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248 - Entfesselte Gewalten

248 - Entfesselte Gewalten

Titel: 248 - Entfesselte Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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über meinen Vorschlag. Ich frage euch morgen früh wieder«, sagte er – und fühlte sich unwohl dabei. Denn im Grunde wollte Rulfan gar nicht, dass ein kaiserliches Luftschiff ihn und Lay wieder zurück nach Taraganda ins Gebiet der Zilverbaks brachte.
    Es war ihm während seiner Gespräche mit dem Schamanen Aldous, nach dem wochenlangen Aufenthalt in Wimereux und letztlich bei seiner Rückreise an Bord von Victorius' Roziere immer klarer geworden: Er hatte genug vom Dschungel, genug von den primitiven Gorillamutanten. Er sehnte sich nach Zivilisation, nach mehr Hygiene und nach Gesprächen mit vernünftigen Menschen. Und nach Maddrax, ja, auch nach ihm. Doch Lay musste mit, um jeden Preis! Sie und ihr gemeinsames Kind.
    Die schwarze Schönheit richtete sich über ihm auf den Knien auf, drehte ihn zwischen ihren gespreizten Schenkeln auf den Rücken und legte sich auf seine Brust. Ihre Brustwarzen waren hart, ihre Lippen feucht. Zarr hörte auf zu schmatzen. Rulfan spürte die Blicke des Zilverbaks. Natürlich war er eifersüchtig. Lay drückte ihm die Knie in die Lenden. »Jetzt du mich«, sagte sie und umschloss seinen Mund mit ihren Lippen.
    Rulfan legte die Arme um sie, begann ihren Rücken zu massieren. Sie bog sich in seiner Umarmung und schnurrte wie ein Tier, das sich wohl fühlte. Es schien ihr nichts auszumachen, in Zarrs Gegenwart Zärtlichkeiten mit ihm auszutauschen. Rulfan war da nicht ganz so frei, ihn hemmte die Gegenwart des Gorillamutanten. Warum bei Orguudoo ging der Schwarzpelz nicht endlich schlafen?
    Lay hob den Kopf und lächelte. »Tiefer.« Ihre Stimme klang heiser. »Massiere meine Pobacken.« Er tat ihr den Gefallen, und bei Wudan – er musste sich nicht gerade überwinden dazu. Sie seufzte tief, knurrte behaglich und küsste ihm schmatzend das Gesicht ab.
    Irgendwo neben ihnen raschelte es, Chira richtete sich auf; sie knurrte. Natürlich war auch sie eifersüchtig. Am Feuer vorbei schlich die schwarze Lupa zum zweiten Lebewesen hier am Feuer, das sie ansonsten nicht ausstehen konnte, das aber im Moment dieselben Gefühle hegte. Sie streckte sich neben dem Zilverbak aus, und der versuchte nicht zu dem Liebespaar auf der anderen Seite des Feuers zu gaffen, sondern begann – Rulfan konnte es nicht fassen – mit seinen Fingern Chiras Fell zu lausen.
    Eine Zeitlang hörte Rulfan sie alle: Zarrs gemurmeltes Zürnen, Chiras leises Knurren und Lays immer lauter werdendes Seufzen und Stöhnen. Irgendwann vergaß er seine Hemmungen und hörte nur noch seine Geliebte, ihr Liebesgekicher, ihre wollüstigen Laute. Hatten die Männer in der Community Salisbury nicht manchmal die Liebesbedürftigkeit schwangerer Frauen gepriesen? Bei Wudan – sie hatten recht gehabt.
    Irgendwann war Lay satt und er auch. Sie schlief auf ihm ein, und bald schnarchte sie mit Zarr um die Wette. Gut so. Rulfan streichelte den Rücken der Schlafenden und blickte in die Baumkronen über sich. An manchen Stellen sah er Sterne glitzern, später auch die Sichel des Mondes.
    So weit Euree auch entfernt war – sie sahen dieselben Sterne dort, denselben Mond. Die Männer und Frauen der Communities, sein Vater, Königin Victoria – wie viele von ihnen würden Sonne und Sterne noch sehen? Wie viele von denen, die er kannte, lebten noch?
    Er dachte oft an Euree, an Coellen, Salisbury, London, immer öfter in letzter Zeit. Rulfan sehnte sich nach der alten Heimat, bei Wudan, nach den beiden Communities. Er wollte wissen, was mit den Menschen dort geschehen war nach dem verlorenen Krieg am Kratersee, nach dem EMP, nach dem Kampf der kosmischen Entitäten am Uluru. Er wollte dorthin…
    Aber ohne Lay? Um keinen Preis!
    Mit solchen Gedanken schlief er ein. Er träumte von seinem Vater, Sir Leonard Gabriel. Er träumte von Eve Priden, der Frau seines Vaters. Und er träumte, in einem EWAT von Salisbury nach London zu schweben. Als er über die Themse flog, hörte er einen Lupa bellen. Von fern sah er das schneeweiße Tier am anderen Ufer stehen. Es war Wulf.
    »Wulf…!« Rulfan fuhr aus dem Schlaf hoch. Neben ihm stemmte Chira die Vorderläufe in den Grasboden und kläffte in den Wald hinein.
    Auch Lay war wach. Sie warf sich auf Rulfans Bündel, riss seinen Säbel heraus und warf ihm die Waffe zu. Sie selbst richtete sich breitbeinig auf. Der Schein der Flammen spiegelte sich in der Dolchklinge in ihrer Faust.
    Der Gorillamutant hatte die ganze Nacht Holz nachgelegt, wie es schien. Eine Keule in den Händen, stand Zarr jetzt im

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