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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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hässliche Kopien von Daa'tan sind?«, rief Matt, während er den Gleiter wieder stiegen ließ. Er wollte jede Berührung mit dem Geflecht vermeiden. Aruula nickte nur, konnte den Blick nicht von den Wesen dort draußen losreißen.
    Immer mehr Pilzphantome lösten sich nun aus dem Dunkel des Waldes. Matt Drax startete durch. Die Lichtung und die unheimlichen Gestalten fielen rasch zurück. Und Aruula ließ sich wieder in den Sessel des Copiloten sinken. Ekel würgte sie.
    Schweigend flogen sie weiter. Matt brachte die Flugmaschine auf einen Steigkurs. Unentwegt beobachtete er die Ortungsinstrumente. »Ich hab ein Signal!«, sagte er kurze Zeit später. Er deutete auf einen Reflex auf dem Ortungsschirm. »Vielleicht ist es schon die Wolkenstadt!«
    Nur wenige Atemzüge später sahen sie beide das fliegende Ding mit bloßen Augen: Einen oder anderthalb Kilometer entfernt schwebte es am Himmel. Doch es war nicht die Wolkenstadt, es war ein Lebewesen!
    Matts Finger flogen über Tasten und Knöpfe, und im nächsten Moment konnten sie das Lebewesen stark vergrößert auf dem Monitor betrachten. »Gott im Himmel…!«, stöhnte Matthew Drax, als tausend Erinnerungen durch sein Hirn fluteten. Erinnerungen an den Kratersee, und an eine beinahe tödliche Begegnung im Erdorbit. »Das ist ein Todesrochen der Daa'muren!«
    »Was tut er da…?« Da war noch ein Ding am Himmel, und Aruula entdeckte es vor Maddrax. »Er greift eine Roziere an!«
    Matt riss sein Binokular von einem Wandhaken, setzte es an die Augen und spähte durchs Frontfenster. »Der Todesrochen fliegt genau darauf zu… Er schlägt mit dem Schwanz nach ihr! O Gott, sie stürzt ab….!«
    ***
    Im Kerker unter der Wolkenstadt
    Ein metallenes Splittern, mehr hörten sie nicht. Und dann fiel schwaches Licht durch einen Spalt, als die erste Stahlplatte sich löste und zu Boden fiel. Es beleuchtete Moos und Schimmel an den Wänden der Spezialzelle. Grao'sil'aana richtete sich auf, stemmte seine schuppigen Arme mit aller Kraft gegen die Außenwand seiner Zelle.
    »Das ist nicht nötig«, klang Daa'tans Stimme aus dessen Zelle herüber. »Ich mach das schon! Konzentrier du dich auf Thgáan!«
    Gleichzeitig spürte Grao'sil'aana, dass die Wand porös wurde. Er schreckte zurück, als Myriaden winzigster Pilzfäden daraus hervorpeitschten. Der Daa'mure verfügte über atemberaubende Kräfte, aber gegen die Macht dieses Pilzes war auch er ein Nichts. Sekunden später stürzte die Wand einfach in sich zusammen.
    »Frei!« Daa'tan lachte und sprang über die Trümmer. »Endlich frei!«
    Weitere Stahlplatten krachten zu Boden, und bald konnten sie auch die äußere Hülle ihres Kerkers verlassen. Den von Pilzgeflecht überwucherten Leichen der Wächter widmete Daa'tan keinen Blick. Er deutete gen Himmel. »Schau nur, Grao, was mit der verfluchten Stadt des verfluchten Kaisers passiert! Ist es nicht großartig?« Er neigte den Kopf, als würde er lauschen. Die krakenartigen Pilzformationen ringsum schienen sich vor ihm zu verneigten.
    Grao'sil'aana blickte sich um. Sorgfältig taxierte er die kahle Ebene um sie herum. Erst in fünfhundert Metern Entfernung ragte die dunkle Wand des Dschungels auf. Dorthin wollte er, so schnell als möglich. Nur nicht die gerade gewonnene Freiheit aufs Spiel setzen. Aber Daa'tan hatte – wie immer – eigene Pläne.
    »Sieh doch: Sie stürzt ab! Ich habe es geschafft!«, jubilierte er.
    Und tatsächlich: Der dunkle Schatten der Wolkenstadt am abendlichen Himmel neigte sich dem See zu. Trümmer und Menschen regneten von ihrem nördlichen Rand.
    Dann rauschte eine starke Windböe durch die Wipfel der Urwaldriesen. Von fern hörten der Daa'mure und Daa'tan ein Krachen und Splittern und nur Augenblicke später vibrierte der Boden.
    »Sie ist abgestürzt! Die verfluchte Wolkenstadt ist abgestürzt!« Daa'tan stampfte mit dem Fuß auf und schüttelte die Fäuste, als würde er über einen zu Boden gestreckten Gegner triumphieren. »Die Verbündeten meines Vaters – im Staub, geschlagen, vernichtet!« Ein grausamer Zug verzerrte seine Miene. Er sprang zu Grao'sil'aana und packte ihn an den Schultern. » Wir haben es geschafft!« Wilde Freude durchzuckte ihn. »Wir haben sie vernichtet!« Er schüttelte den so viel Größeren und Breiteren.
    »Ja«, sagte der Daa'mure, weiter nichts. Immer noch äugte er nach allen Seiten. Er schien der Ruhe nicht zu trauen. Aufmerksam betrachtete er die zahllosen Fäden und Tentakel an seinen Schuppenarmen und Klauen,

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