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2491 - Der dritte Messenger

2491 - Der dritte Messenger

Titel: 2491 - Der dritte Messenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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der Friedensfahrer aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Doch obwohl sie nie wieder auf der kosmischen Bühne hatte stehen wollen, befand sie sich nun in Hangay, wo die Entscheidung im Kampf gegen eine dritte Negasphäre dicht bevorstand. Kantirans Überzeugung nach trug die Nachtlicht-Rüstung daran die Schuld, dass Kamuko entdeckt worden war - dieses Machtinstrument kosmokratischer Fertigung drängte danach, seinen Existenzzweck erfüllen zu können. Die Rüstung wollte kämpfen, wollte, dass ihre Trägerin sie einsetzte, damit sie tun konnte, wozu sie einst geschaffen worden war.
    Sein Vater hatte ihm erzählt, dass es ihm bisweilen bei solchen Produkten kosmokratischer Ultra-Hightech so vorkam, als entwickelten sie einen eigenen Willen oder gar ein eigenes Bewusstsein.
    »Generalin!« Kantiran erhob sich und wies auf seinen Sessel. Terranische Höflichkeitsfloskeln, dachte er. Offenbar waren sie ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
    »Ich ziehe es vor zu stehen.« Kamukos Stimme klang brüchig und leise. »Ich fühle, dass das Vibra-Psi erloschen ist. Eine gute Entwicklung.«
    »Der dritte Kosmische Messenger, der bislang außerhalb stand, weil er nicht durch den Kernwall dringen konnte, ist durch ... «
    »Das ist nicht meine Sache, Patron«, unterbrach die Generalin. »Ich habe mich entschieden, nicht in den Kampf einzugreifen, mehr noch, ich habe es mir geschworen. Nichts und niemand kann mich dazu bringen, diesen Schwur zu brechen. Die Vergangenheit hat gezeigt, welche Folgen es nach sich zieht, wenn ich versuche, eine Aufgabe von kosmischer Größe zu erfüllen.«
    »Du trägst die Rüstung, Generalin.«
    »Die Zeit, in der ich Generalin war, ist lange vorbei. Länger, als du dir auch nur vorstellen kannst. Wenn ich überhaupt noch etwas bin, dann die Gründermutter der Friedensfahrer.«
    »Eine Gründermutter, die Frieden postuliert, aber die Nachtlicht-Rüstung trägt, die für den Kampf ... «
    »Sei still, Kantiran!« Cosmuel stand in der noch immer geöffneten Tür. »Oder glaubst du, Kamuko hätte vergessen, dass sie die Rüstung trägt?«
    Kamukos Fingerspitzen strichen über das hellblaue Etui des Vektor-Helms, das an ihrem Gürtel hing. Gerade der Helm war Teil ihres Schwurs - sie würde ihn nie wieder aufziehen, um mit seiner Hilfe in den Hyperraum zu blicken und sich auch unter den widrigsten Bedingungen einer Negasphäre orientieren zu können. Ihren Erzählungen nach drängte der Helm sie seit Ewigkeiten dazu, ihn aus dem Etui zu nehmen. Sie beschrieb dieses Verlangen als wispernde, wesenlose Stimme in ihren Gedanken, als inneren Zwang, gegen den sie ankämpfte, weil die Rüstung komplett sein wollte.
    Doch Kantiran gab sich keinen Illusionen hin. Kamuko widerstand diesem Drang seit Jahrhunderten und würde ihm wohl auch in diesen Tagen nicht nachgeben.
    »Ich bin nicht etwa gekommen, um euch mitzuteilen, dass ich in den Kampf ziehe«, sagte die Aeganerin. »Meine Entscheidung steht und wird sich nicht ändern. Ganz im Gegenteil. Damals bei der Negasphäre von Tare-Scharm gelang die Retroversion auch ohne mich. Auch die Negasphäre des Herrn der Elemente ist durch die Rückführung von TRIICLE-9 ausgelöscht worden.«
    »In Tare-Scharm starb ARCHETIM, und das LICHT VON AHN hat im Kampf gegen das Pseudo-Nukleotid Aqaho TRIICLE sein ... «
    »Kantiran«, zischte Cosmuel. Erschrocken hielt er inne - erschrocken über Cosmuels Schärfe und über seine eigene psychische Brutalität. Den letzten Satz hatte er aus reiner Wut und Aggression gesprochen, um Kamuko herauszufordern und zu verletzen, weil er ihre Weigerung nicht akzeptieren wollte.
    Was hatte Cosmuel ihm schließlich vor wenigen Minuten noch in Erinnerung gerufen? Das Universum war nicht notgedrungen ein schöner Ort, an dem sich alle wohlfühlten ... Es galt, Entscheidungen zu treffen, die die Umstände forderten und erzwangen.
    Wenn sein Leben in gewissen Grenzen also fremdbestimmt wurde, galt das nicht auch für Kamuko? Musste sie nicht tun, was notwendig war, ob es ihr gefiel oder nicht? Hatte sie nicht die Pflicht dazu? Andererseits hatte sie wohl bereits weit mehr geleistet, als Kantiran trotz seiner kosmischen Bestimmung wahrscheinlich jemals leisten würde. Sie hatte entscheidende Schlachten geschlagen, war eine Auserwählte zweier Superintelligenzen gewesen, hatte deren Heimstätten betreten und deren Antlitz geschaut ... Nur sein eigener Vater schien mit mehr und unterschiedlicheren höheren Wesenheiten direkten Kontakt gehabt

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