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2491 - Der dritte Messenger

2491 - Der dritte Messenger

Titel: 2491 - Der dritte Messenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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sprechen.«
    Ca-Her-L'ron fuhr die Krallen aus. Am liebsten hätte sie diesen Roboter gepackt und an der von Schlingpflanzen bedeckten Wand zerschmettert.
    »Allerdings«, fügte er hinzu, »gibt es auch keinerlei Beweise, die dagegen sprechen. Wenn du mir erlauben würdest, eine aktuelle Scanreihe durchzuführen, könnten die Ergebnisse durchaus ... «
    »Ich benötige keine Beweise! Es geht mir besser als zuvor, das genügt. Für mich ist das ein ausreichend großer Beweis.«
    »Sind deine Kopfschmerzen verschwunden?«
    Was bildete sich dieser Blechhaufen eigentlich ein? Schuldete sie ihm vielleicht Rechenschaft? Er teilte die penetrante Art so manchen Medikers, den sie im Laufe ihrer Ausbildungsjahre kennengelernt hatte. Wahrscheinlich hatte er seine grundlegende Programmierung von einem arroganten Widerling erhalten, der glaubte, über das Leben seiner Patienten bestimmen zu können, nur weil er ihre Körper vermeintlich besser kannte als sie selbst.
    Der Greifarm kam näher. Die Karta-nin ließ zu, dass der Roboter ihr die Injektion verabreichte. In der Tat konnte sie die Verbrennungen an ihrem Arm nicht leugnen. Niemand sollte ihr vorwerfen können, unvernünftig zu sein.
    Sie befahl dem Roboter, sie zu ihrer Mitpilotin zu begleiten. »Nar-Yan-N'ik benötigt deine Hilfe wohl dringender als ich. Wer weiß, wie sehr ihr das Vibra-Psi nach der kurzen Phase der Erholung zusetzt.«
    Wenig später betätigte sie vor der Kabinentür das Anmelde-Signal.
    Es erfolgte keine Reaktion.
    Sie wiederholte es, lauschte dabei ganz genau. Nichts zu hören. Vielleicht hatte ihre Kollegin das Signal auf rein optische Wirkung gestellt. Oder es war ausgefallen. Immerhin war so einiges an Bord der JOHSAB defekt. Sie rief laut Nar-Yan-N'iks Namen, doch wieder öffnete niemand.
    »Ihr ist etwas zugestoßen!« Ca-Her-L'ron wandte sich an den Bordrechner
    der OREON-Kapsel. »Ein Notfall! Öffne sofort die Kabinentür!«
    »Das kannst du nicht wissen«, wandte der Medoroboter ein. »Vielleicht möchte sie lediglich nicht gestört werden. Du kannst ihre Privatsphäre nicht ohne dringenden Grund ... «
    »Verschwinde, Grind!«, fuhr sie den Robot an.
    »Ich sagte dir schon einmal, dass ich nicht ... «
    »Für mich heißt du ab sofort Grind.« Damit war das Thema für sie erledigt. Mit veränderter Tonlage fuhr sie fort: »Ich wiederhole: ein medizinischer Notfall. Sofort die Tür öffnen!«
    In der nächsten Sekunde zischte es, und sie konnte in die Kabine ihrer Mit-pilotin blicken. Sie war leer. Ob Nar-Yan-N'ik nur in die Zentrale gegangen war? Vielleicht hatte sie tatsächlich überreagiert. Vor Grind würde sie das allerdings ganz gewiss nicht zugeben.
    Sie trat ein, um in jeden Winkel des Raumes sehen zu können. Möglicherweise lag die Bewohnerin verkrümmt in einer Ecke, schwer verletzt und ...
    ... und mit brennendem Schutzanzug.
    ... und weit aufgerissenen Augen.
    Der Medorobot folgte ihr in die Kabine.
    Im selben Moment torkelte Nar-Yan-N'ik aus der kleinen Hygienezelle. Ihr Gesichtsfell war verschmiert. Sie wischte sich zitternd über den Mund. »Das Vibra-Psi ist zurück. Es hat mich härter getroffen als zuvor. So schlimm war es die ganze Zeit nicht. Vielleicht weil ich dachte, es sei vorbei. Ich ... ich kann es mir selbst nicht erklären. Allerdings habe ich mich auch fürchterlich aufgeregt, du kennst mich ja. Mein Magen verträgt das einfach nicht und hat rebelliert. Aber sag mir, wie fühlst du dich? Besser?«
    Ca-Her-L'ron dachte kurz darüber nach, wie sie ihren Zustand beschreiben sollte.
    »Ich fühle mich wasserblau«, meinte sie dann.
    Ihre Mitpilotin sah sie fragend an, drehte sich plötzlich hektisch um und verschwand noch einmal in der Hygienezelle.
    »Siehst du, es ist gut, dass ich dich mitgenommen habe, Grind.«
    Ca-Her-L'ron erhielt keine Antwort. Verblüfft drehte sie sich um.
    Eben hatte der Medoroboter doch noch neben ihr gestanden - wie konnte das sein? Die Kabine ringsum war völlig leer.
    *
     
    »Was hast du damit gemeint?«, fragte Nar-Yan-N'ik später. »Womit?«
    »Dass du dich wasserblau fühlst.«
    Sie atmete den beißenden Gestank von Erbrochenem.
    »Mir fiel kein besseres Wort ein. Es ist nicht gerade so, dass es mir völlig gut geht - diese elenden Kopfschmerzen wollen nicht völlig verschwinden. Manche Geräusche machen mich verrückt, nicht wenn sie besonders laut sind, aber wenn sie zischen wie ... «
    Wie verpuffende Energie, die weiß lodernde Flammen durch die Zentrale einer OREON-Kapsel

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