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2489 - Schach dem Chaos

2489 - Schach dem Chaos

Titel: 2489 - Schach dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Wortschatz, Sprache und Betonung waren wie die von Figuren aus alten Holo-Filmen. Und auch ein anderes Element war zu spüren: eine Art Verfremdung der Körpersprache. Dao-Lin-H'ay konnte nicht leugnen, dass sie sich über lange Zeit in Gegenwart der Terraner aufgehalten hatte.
    »Ist dein Schiff nach dem legendären Tar-Uma-K'ort benannt, dem Strategen der kleinen Schritte?«, fragte die kartanische Legende, die einen ähnlichen Ruf unter ihresgleichen genoss wie einst Oogh at Tarkan in den Galaxien der ESTAR-TU.
    »Ja, Erhabene.« Das überraschte. Der Name, den sie selbst ausgesucht hatte, war selbst den meisten Strategen des Oberkommandos unbekannt. Tar-Uma-K'ort hatte schon zu Lebzeiten als Narr gegolten, der seine Planungen viel zu kompliziert aufgezogen hatte. »Interessierst du dich etwa für die Kampftheoretiker vergangener Tage?«
    Dao-Lin-H'ay zeigte ein verzerrtes Lächeln, das unkartanisch wirkte. »Diese vergangenen Tage sind Teil meiner eigenen Geschichte«, sagte sie. »Tar-Uma-K'ort war ein übermäßig begabter Mann, der sich aufgrund seiner verschrobenen Art leider niemals richtig in Szene setzen konnte. Wir hätten viel von ihm lernen können. Damals ... «
    Erregung packte Log-Aer-M'in. Sie hatte ihn ja tatsächlich gekannt ...
    »Wir werden uns dem Hauptaufgebot der Ultima-Flotte in drei Sprüngen annähern. Wenn du bis dahin mein Gast sein willst, Erhabene?«
    »Gern, Log-Aer-M'in.«
    »Darf ich dich in meinen Privatbereich bitten? Es würde mir Freude bereiten, wenn ich dich mit kartanischen Spezialitäten verwöhnen dürfte. Gesottenes Kri'aul auf Linjab-Bohnen, durchgekrallt und sautiert, mit einer vorzüglich scharfen Brennpaste garniert.«
    »Gerne. Die Küche an Bord der SOL ist zwar ausgezeichnet, aber sie kann einen kartanischen Gaumen nur wenig begeistern. Ein Teil meiner Leute möchte sich bei dir in der Zentrale umsehen. Besonderes Interesse gilt den Waffensystemen.«
    »Den NKH-Geschützen. - Gerne. Sie erzielen zwar Wirkung, aber bei Weitem nicht in dem Ausmaß, wie wir es gerne hätten.«
    »Und die Pilotinnen?«
    »... sind Mitglieder der Vibra-Staffel. Du hast von ihnen gehört, Erhabene?«
    »Ich bin einigen von ihnen begegnet. Auf Vatucym im Vat-System. Vor nicht allzu langer Zeit. Ihre Fähigkeiten, mit den hiesigen Bedingungen umzugehen, sind beeindruckend.«
    »In der Tat, Erhabene. Die Ausbilder haben in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit Bemerkenswertes erreicht. - Wenn ich dich nun in meine Räumlichkeiten bitten darf?«
    »Ich möchte gerne eine Begleiterin mitnehmen.«
    Log-Aer-M'in konnte und durfte der ehemaligen Voica diesen Wunsch nicht abschlagen - auch wenn er gegen die Konventionen war.
    »Gern«, sagte sie also.
    Dao-Lin-H'ay deutete auf ein Geschöpf, das sich bislang hinter ihr verborgen hatte. »Darf ich vorstellen: Ejdu Me-lia. Eine ... Freundin.«
    In seinem Aussehen war das Wurmgeschöpf einem Kri'aul nicht unähnlich, und vielleicht würde es sogar schmecken, wenn man es gut abbeizte und würzte. Doch seine Ausstrahlung ... Es roch nach Falschheit, nach Abschaum. Wie konnte sich die Erhabene nur mit so einem Wesen abgeben?
    »Wenn du darauf bestehst«, sagte Log-Aer-M'in widerwillig. »Deine Freundin ist auch meine Freundin.«
    »Ich danke dir.«
    Die Flottenkommandantin drehte sich um und ging voran, mit den beiden Gästen im Schlepptau. Täuschte sie sich, oder glitzerten die Augen Ejdu Melias im selben Goldton wie jene Dao-Lin-H'ays?
     
    14.
    Ejdu Melia
    Die Begegnung mit den erschöpft durch die Gänge ihres Schiffes schleichenden Kartanin konnte sie nicht von ihrer Hingabe zu Dao-Lin-H'ay ablenken. Auch diese rochen zweifellos gut. Aber sie überstrahlte sie alle.
    Bewaffnete Kartanin eskortierten sie zu Log-Aer-M'ins Kabinentrakt. Die UMAKO, sonst zweckorientiert gebaut und bar jeder Ausschmückung, erschien in diesem Bereich des Schiffs lichter und gefälliger. Holo-Bilder sich grazil bewegender Feliden begleiteten sie; die Aufnahmen früherer Heeresführer waren mithilfe einer Art Imprägnierung in die Wände eingearbeitet worden. So liefen die virtuellen Kartanin auf und ab, neben ihnen her und erzählten im Flüsterton von Errungenschaften oder Heldentaten.
    Dao-Lin-H'ay stellte ihre Bewunderung offen zur Schau. Vor allem, als sie in die privaten Räumlichkeiten Log-Aer-M'ins gebeten wurden.
    Tausende Bücher warteten in einer fantastisch angelegten Bibliothek auf ihren Besitzer. Winzroboter, die durch die Gänge huschten, empfingen die

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