2499 - Das Opfer
war es ihm wert.
*
»Schalt den Schutzschirm aus, Perry!«, rief Mondra Diamond, doch er konnte sie nicht hören. Wie auch? Die Insektoiden rieben sich aneinander und erzeugten ein dumpfes Summen, das alle Rufe übertönte. Ihre Bewegungen wurden immer schneller, hektischer. Sie steigerten sich in eine wahre Raserei.
Sie richtete den Kombistrahler auf den wuselnden Haufen, unter dem Perry verborgen lag, zögerte dann jedoch. Ihr Ruf war vorschnell gewesen. Sie musste Perry vor dem unausweichlichen Ende retten, doch wenn sie voreilig handelte, würde sie vielleicht genau das Gegenteil bewirken. Die Einrichtungen der Stadt, die String-Legaten und auch irgendwelche Hilfskräfte, Wächter, die sich möglicherweise irgendwo in der Nähe versteckt hielten, würden jeden Einsatz ihres Kombistrahlers als Angriff auf eine Instanz der Kolonne werten!
Nein, sie durfte nicht schießen, nicht einmal den Paralysator benutzen. Aber was blieb ihr sonst?
In diesem Augenblick erlosch der Schutzschirm von Perrys SERUN.
Und ihr kam eine irrwitzige Idee.
Mondra riss sich den Rucksack vom Rücken. Beim ersten, fehlgeschlagenen Angriff auf KOLTOROC hatte sie längst nicht alle Eier der Tarnii KOLTOROC verwendet, die sie mitgenommen hatte.
Die reinste Ironie! Die Eier hatten sich praktisch bisher als nutzlos erwiesen. Vielleicht würden sie nun doch noch zu etwas gut sein.
Sie schleuderte eine Handvoll Eier in den wimmelnden Schwarm, der Rhodan nun vollständig bedeckte. Sie musste sich Zeit verschaffen, konnte die Insektoiden auf diese Art vielleicht ein paar Sekunden lang ablenken, bis ihr etwas anderes einfiel ...
Die Eier schlugen zwischen den hektisch krabbelnden Insektoiden auf. Deren Bewegungen wurden schneller, unkontrollierter. Aber ein Teil von ihnen stürzte sich auf die winzigen Gebilde, fiel über sie her.
In ihrer rasenden Gier akzeptierten sie sie als bessere Beute!
Mondra warf erneut eine Handvoll Eier und eine weitere, diesmal aber nicht mitten in den wimmelnden Haufen, sondern an dessen Rand, und auch über sie fielen die Insektoiden her, obwohl sie im Grunde zur eigenen Spezies gehörten. Sie ließ den Rest der Eier fallen, wo sie stand, und stapfte durch den nun auseinanderfließenden Schwarm zu Rhodan.
Während die Insektoiden sich auf den Köder stürzten, zerrte Mondra den Terraner hoch. Perry war kaum mehr bewegungsfähig. Sie streifte einige Insekten von seinem SERUN ab, gab den sinnlosen Versuch dann auf es waren einfach zu viele, die an ihm hafteten! und aktivierte zuerst die Kombischaltung ihrer beider SERUNS und dann den Antigrav. Gemeinsam stiegen sie empor, in Sicherheit.
Unter ihnen verschlangen die Kollogom-Insektoiden mit rasender Schnelligkeit die letzten Eier der Tarnii KOLTOROC. Und sie hörten nicht auf. Nun, da kein anderes Opfer mehr greifbar war, fielen sie übereinander her, schlugen ihre Kiefer in Artgenossen und versuchten, sie zu verschlingen, während andere Artgenossen schon über sie selbst herfielen.
In seinem zwanghaften Drang, zu fressen und nochmals zu fressen, brachte der Schwarm sich selbst um.
*
»Deshalb hat das Kollogom keine Chance gehabt!«, keuchte Rhodan. »Damals, vor siebzig Millionen Jahren. Und das war auch der Keim des Untergangs, den KOLTOROC von Anfang an in sich getragen hat.«
Unter ihnen kämpften in ihrer Raserei nur noch ein paar Insektoiden gegeneinander, konnten einfach nicht aufhören, bevor der Letzte von ihnen tot war. Bald würde nichts mehr von KOLTOROC übrig sein.
»Was meinst du?«, fragte Mondra.
»Ich allein war vielleicht mental nicht stark genug, um gegen KOLTOROC oder auch nur einen Teil von ihm zu bestehen. Doch gemeinsam haben wir beide standgehalten. Die Menschlichkeit hat gesiegt, Mondra. Die Menschlichkeit in Form zweier Individuen, die aus freiem Willen eine Verbindung eingegangen sind, im Unterschied zu den gewaltsam und ungefragt verkuppelten Dualen. Gemeinsam haben wir uns über den Schwarm erhoben ... sogar über KOLTOROC ... so schwach wir jeder für sich auch sein mögen.«
Perry hatte die Kontrolle über seinen SERUN wieder übernommen. Langsam sanken sie tiefer.
»Bist du unversehrt?«, fragte er. »Wie fühlst du dich?«
Mondra sah ihn an. »Wie man sich fühlt, wenn man gerade eine Superintelligenz getötet hat.«
»Ja«, sagte er versonnen. »Wie man sich fühlt, wenn man gerade eine Superintelligenz getötet hat. Es ist ... «
Er hielt inne, sah auf die perfekte Spiegelfläche eines regungslosen
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