2491 - Der dritte Messenger
und auf meinen desaktivierten Schutzanzug schicken.
»... wie ein frischer Ardustaar-Wein.«
Nar-Yan-N'ik blickte sie fragend an. »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
»Mein Zustand ist etwa der, wenn du mörderischen Durst, aber nur wenig Wasser zu trinken hast. Es hilft, aber es lindert nicht völlig diese furchtbar trockene Kehle. Genauso fühle ich mich. Als sei da etwas Wasser, aber nicht genug.«
Ihre Mitpilotin deutete auf einen der beiden Sessel, den sie in ihrer Kabine hatte ausformen lassen. »Noch mehr Vibra-Psi wäre keine gute Idee.«
»Darum geht es auch nicht. Da ist noch mehr.«
»Dein Arm.«
»Nicht nur. Ist dir in letzten Zeit irgendetwas Seltsames aufgefallen?«
»Du meinst, außer dass ich immer noch gewürgt habe, als mein Magen längst leer war?«
Ca-Her-L'ron verzog angeekelt das Gesicht und fügte geschmacklos zu der Liste der Eigenschaften hinzu, die sie an Nar-Yan-N'ik missbilligte. Ganz oben, direkt neben macht Fehler in Krisensituationen.
Nach dieser geistreichen Bemerkung schwiegen sie, bis wenig später der Bordrechner meldete, dass der Friedensfahrer zurückgekehrt war.
Die beiden Kartanin gingen los, um den Wörrianer zu begrüßen.
Er erwartete sie, auf sein drittes Bein gelehnt, das seinen Rücken stützte. Wie immer kauten seine Zähne auf Körnern, die er sich unablässig in den winzigen Mund stopfte. »Ich habe die Besprechung abgebrochen. Wir werden sowieso keine neuen Ideen entwickeln. Ich fühle mich nicht wohl.«
»Du ... bist krank?«, fragte Ca-Her-L'ron.
»Kopfschmerzen«, antwortete er kurz angebunden. »Sie machen mich noch verrückt. Kein Medoroboter konnte etwas für mich tun.«
Ausgerechnet Kopfschmerzen?
Der Wörrianer entschuldigte sich und zog sich in seine Kabine zurück. »Bitte stört mich nicht, solange es keinen triftigen Grund gibt«, sagte er zum Abschluss. »Fühlt euch weiterhin als meine Gäste.«
Das war der Moment, in dem Ca-Her-L'ron endgültig misstrauisch wurde.
Die Medikamente, die ihren schrecklich verbrannten Arm betäubten, lösten ihre Kopfschmerzen nicht. Dem Wörrianer ging es nicht anders. Nar-Yan-N'ik wurde von dem Vibra-Psi stärker gebeutelt als je zuvor.
Der Medoroboter verschwand von einem Augenblick auf den anderen.
Auf der JOHSAB ging irgendetwas vor. Ca-Her-L'ron stand wie erstarrt.
5.
Kantiran: Dunkel wie der Tod
Generalin Kamuko stand wie erstarrt. Ein Zittern durchlief ihre gebeugte Gestalt.
Kantiran starrte auf ihren Rücken. Das Wiedererwachen des Vibra-Psi ließ alles, was Kamuko in den letzten Minuten gesagt hatte, hinfällig werden. Ob sie zurückkehren und sich eine neue Ausrede vor sich selbst zurechtlegen würde?
Die Gründermutter drehte sich nicht einmal um, als sie sagte: »Das Vibra-Psi hat nicht seine alte Stärke, aber es ist unverkennbar. Das bedeutet, dass GLOIN TRAITOR seine Arbeit wieder aufgenommen hat.«
Sie verließ mit schlurfenden Schritten die Zentrale.
Kantiran sah keinen Sinn darin, ihr nachzueilen. Was hätte es schon gebracht, sie zur Rede zu stellen? Kamuko war die Letzte, die sich diese Entwicklung gewünscht hatte.
Mit Cosmuel Kain blieb er in der Zentrale der THEREME zurück. Er schaute
seiner Partnerin in die Augen. Darin lag eine Qual, wie sie nicht nur vom Vibra-Psi allein bewirkt werden konnte. Wahrscheinlich stellte sie genau dieselben Überlegungen an wie er.
Sie spielte mit den Spitzen ihrer Stirnhaare, wickelte sie um die Finger, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. »Nun rächt es sich, dass es uns nicht gelungen ist, der Nadel des Chaos den Vernichtungsschlag zu versetzen.«
»Was hätten wir tun sollen, als sich die Schlacht zu unseren Ungunsten entwickelte? Weiter wie dumme Selbstmörder gegen GLOIN TRAITOR anrennen?
Die Angriffsflotte war zum Scheitern verurteilt!«
Sie legte die Hand an seine Wange. Zwischen Zeige- und Mittelfinger hing eines ihrer Haare und kitzelte ihn an der Nase. »Wenn dein Vater nicht den Rückzug befohlen hätte, wären wir jetzt alle tot. Meine Worte waren kein Vorwurf gegen ihn. Ganz im Gegenteil. Er hat richtig gehandelt.«
Kantiran genoss es, als ihre Fingerspitzen seinen Nacken massierten. »Manchmal muss ein Heerführer seine Soldaten in den Tod schicken, hast du mir vorhin gesagt. Und manchmal muss er ihnen das Leben retten, indem er eine Mission abbricht. Egal, welche Folgen es nach sich zieht. Aber wir dürfen nicht denselben Fehler begehen wie Kamuko! Wir müssen mit allem, was uns zur
Weitere Kostenlose Bücher