2491 - Der dritte Messenger
zu haben.
Wie konnte er sich anmaßen, ihr zu diktieren, wie sie zu fühlen und welche Entscheidungen sie zu treffen hatte?
»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich weiß, dass du ... «
»Den Tod der Superintelligenzen vergesse ich an keinem einzigen Tag meines Lebens.« Kamukos Gestalt richtete sich auf, und ihre Augen leuchteten noch intensiver hellgrün als zuvor. Es war, als kehre ursprüngliches, kraftvolles Leben für einen Augenblick in den ausgemergelten Körper zurück, als weiche die Krankheit vor der wilden, inneren Entschlossenheit und der Intensität ihrer Gefühle.
»Hörst du, Patron? An keinem einzigen Tag!«
Cosmuel stellte sich neben sie.
»Niemand muss mir sagen, dass aus der Macht, die mir die Nachtlicht-Rüstung verleiht, Verantwortung erwächst«, ergänzte Kamuko. »Dennoch werde ich meinen Schwur nicht brechen. Noch einmal - ich habe gelernt, welche Folgen mein Versagen nach sich zieht, und ich würde wieder versagen. Wer würde dieses Mal sterben? Vielleicht keine Superintelligenz, aber eine höhere Wesenheit, der Nukleus der Monochrom-Mutanten. Außerdem sind auf diesem Schlachtfeld Günstlinge einer Superintelligenz anwesend, die Vitalenergiespender tragen. Da sind sie wieder, das große kosmische Umfeld und die weitreichenden Folgen meines Handelns. Nein, Patron ... ich weiß, was ich zu tun habe.«
Kantiran musterte die beiden Frauen, die auf völlig unterschiedliche Weise eine wichtige Rolle in seinem Leben spielten. Cosmuel als die Frau, die er liebte - Kamuko als die Gründerin des Geheimbunds der Friedensfahrer, der zu seinem Schicksal geworden war.
Cosmuel, die Halbcyno, schlank und hoch aufgerichtet, die weißblonden Haare zu einem Zopf über dem linken Ohr gebunden. Ihr Körper war jung und athletisch, die Gesichtshaut hell, beinahe blass. Die Aeganerin Kamuko hingegen war längst wieder in sich zusammengesackt, krank und hinfällig, mit mahagonifarbener Haut, zerfurchter Stirn und ausgemergelt flachem Kinn.
Äußerlich könnten zwei Humanoide kaum unterschiedlicher sein, doch die grünen Augen hatten sie gemeinsam. Cosmuels Iriden waren einen Tick dunkler, aber über die Grenzen ihrer Völker hinweg ähnelten sie sich, spiegelten den Hauch des Kosmischen.
»Das Vibra-Psi ist erloschen«, fuhr Kamuko fort. »Es ist, wie es schon immer war, schon vor Jahrmillionen - die Dinge fügen sich auch ohne meine Mitarbeit. Das Universum benötigt mich nicht. Wie könnte ich auch etwas anderes annehmen? Ich bin entbehrlich, ganz egal, ob die Kosmokraten mir das hier zugedacht haben.«
Sie schlug gegen die Beinschienen der Nachtlicht-Rüstung.
»Aber ich bin kein Instrument, sondern ein Individuum. Ihr seid Friedensfahrer, seid meine Schöpfung. Als ich den Geheimbund gründete, sah ich die ersten Mitglieder als meine Kinder an, als mein Vermächtnis an das Universum, meinen Beitrag zur Entwicklung des Lebens an sich. Habt ihr nicht gelernt, dass ihr Individuen seid und Entscheidungen treffen müsst, für die nur ihr selbst verantwortlich seid? Die Dinge um die Negasphäre fügen sich auch ohne mich. Das Erlöschen des Vibra-Psi beweist es.«
Kantiran lauschte den Worten, die sie in andächtigem Tonfall vorbrachte. Er wusste, warum sie diese Rede hielt. Sie versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass durch die aktuelle Entwicklung der gewaltige moralische Druck von ihr genommen worden war.
Es gab keine Argumente, die Kantiran oder sonst jemand ins Spiel bringen konnte. Kamuko wusste bereits alles. Vielleicht sogar besser als er selbst.
Ihr war klar, welche Bedeutung GLOIN TRAITOR, den Kosmischen Messengern und TRAITOR als gesamtem endlosem Heerwurm der Chaosmächte zukam. Sie wusste um den Nukleus, um Perry Rhodan, um CHEOS-TAI.
Der GESETZ-Geber hatte schon vor Jahrmillionen in Kamukos Leben eine Rolle gespielt, ja selbst auf Kantirans Vater war sie damals getroffen. Sie hatte sogar die Zellaktivatoren ins Spiel gebracht und über sie die Superintelligenz ES, die eine Verbindung zu den höheren Ordnungsmächten darstellte, an die Kantiran in diesem Zusammenhang niemals gedacht hatte.
Noch immer war die Gründermutter nicht am Ende ihrer Ausführungen angelangt. »Die Nachtlicht-Rüstung bedrängt mich stärker als in den letzten Jahrhunderten. Der Vektor-Helm wispert wieder lauter in meinen Gedanken, aber ich würde ihn eher von mir reißen und ins Vakuum schleudern, als ihn anzulegen.«
Nach diesen Worten breitete sich Stille aus.
»Damit ist alles gesagt«,
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