 28,5 Kilometer durchmessenden Landefeld-Rings ein Raumschiff startete oder niederging.
    CRULT war das Nervenzentrum der Terminalen Kolonne in der Milchstraße.
    Von der Dienstburg aus wurden sämtliche Flotten und Stützpunkte befehligt, was nicht zuletzt auch gewaltigen administrativen Aufwand mit sich brachte.
    Hektik herrschte immer. Seit einigen Tagen aber kam zur gewohnten Rastlosigkeit eine stetig wachsende allgemeine Stimmung der Unsicherheit, Anspannung, Nervosität, ja fast schon: Angst.
    Absurd, irrational, allem Ermessen nach vollkommen unbegründet angesichts der riesigen Flottenkontingente, die zum Schutz des Progress-Wahrers angerückt waren. In der ganzen Galaxis gab es keinen Gegner, der eine auch nur annähernd so schlagkräftige Armada hätte mobilisieren können.
    Und doch hing das diffuse Gefühl der Bedrohung über CRULT wie ein unsichtbares, nebelfeuchtes, klammes Laken, das sich auf die Gemüter legte und die sonst allgegenwärtige Siegesgewissheit dämpfte. Wer schon lang genug an diesem Ort lebte und wachsamen Sinnes durch die Straßenschluchten streifte, erkannte ein untrügliches Anzeichen dieser Verunsicherung: Die Effremiten-Völker sangen nicht mehr.
     
    *
     
    Effremi bewältigten den Großteil der Verwaltung. Wegen ihrer Verlässlichkeit, Akribie und Merkfähigkeit waren sie für Logistik, Buchführung und Statistik wie geschaffen. Ein gutes Drittel der Bevölkerung bestand aus den kurzbeinigen, quirligen Pelzwesen, die in Großfamilienverbänden zusammenlebten.
    Ihre Horste glichen viele hundert Meter hohen Müllhaufen. Manche erstreckten sich über mehrere Terrassen, wirr und unübersichtlich in ihrer Kleinteiligkeit, bizarr in sich verwunden, scheinbar aus dem Schrott von Jahrtausenden zusammengestoppelt. Sie beherbergten jeweils ein Volk aus bis zu 70.000 Individuen.
    Die mal euphorischen, mal melancholischen Gesänge, die immer um den Tag-Nacht-Phasenwechsel aus den Gängen und Räumen der Horste erklangen, waren im allgemeinen Trubel der Dienstburg untergegangen. Erst jetzt, da sie verstummt waren, bemerkte man, dass etwas fehlte.
    Die Effremi hatten zu singen aufgehört, weil auch der Progress-Wahrer schwieg. Antakur von Bitvelt gab keinerlei Lebenszeichen mehr von sich.
    Über seine Absichten oder Befindlichkeiten war auch früher nie viel publik geworden. Er war niemandem an Bord der fliegenden Stadt Rechenschaft schuldig. Die Anordnungen aus dem Progress-Amt hatten befolgt zu werden, Punktum!
    Außerdem wusste man, dass Antakur sich nur extrem langsam bewegte. Die Effremi, die im Silberturm und dessen Herzen, der Anthrazit-Sphäre, ihren Dienst ableisteten, beschrieben den Progress-Wahrer als enormen, sechsundzwanzig Meter hohen Koloss, der den Eindruck einer Statue erweckte. Zweiköpfig, vierarmig, schien er aus einem kristallinen, von innen heraus leuchtenden Material zu bestehen.
    Träge jedoch war Antakur keineswegs. Solange sich die Effremi zurückerinnern konnten, hatte er notfalls auch sehr rasch seine Weisungen erteilt. Er kommunizierte auf mentalem Weg, mit einer akustisch unhörbaren, wiewohl überwältigend voluminösen, die gesamte Anthrazit-Sphäre erschütternden Stimme.
    Nun aber, wurde aus dem Silberturm kolportiert, war er erstarrt, wie endgültig versteinert. Offenbar widmete er sich mit ganzer Konzentration dem mentalen Angriff eines Unbekannten.
    Aus Verbundenheit und Ehrerbietung waren auch die Chöre der Effremiten-Völker in

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