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2490 - Die dunklen Gärten

2490 - Die dunklen Gärten

Titel: 2490 - Die dunklen Gärten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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passiert ist.«
    »Soweit wir es rekonstruieren konnten, wurde euer Mutterschiff aus der Sextadimhalbspur geschleudert.«
    Ja, dachte ich. Aus dem Sphäronium. »Wir wurden angegriffen.«
    »Während eines Fluges durch die Sextadimhalbspur? Erstaunlich. Euer Mutterschiff scheint unmittelbar nach dem Austritt zerstört worden zu sein. Jedenfalls hat das Steuergehirn deines Rettungsschiffes keine Verbindung mit ihm halten oder neu aufbauen können. Interessantes Objekt übrigens, dieses Steuerhirn ...«
    »Eine Neurotronik«, sagte ich. »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist tot.«
    »Tot?« Ich faltete misstrauisch den Sinnenschirm zusammen. Neurotroniken hatten eine Lebenserwartung von tausend Jahren und mehr. Als ich in die Rettungstube transmittiert wurde, hatte ich den Eindruck, es mit einer vergleichsweise jungen Neurotronik zu tun zu haben.
    Wieso sollte sie tot sein?
    »Wir glauben, dass dieses Steuerhirn dein Schiff aus der Gefahrenzone bringen, es allerdings nicht vor Schaden bewahren konnte. Das Überlichttriebwerk ließ sich nicht mehr in Betrieb nehmen.
    Du warst schwer verletzt. Das Steuerhirn sah keine Möglichkeiten, dich mit Bordmitteln zu heilen.«
    Ich betrachtete meine Glieder. Sie waren unverletzt. Auf den ersten Blick.
    Dann sah ich die Brandnarben. Das ersetzte Gewebe. »Was ist passiert? Sag mir endlich die Wahrheit.«
    »Das Steuerhirn hat dich kryostasiert. Dann ist es auf große Fahrt gegangen, anscheinend in Richtung deiner Heimatgalaxis. Mit einer Geschwindigkeit knapp unterhalb der des Lichtes.«
    Ich stellte den Sinnenschirm wieder auf. »Ein Dilatationsflug. Wie lange war ich unterwegs?«
    »Bordzeit oder externe Bezugszeit?«
    »Externe Bezugszeit natürlich!«
    »Zwölf Millionen Jahre«, sagte Qa.
    Mein Schirm faltete sich unwillkürlich zusammen. Ich dachte nach. »Hast du jemals von dem Khanat der Winterwelt gehört?«
    »Haben wir?«, fragte Qa in den Raum.
    Ich dachte: Er bittet das Schiffshirn um Information.
    »Nein«, hörte ich eine körperlose Stimme sagen.
    »Es tut mir leid«, sagte Qa. »Wir wissen nichts von einem Khanat der Winterwelt. Zwölf Millionen Jahre - das ist länger, als die mächtigsten galaxienendemischen, ja länger, als selbst die meisten galaxientranszendenten Sternenreiche währen. Als das Schiffshirn merkte, dass es den Flug nicht überleben würde, hat es eine primitive positronische Steuerung gebaut und ihr das Kommando übergeben. Es wollte dich offenbar nicht im Leerraum zwischen den Galaxien wecken und dort sterben lassen. Das war eine kluge Entscheidung. So hat es bis nach Zheiranz fliegen können. SCHIFF hat deine Rettungskapsel entdeckt, dich untersucht, aus der Kryostasis geholt und gesund gepflegt.«
    Ich stellte den Schirm weit auf und lauschte, lauschte, als könnte ich irgendein Signal, einen schwachen Hauch aus der Vergangenheit empfangen. Einen Ruf aus dem Khanat der Winterwelt.
    Nichts.
    »Das hattest du übrigens bei dir«, sagte Qa und zog ein schimmerndes, kurzes Schwert aus seiner Pelerine. Mein Ghoutrel.
    *
     
    Jahrzehnte später. Ich hatte die Einladung Qas angenommen, vorläufig an
    Bord von SCHIFF zu bleiben. Qa alterte zusehends, und ich alterte auch. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, redeten. Ich berichtete ihm von den Lebensinseln des Khanats und den Khanen, die über den Gräbern Ausschau hielten, ob sich nicht eines davon öffnen würde für sie. Von den Türmen meines Stammesheims, über dem die Energiegloriolen des Winterkieges donnerblau wehten.
    Qa erzählte mir von den Friedensfahrern.
    Ich fragte: »Wenn ich den Sinn eures Clubs richtig verstehe, wäret ihr gegen solche wie mich zu Felde gezogen, oder? Gegen die Winterkrieger, gegen unsere Galeeren und Sternentrajekte?«
    »Da sind so alte Geschichten«, sagte Qa. »Es kann dir und mir egal sein.«
    Einmal musste der Reparaturroboter der OREON-Kapsel - Qa hatte ihn, einer Eingebung seiner wunderlichen Phantasie folgend, Roboter genannt - einen Defekt beheben, den weder Qa noch ich bemerkt hatten.
    Die Schadensbehebung fand mein ungeteiltes Interesse, blieb aber unsichtbar. Ich saß neben dem leidenden Aggregat. Es lag in einen Block eingegossen, der aus demselben Material bestand wie die Schiffshülle: einem hellgrünen MetaGlas, das von unzähligen Rissen durchzogen schien. Seine Oberfläche war wie die Haut eines Wasser-Doohn rau, von winzigen Reißzähnen besetzt.
    Qa vermutete, dass dieser Stoff eine Materieprojektion war, von unbekannten Kräften stabilisiert,

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