249 - Showdown
hergekommen. Das will ich nicht bereuen müssen!)
(Wirst du nicht. Mann, wie redest du eigentlich mit mir? Ich bin kein Kind mehr!)
(Du bist sechs Jahre alt), entgegnete die Barbarin.
Fünf Worte, eine Tatsache. Oft und viel zu leicht vergessen über Daa’tans Aktionen. Sie lösten Gefühle in Aruula aus, wie sie nur eine Mutter empfinden und verstehen konnte.
Daa’tans wahre Identität lag verschüttet unter den Gräueltaten, die er begangen hatte. All das Töten, die Zerstörung. Seine Erbarmungslosigkeit. Alles im großen Maßstab. Eben erst hatte er Lays Leben ausgelöscht, und das ihres ungeborenen Kindes.
Ja, Daa’tan benahm sich wie ein Kind, auf das Orguudoo stolz gewesen wäre. Doch er war nicht der Sohn des Teufels. Er war Aruulas Sohn. Ihr kleiner, verlorener Junge. Deshalb, nur deshalb, fügte sie hinzu: (Vergiss nicht: Ich liebe dich!)
Matt ließ die Zeit nicht ungenutzt verstreichen, in der seine Gefährtin mit Daa’tan kommunizierte. Er suchte mit Blicken die andere Seite des Erdspalts ab, hielt Ausschau nach Rulfan. Lay schien ihn entdeckt zu haben, bevor sie in den Tod gestürzt war.
Und tatsächlich! Vom See her zog eine beständige Brise die gezackte Schlucht entlang, und einmal fuhr eine besonders starke Böe durch eine Reihe Efrantensträucher. Ihre Blätter, geformt wie die Ohren der grauen Rüsselträger, wogten zur Seite – und gaben für eine Sekunde den Blick frei auf einen Mann mit langen weißen Haaren. Er schien reglos auf einer Art steinernem Thron zu sitzen.
Matt dachte an die Königsgräber, von denen Pilatre erzählt hatte. Gut möglich, dass der einsame Stein im Tropenwald ein solches Grab markierte. Matt winkte über die Schlucht, doch Rulfan reagierte nicht. Er rührte sich nicht einmal, und eine schreckliche Augenblicke lang hatte Matt die Befürchtung, auf einen Toten zu blicken.
»Rulfan lebt!«, durchbrach Aruulas Stimme seine düsteren Gedanken.
Matt wandte sich der Barbarin zu. »Sicher? Ich habe ihn da drüben entdeckt, aber er sitzt da wie… wie…« Er konnte das Wort nicht aussprechen, hoffte auf etwas, das seine Sorgen zerschlagen würde.
»Daa’tan hat mir ein Friedensangebot gemacht!«, sagte Aruula. »Uns«, verbesserte sie sich hastig und fuhr fort: »Er sagt, er will Rulfan freilassen und mit dir reden.«
Matt war skeptisch, und seine Zweifel wuchsen noch, als er Aruulas Bericht lauschte: Daa’tan wollte, dass sie sich auf die andere Seite der Schlucht begab, und zwar über die Liane, die von der Felsnadel hinüber reichte. Sobald Aruula festen Boden erreicht hatte, sollte sie das Grünzeug kappen. Matt konnte dann die zurück schwingende Liane nutzen, um an der Felsnadel hinab zu klettern.
»Das kommt nicht in Frage!«, sagte Matt energisch. Mit bebender Hand deutete er in den Abgrund: »Lay liegt da unten! Zerschmettert! Und ich soll dich da rüberhangeln lassen? An einer Liane?«
»Daa’tan will es so«, wandte die Barbarin ein.
»Daa’tan will es so – mein Gott!«, rief Matt aufgebracht. Er stapfte ein paar Schritte den Grat entlang, fuhr herum. »Sag mal, du erkennst aber schon, was hier passiert, oder? Ich meine: Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Daa’tans Friedensangebot echt ist!«
»Ich bin nicht dumm, Maddrax!«, erinnerte ihn Aruula. »Ich sehe durchaus, dass er uns trennen will. Aber was ich nicht sehe, ist eine Alternative! Und selbstverständlich habe ich Daa’tan gefragt, warum ich über die Schlucht zu Rulfan klettern soll, wenn er ohnehin vorhat, ihn freizulassen.«
»Und?«
»Er sagt, Grao’sil’aana hätte noch eine Schuld zu begleichen. Du erinnerst dich an die Sache in Ägypten? Daa’tan will ihn einbeziehen, wenn er sich mit uns verträgt, und deshalb hat er den Daa’muren nach drüben geschickt. Er soll mich zu Rulfan führen.«
Matt rang die Hände. »Aruula, ich flehe dich an: Das kannst du nicht für bare Münze nehmen!«
»Tue ich auch nicht«, sagte die Barbarin. »Aber abgesehen davon, dass ich mitspielen muss, um Rulfan nicht in Gefahr zu bringen: Überleg mal, was für eine Chance sich hier eröffnet!«
Matt runzelte die Stirn. »Du meinst…«
»Ja, genau!« Aruula nickte. »Wir hatten uns doch darauf geeinigt, dass Grao’sil’aana verschwinden muss, wenn wir Daa’tan helfen wollen. Jetzt bietet sich die Gelegenheit dazu, und ich schwöre dir, Maddrax:« Sie lächelte grimmig. »Den Kerl zu töten, der mich zum Sterben in eine Pyramide gelockt hat, wird mir ein Vergnügen
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