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2475 - Opfergang

Titel: 2475 - Opfergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Andererseits: Wie hätte sie später alles aus dem Gedächtnis protokollieren sollen?
    Rinka warf einen Blick auf ihr Chronometer. Das Armband trug sie am rechten Laufarm, nur fand sie es dort nicht auf Anhieb. Dantons Nähe verwirrte sie.
    Allerdings hütete sie sich davor, das zu notieren.
    Dieser Gedanke war und blieb ihr Geheimnis. Es gefiel ihr, ein Geheimnis zu haben, das mit diesem großen und stattlichen Mann zusammenhing.
    Seit sieben Minuten und dreißig Sekunden steht er unbeweglich da und schaut hinüber zur Heimstatt der Dunklen Ermittler. Sieht er wirklich mehr als diese undurchdringliche Schwärze?
    Sonst ist er nie so geduldig, ist immer in Bewegung.
    Rinka beobachtete den Mann. Das bereitete ihr Vergnügen und war fast so angenehm wie der Zweikampf mit anderen Bestien. Aber nur, weil es sich um Danton handelte. Sie beschloss, für immer in seiner Nähe zu bleiben. Er brauchte eine fähige Leibwächterin ebenso wie jemanden, der seine Biografie schrieb.
    Er hat seine Zellstruktur verhärtet.
    Ganz sicher. Er ist wirklich einer von uns.
    Ob sie es darauf ankommen ließ und einen Test versuchte? Sie musste Danton nur anspringen, dann würde sie sehen, was seine Struktur aushielt. Rinka schreckte allerdings vor dem Moment zurück, in dem sie womöglich erkennen musste, dass sie sich geirrt hatte. Eigentlich, sagte sie sich, wollte sie den Terraner nicht verletzen.
    Das täte mir leid.
    Rinka Porol erschrak, weil sie plötzlich mehr als ihre Beobachtungen aufschrieb. Ihre intimsten Gefühle hatten nichts in der Speicherung des Schreibpads verloren.
    Sie schaffte es nicht mehr, den letzten Satz zu löschen, denn in dem Moment wurde der Effremi-Horst von einem sehr starken Beben erschüttert. Der Ionenstift, den Rinka über das Pad führte, machte in ihrer Hand wilde Sprünge.
    Neben ihr brach die Wand auf. Der Spalt war auf Anhieb so groß, dass sie mühelos hindurchgepasst hätte.
     
    *
     
    Julian Tapas galt längst als Spezialist für Kolonnen-Funk und alles, was damit zusammenhing. Zwei eigentlich selbstmörderische Kommandounternehmen gegen die Kolonne hatte er heil überstanden, und es gab wohl niemanden, der sich mehr darüber gewundert hätte als ausgerechnet Tapas selbst.
    Für den Einsatz gegen CRULT war er sogar von mehreren Stellen vorgeschlagen worden, und er hatte nicht eine Sekunde lang mit seiner Zusage gezögert.
    Er sah den Einsatz pragmatisch und hielt auch mit seinem Hang zum Makabren nicht hinter dem Berg.
    „Das Schlimmste, was uns passieren kann: Wenn uns die Kolonne schnappt, werden wir zu Dualen verwurstet."
    Jeder, dem er das gesagt hatte, wurde erst blass und anschließend sehr schweigsam. Tapas fragte sich, ob wirklich niemand wusste, dass keineswegs das Original auseinandergeschnitten und mit einem anderen Wesen zusammengesetzt wurde, sondern eine Kopie. Das war also nichts, was den Originalkörper selbst betraf. Und irgendwann würde die LFT anrücken und die Gefangenen aus dem Stasis-Tresor befreien.
    Unbewusst schnippte Tapas mit den Fingern. Er wurde erst darauf aufmerksam, als sein Assistent ihn fragend musterte.
    Tapas verzog das Gesicht zu einem vielsagenden Grinsen. „Es gibt keine Abenteuer mehr", stellte er fest.
    „Und was ist CRULT?", fragte Sürius anzüglich. „Ein Erholungspark?"
    Tapas schwieg. Der Holoempfänger, den einer seiner Leute halb unter Schutt begraben aufgespürt hatte, ärgerte ihn.
    Mehr als zerfledderte Bildfetzen, die von irgendwo auf CRULT stammten, hatte das Ding bislang nicht ausgespuckt.
    Da es sich nicht um verplombte Technik handelte, rückte Tapas dem Gerät mit schwerem Geschütz zu Leibe. Werkzeug dieser Art trug er immer bei sich, und die mikrometerfeine Sonde projizierte ihr eigenes Display. Sie offenbarte einen Einblick in kompakte Schaltungen, die sich gar nicht übermäßig von terranischen Fertigungen unterschieden.
    Minderwertige Ware, gerade gut genug für die Effremi.
    Tapas ärgerte sich darüber, dass er damit seine Zeit vergeudete. Was er tat, war Routine, nicht mehr.
    Seine Gedanken schweiften zurück.
    Falls ihn die Kolonne erwischte, sagte er sich, wollte er mit einem weiblichen Wesen zusammengesetzt werden. Wennschon, dennschon. Und bitte keine hochnäsige Ganschkarin. Die Vogelabkömmlinge mochten noch so begnadete Techniker sein, Tapas war es lieber, wenn er sich sein Können aus eigener Kraft aneignete. Das hatte er nie anders gehalten.
    Er übersah geflissentlich, dass das Original eines Dualkörpers auf einer

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