2473 - Verrat auf CRULT
Qual zu verpassen.
Das wäre jedoch kontraproduktiv gewesen. Ih-Yoore musste sterben, aber erst später.
„Du watschelst kommentarlos zu deiner Konsole; aktivierst sie; verschaffst dir einen Überblick und hältst dich bereit. Falls dich, was ich nicht glaube, jemand fragt, gibst du zur Antwort, du möchtest dich nach Längerem wieder einmal in die Abläufe integrieren. Hast du verstanden?"
„Verstand ist Reim-Schnickschnack: Vers-Tand."
„Sehr lustig. Halt dich um Xrayns willen mit solch albernen Wortspielen und sonstigen Spitzfindigkeiten zurück!
Provozier nicht unnötig die Forums-Offiziere. Je weniger Aufsehen du erregst, umso besser. Nur bei einem unvermuteten Zwischenfall trittst du in Erscheinung!"
Dann aber umso prominenter, dachte Malikadi boshaft.
Er hatte das Konsulentenpult so präpariert, dass es nach einiger Zeit durchschmoren, explodieren und durch dabei scheinbar zufällig emittierte Stoßimpuls-Fronten einen kleinen Sektor des Rechnerverbunds lahmlegen würde. Ohne unmittelbare Folgen für die externe Verteidigungsbereitschaft, denn die Reservesysteme würden sofort einspringen.
Nichts Gravierendes also; gleichwohl musste der Hergang des Unfalls geklärt und die volle Kapazität des betroffenen Rechnersektors wiederhergestellt werden. Beides würde Malikadi bravourös bewältigt haben, lange bevor Zerberoff aus dem Pavillon zurück war. Um die Beschaffenheit der hemmenden Impulsketten wusste er schließlich bestens Bescheid, da er sie selbst programmiert hatte.
Und der Schuldige war sowieso ruck, zuck ermittelt: Ih-Yoore, der Konterpretator, hatte durch unsachgemäßes Hantieren an seiner Konsole den Kurzschluss ausgelöst und bei der Explosion den Tod gefunden. Niemand würde auch nur eine Silbe zur Verteidigung des Joppelaren äußern.
Fall gelöst, Zerberoff blamiert, Malikadi der Held.
„Der Herr Vizekapitän wirkt froh gestimmt. Grimassen des Lächelns zeigen sich auf seinen ausdrucksvollen Antlitzen. Sollten ihn meine Sophistereien erheitert haben? Wäre es vermessen, diesfalls ein Quäntchen Endogene Labsal zu erbitten?"
„Kommt nicht infrage. Führ deinen Auftrag aus, anschließend lässt sich darüber reden." Er drehte sich um und schwebte aus der stickigen Kammer.
Man las den Knechten der eigenen Karriere schließlich nicht jeden Wunsch von den Augen ab.
*
Bester Dinge betrat Malikadi seine Gemächer. Zur Sicherheit nahm er ein leichtes Aufputschmittel, da er beginnende Müdigkeit verspürte.
Er war schon recht lang auf den Beinen und sehnte sich danach, die Antigravblöcke ablegen zu können, wenngleich nur für ein Weilchen. Bis man ihn über den Vorfall im Leitsaal verständigte, durfte er sich zurücklehnen und den Dingen ihren Lauf lassen.
Doch kaum hatte er die Kufen abgeschnallt und sich in das seinem Körper angepasste Prallfeld-Hängenetz gelegt, erwuchsen ihm Zweifel. Er trennte die Singularität. Punkt für Punkt diskutierten seine Komponenten den spontan gefassten und flugs in die Tat umgesetzten Plan.
Hatten sie wirklich alles perfekt eingefädelt, nichts übersehen, keine mögliche Komplikation außer Acht gelassen?
In einer Hinsicht war dem Joppelaren recht zu geben: Die plötzliche Neigung, sich einige Stunden von Stewards, Pagen und Bajaderen hätscheln zu lassen, passte so gar nicht zu Zerberoff. Der Kapitän war ein notorischer Eigenbrötler, vermied nach Möglichkeit Sozialkontakte und verkroch sich zur Regeneration lieber in seine Unterkunft.
„Er steckt in einer persönlichen Krise", mutmaßte Malipan. „Wir haben doch schon vor Tagen bemerkt, dass er über die Routine hinaus jegliches Engagement vermissen lässt. Das alte Ekel ist ausgebrannt und möchte im Klub seine Speicherzellen aufladen. Dafür ist dieser schließlich da. Wir zwei Hübschen könnten auch wieder mal hingehen."
Uffkadi rümpfte die Nase. „Ich weiß nicht. Es stimmt, dass Zerberoff sich verändert hat. Der mentale Angriff auf den Progress-Wahrer lässt ihn merkwürdig kalt. Aber den Gont-Sotischen Pavillon hat er bislang zutiefst verabscheut."
„Es gibt immer ein erstes Mal."
„Plus wir haben ihn gleich bei der ersten Wiederbegegnung dezidiert herausgefordert. Für minderwertig mag er uns halten, für harmlos sicherlich nicht, sonst hätte er sofort attackiert. Trotzdem verhält er sich, als beunruhige ihn unsere Kampfansage nicht im Geringsten. Ich sage dir, da ist etwas faul!"
Malipan gähnte. Wegen seines größeren Schädelvolumens dauerte es bei ihm
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