249 - Showdown
nicht abergläubisch, aber dieses Ding kann einem Angst einjagen, dachte Matt schaudernd und fügte laut hinzu: »Aber vielleicht soll es das auch!«
Auch-auch wisperte ein Echo aus der Tiefe. Überrascht blickte Matt noch einmal in den Mund, und tatsächlich: Hinter den »Lippen« verbarg sich ein Höhlengang!
Es krachte wie Holz unter seinen Füßen, als Matt auf den Rand stieg. Ein Teil brach weg, und er stürzte hintenüber und landete im Gras. Das geborstene Stück rollte neben ihm aus, und automatisch griff er danach, hob es hoch – und ließ es hastig wieder fallen. Es war ein Totenschädel!
Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass der gesamte Eingangsbereich aus Gebeinen bestand. Ob es Menschenknochen waren oder die Überreste von Tieren, konnte Matt nicht mit Sicherheit sagen. Nur eines stand fest: Es war schon lange tot. Und es bildet den Eingang zu einem ziemlich großen Gewölbe. Sonst hätte ich kein Echo gehört.
Matt erinnerte sich, dass er noch die Steine bei sich trug, mit denen er gestern das Lagerfeuer entfacht hatte. Er griff in seine Jackentasche.
Gras und Zweige zum Fackeldrehen gab es reichlich. Das Anzünden dauerte etwas, aber schließlich war es geschafft, und Matt machte sich auf den Weg. Vorsichtig, und doch mit glänzenden Augen. Was mochte das Geheimnis dieser Höhle sein? Gehörte sie zu Daa’tans Plan, oder hatte er sie zufällig entdeckt?
Auf den ersten Metern fand er nichts weiter als dunkles Gestein und verstreute Knochen. Zwischen ihnen lagen immer wieder Totenköpfe.
Matt liebte das Geheimnisvolle, Unerforschte, aber dieses Ambiente zerrte doch an seinen Nerven. Er wusste von Pilatre, dass die Ruhestätten bedeutender Afraner auf Kisiwaaku unterirdisch angelegt wurden, als Kammern. Aber was Matt hier durchschritt, war ein Stollen! Man hatte die Wände bearbeitet und mit Talismanen behängt – Muscheln, seltsam geformten Hölzern, Lioonkrallen.
Das ist kein Königsgrab, sagte sich Matt. Seine Tritte hallten von den Wänden wider, und er musste die Fackel heben, um das stetig ansteigende Höhlendach noch aus der Dunkelheit zu holen. Dabei merkte er, dass ein Luftzug die Flammen umspielte. Das konnte nur eines bedeuten: Es gab einen Ausgang zur Innenseite des Vulkankegels!
Matt grinste beim Gedanken an Daa’tans überraschtes Gesicht, wenn er an gänzlich unerwarteter Stelle im Krater erschien. Mit neuem Elan folgte er einer Gangbiegung – und fuhr erschreckt zurück. Da stand jemand! Drohte mit erhobenen Armen!
Matt atmete auf, als er begriff, dass das Flackerlicht seiner Fackel die Bewegung nur vortäuschte. Was ihm in wilder Pose den Weg versperrte, war eine lebensgroße Holzstatue, ausgerüstet mit allen Absonderlichkeiten, die der afrikanische Mystizismus zu bieten hatte. Misstrauisch näherte sich Matt der düsteren Gestalt.
Bateras waren in ihrem Haar verwoben, eine Krallenkette hing ihr um den Hals, und in den Augenhöhlen steckten schwarze Skorpione. Besonders auffallend aber war der Goldklumpen, der wie ein Ersatzherz aus ihrer Brust ragte. Er versprach unermesslichen Reichtum. Bettelte schier darum, dass man ihn herauszog. Matt schätzte das Gewicht des Goldes, dann senkte er seine Fackel und beleuchtete den Steinsockel, auf dem die Statue stand. Da war ein unauffälliger Spalt ringsum.
Unwillkürlich fühlte er sich an den »Jäger des verlorenen Schatzes« erinnert. Alles war gut gelaufen für Indiana Jones – bis er den Goldkopf von seinem Sockel hob.
Obwohl Matt nicht annahm, dass ihn eine gigantische Steinkugel verfolgen würde, wenn er das Goldherz an sich nahm, ließ er es doch stecken. Er hätte ja eh nichts damit anfangen können – außer es Daa’tan an den Kopf zu werfen. Er drückte sich vorsichtig an der Statue vorbei.
Nur ein paar Schritte weiter verriet ihm die Höhle ihr Geheimnis. Sie war tatsächlich kein Königsgrab. Sie war die letzte Ruhestätte der Voodoopriester! Vor Matt öffnete sich eine riesige Halle – und da standen sie, Reihe über Reihe in schlanken Felsnischen: Zauberer, Schamanen, hellsichtige Weiber. Aufrecht festgebunden, die Köpfe nach vorn geknickt.
Matt liefen Schauer über den Rücken, als er unter den Toten her schritt. Nach all der Zeit hätten eigentlich nur noch Skelette existieren dürfen, aber irgendetwas hatte die Leichen vor der Verwesung bewahrt! Mehr noch: Sie sahen aus, als wären sie erst kürzlich gestorben! Matt hoffte, dass sich dieses Phänomen mit dem Mikroklima der Höhle erklärte
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