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2490 - Die dunklen Gärten

2490 - Die dunklen Gärten

Titel: 2490 - Die dunklen Gärten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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voller eingelagerter Hyperkristalle oder möglicherweise Partikel aus Psi-Materie.
    »Psi-Glas. Hyperkristalleis. Mit einem Wort: Du bist völlig ahnungslos«, hatte ich seine Überlegungen resümiert.
    »Der Weise lernt mit seiner Unkenntnis zu leben«, hatte er mich beschieden.
    »Der Weise. Aber du?«, hatte ich ihn gefragt.
    »Mir ist es egal.«
    Die Reparatur vollzog sich ebenso lautlos wie unsichtbar. Roboter zog wieder ab. Ich ging in das Gemach Qas.
    »Und?«, fragte er.
    »Alles bestens. Roboter hat kein Wort gesagt. Das Schiff fliegt wie eh und je. Hast du je überlegt, ob du überhaupt der Kapitän dieser Kapsel bist oder nicht vielmehr etwas wie ihr Haustier?«
    »Mir kann es egal sein.«
    »Dir ist es egal. Ich könnte so nicht leben.«
    Qa richtete sein Augengeviert auf mich. Drei der vier Augen waren trüb geworden. Er erblindete allmählich. »Wie könntest du denn leben? Und wo willst du leben, wenn ich tot bin?«
    Auf der Winterwelt. »Nirgends.«
    »Mir könnte es ja egal sein«, murmelte Qa durch die Kieferfäden. »Aber wenn du etwas suchst, was dem Nichts möglichst nahekommt - warum bleibst du nicht an Bord?«
    »Wenn ich deine Erzählungen richtig verstanden habe, müsste ich dazu Friedensfahrer werden.«
    Ich hatte Qa auf viele Missionen begleitet, irgendwann angefangen, eine Strategie und Einsatztaktik mit ihm zu besprechen, ihm hier und da einen Rat zu geben. Worauf Qa in der Regel gesagt hatte: »Mir kann es ja eigentlich egal sein, aber versuchen wir es so, wie du sagst.«
    Meist zu seinem Vorteil.
    »Das Leben an sich - ich denke nicht, dass ich etwas wie sein unbedingter Verteidiger sein möchte. Und als Friedensfürst habe ich mich nie gesehen.«
    Qa schwieg eine Weile, setzte sein Netz in Bewegung, wippte auf und nieder. Eine Nährdrohne summte über ihm und ließ ein safttriefendes Fleischbällchen fallen. Ein synthetisches Fleischbällchen. Qa hätte kein Stück Leben an sich je in einen Gewürzsud getunkt.
    »Der Frieden«, sagte er endlich gedehnt. »Frieden ist mehr, als in Ruhe gelassen zu werden. Frieden heilt.«
    »Welche Wunden?«
    »Alle. Auch die, die noch nicht geschlagen sind. Wer sagt dir übrigens, dass das Patronat dich zulässt? Dass du die Initiierungs-Aufgabe lösen würdest? Dass du das Siegel der Heißen Legion erhältst? Wahrscheinlich ist es ja nicht.«
    Nachdem ich die Initiierungs-Aufgabe gelöst und das Siegel erhalten hatte, setzte ich Qa auf seinem Heimatplaneten Quimvoon ab. Ich musste in der Gluthitze einen Schutzanzug tragen. Auf dem glasierten Landefeld war die OREON-Kapsel das einzige Raumschiff.
    »Großartiges Empfangskomitee«, sagte ich. Weit und breit kein Lebewesen, kein Gewächs, kein Gebäude. In der Ferne der duchsichtig-eitrige Schleier eines Sandsturms. »Ihr habt sicher mächtig viel Spaß hier.«
    »Wir leben in den Kavernen«, sagte Qa kurz angebunden. Sein Augengeviert war nun ganz erblindet; aus dem Geviert ragte wie ein Periskop eine elektromagnetisch-mentale Sehhilfe, deren lebloses Auge mich anglotzte.
    »Es kann mir ja egal sein, aber würdest du mir sagen, wie du SCHIFF nennen wirst? Oder soll es im Andenken an mich weiterhin SCHIFF heißen?«
    »Ich werde versuchen, dich so schnell wie möglich zu vergessen«, sagte ich.
    »Die Kapsel werde ich DONNERBLAU nennen. Wie findest du das?«
    »Grauenhaft. Wie lautet gleich der Auftrag, den dir das Orakel auf Norenor gestellt hat?«
    »Einen gewissen Pensionär nach Quimvoon zu schaffen und in den dortigen Kavernen zu entsorgen.«
    Qa kräuselte belustigt die Ausdruckshaut um sein Augengeviert. »Du Angeber«, sagte er.
    »Die Dienstbezeichnung ist nicht Angeber, sondern Bey«, erinnerte ich ihn.
    »Bey? Siehe da. Und ich habe in den letzten Jahren im Glauben gelebt, den letzten Winterkhan der Dwenem an Bord zu Gast zu haben.«
    »Wie man sich täuschen kann.«
    »Mir kann es ja jetzt egal sein.«
    In einiger Entfernung tat sich etwas in der Wüste. Eine Art Baldachin erhob sich auf dünnen Stangen. Sand rieselte von allen Seiten herab. Das Tuch des Daches begann im Wind zu knattern.
    Qa drehte das mechanische Auge in die Richtung der Erscheinung. »Ich gehe heim. Der Auftrag des Orakels hat mit der Proto-Negasphäre Hangay zu tun, nicht wahr?«
    »Jetzt orakelst du.«
    »Wir nehmen Partei, wie es scheint. Partei gegen die Chaotarchen. Wir ziehen in den Krieg. Eine neue Zeit beginnt. Ich glaube nicht, dass ich dich beneide.«
    Er hob seine vier Vordergliedmaßen vom Boden und winkte. Ich

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