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2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schuldgefühl.
    „C’est mon jeu", murmelte er fast lautlos vor sich hin. „Il faut être enclume ou marteau."
    Wie oft hatte er sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewünscht, wieder dort zu sein, wo er glücklich gewesen war und mit Illusionen und dem unerschütterlichen Glauben an das Gute sein Leben als Michael Reginald Rhodan abgestreift und ein neues begonnen hatte.
    Wie leicht war das Leben gewesen in Kniehosen, Rüschenhemd und mit Schnallenschuhen an den Füßen.
    Aber dann hatte er den Degen jener besseren Zeit und die Manieren des französischen Höflings aus dem zu Ende gehenden 18. Jahrhundert eingetauscht gegen Massenvernichtungswaffen und die Erkenntnis, dass man der Stärkere sein musste, um zu überleben. Er wollte nicht länger der Amboss sein, sondern der Hammer. Dieses französische Sprichwort war ihm eben in den Sinn gekommen.
    „Danton!"
    Da war ein Wispern an seinem Ohr.
    „He, Roi – bist du hin?"
    Die Stimme klang zunehmend aggressiv. Rhodans Sohn glaubte, Rinka Porol zu hören.
    „Ich weigere mich aufzuschreiben, dass der Dunkle Ermittler dich plattgemacht hat. Sag schon was, Mann!"
    „Rinka ...?"
    Die Mikro-Bestie schwebte wenige Meter unter ihm, aber immer noch hoch über dem Trümmerfeld. Danton entdeckte sie schnell, als er sich umsah. Er stellte fest, dass Rinka Porol ihn offenbar eindringlich musterte.
    „Ich hab wirklich schon befürchtet, du wärst hinüber."
    „Ce n’est pas la mer à boire." Der Terraner schüttelte den Hauch von Nachdenklichkeit ab. Vielleicht, sagte er sich, würde in Kürze sein ganzes Leben wie ein Film an ihm vorüberziehen.
    „Hä?", machte Rinka.
    „Es ist nicht so schlimm, wie du denkst", übersetzte Danton.
    Jetzt galt es, den Zenter-Kreis aufzusuchen und zu Antakur von Bitvelt in die Anthrazit-Sphäre vorzudringen. Wenn er länger wartete, lief er Gefahr, dass die Truppen eingriffen, die CRULT bislang gegen einen Angriff von außen absicherten.
    Roi Danton durfte nicht damit rechnen, den Anschlag zu überleben. Nicht, seit die Zündung des Feld-Emitters ihm gezeigt hatte, welch ungeheuerliche Psi-Kraft der Nukleus in den so unscheinbaren Waffen komprimiert hatte. Der Stoß-Emitter, der Antakurs Ende herbeiführen sollte, war von ungleich stärkerer Brisanz.
    Wahrscheinlich würde die Zündung des Emitters Dantons letzte bewusste Handlung sein.
    Und dann?
    Irgendwo, tief in seinem Unterbewusstsein verankert, hoffte er auf ein Weiterleben, in welcher Form auch immer. Die terranische Geschichte kannte unzählige Beispiele. Die Bewusstseine der Altmutanten hatten letztlich in einem Block aus PEW-Metall existiert.
    Ernst Ellert, quasi durch einen Unfall ums Leben gekommen, lange bevor Michael Reginald Rhodan überhaupt geboren worden war, hatte in seinem körperlosen Dasein Raum und Zeit durchstreift.
    Längst war Ellert ein Teil von ES.
    Eine Existenz wie die von Ellert – als bloßes Bewusstsein die Ewigkeit zu durchstreifen, das konnte Roi Danton gefallen. Eine rastlose Ader hatte er nie abstreiten können.
    Ein Leben von der Geburt des Universums bis zu dessen Ende; verweilen, wo es ihm gefiel; in die Entwicklung von Individuen und Völkern eingreifen, sie fördern, ihre Aufbruchsstimmung miterleben ... Danton geriet ins Schwärmen, sobald er daran dachte.
    Will ich das wirklich? In ebensolcher Regelmäßigkeit brach auch diese Frage in ihm auf.
    Bislang blieb war er sich die Antwort schuldig geblieben.
    Wie in diesem Moment.
    Danton blickte in die Tiefe. Angesichts der Verwüstung erschien es ihm wie ein Wunder, dass er selbst mit dem Leben davongekommen war. In einigen Bereichen wirkte die Terrasse, als wäre sie umgepflügt worden. Affkaru war wie ein Kartenhaus in sich zusammengebrochen, nachdem es bange Momente lang ausgesehen hatte, als könne der Horst der Bebenwelle trotzen. Zwei der kleineren Türme waren seitlich weggebrochen, sie hatten einen Teil des Fundaments zerschmettert. Der Hauptturm, in dem sich das Einsatzkommando aufgehalten hatte, schien einfach in den Boden gerammt worden zu sein. Schräg ragte er aus einem Wall von Schutt auf, nicht mehr als ein Skelett, das bislang von seinen tragenden Teilen zusammengehalten wurde. Wie lange noch, vermochte niemand zu sagen.
    Danton ließ sich an der aufgebrochenen Fassade entlang in die Tiefe sinken.
    Rinka folgte ihm dichtauf.
    Düsternis bestimmte das Bild. Dichter Qualm breitete sich über dem Distrikt aus; dem Terraner erschien er wie ein Leichentuch. Stille hing über

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