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2499 - Das Opfer

2499 - Das Opfer

Titel: 2499 - Das Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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nur lange genug fortsetzen, und der Kristallschirm wird von selbst zusammenbrechen, und dann ... und dann ...
    Immer dünner floss der Strom aus der BATTERIE, wurde zu einem Bach, zu einem dünnen Rinnsal, und gleichermaßen verstärkten sich Bulls Qualen. Die Erschöpfung drang immer tiefer. Es war keine normale Müdigkeit, sondern ein Zustand, der auf die Kerne der Zellen seines Körpers übergriff, bis nur noch leere Hüllen übrig blieben.
    Genau, wie sein Körper selbst bald nur noch eine leere Hülle sein würde.
    Was dann auch keine Rolle mehr spielen würde. Dann würde alles vorbei sein.
    Aber sie geben nicht auf, dachte er, und diese Erkenntnis gab ihm neue Kraft. Die Menschen geben nicht auf! Alle Globisten sehen, die Kraft der BATTERIE wird noch für eine Minute reichen, für eine halbe, doch sie kämpfen weiter! Sie versuchen, mit ihrer Lebenskraft die Energie zu verstärken, auch wenn es nur noch um Sekunden geht! Sie wollen aus zwanzig Sekunden einundzwanzig machen, aus fünfzehn sechzehn ...
    Lediglich ein Bodensatz von Energie war in der BATTERIE enthalten, ein winziger Rest, der für zehn Sekunden reichen würde oder vielleicht nur für fünf, und er spürte, wie seine Gedanken immer unzusammenhängender wurden.
    Dann brach er endgültig zusammen.
    Er spürte, wie er sich nicht mehr auf seine Wahrnehmungen verlassen konnte. Ein letztes Mal pulsierte der Kristallschirm, und er dehnte sich mit ihm aus, sowohl sein Körper als auch sein Geist und dann zerriss er, zerplatzte unter der Beanspruchung, und die entsetzlichen Qualen in seinem Körper ließen schlagartig nach, das Feuer in seinen Adern wurde wieder zu Blut, die Hitze der Flammen, die an seinem Verstand leckten, kühlte ab und verwandelte sich in einen scharfen Luftzug, der ihm Linderung brachte.
    Die letzte Gnade, dachte er.
    War das nur die Sinnestäuschung eines gepeinigten Verstands, oder zeigte die  BATTERIE des Nukleus in diesem Augenblick, ein paar Sekunden, bevor alles vorbei war, Barmherzigkeit? Nahm sie den Globisten ihre Qualen und verschaffte ihnen Erleichterung, bevor das Ende kam? Wollte sie ihnen einen leichteren Tod bescheren?
    Tränen brannten in Bulls Augen, Tränen der Erschöpfung, die er in den letzten Minuten unwillkürlich vergossen hatte. Er hatte nicht um die Menschheit geweint oder um seine Frau Fran oder um seinen Freund Homer, er hatte sie vor Schwäche einfach nicht zurückhalten können.
    Es war vorbei.
    Endgültig.
    Oder ist das schon der Tod?, fragte er sich. Oder hat ES uns zu sich geholt? Sind wir etwa in der Superintelligenz aufgegangen?
    Er hatte sich beides immer ganz anders vorgestellt.
    Der Vorhof der Hölle als Fußball-Stadion ... das war einfach lächerlich. Und solange er noch zusammenhängend denken konnte, so lange würde die Hölle auf ihn warten.
    Die Erinnerung an diese letzten Augenblicke seines Lebens, an den Zusammenbruch des Kristallschirms, das war einfach so schrecklich, dass es die Hölle sein mochte.
    Er lachte heiser auf. Oder befand sein Geist sich tatsächlich schon auf dem Kunstplaneten Wanderer? Dort mochte es ja auch eine Gemeinschafts-Arena geben, aber ES würde bestimmt keinen Gefallen daran finden, sie dort stundenlang warten zu lassen.
    Sein Lachen wurde lauter, so abstrus war der Gedanke, der in ihm emporstieg. Nein, ES würde uns ein Spiel zeigen, vielleicht das, mit dem Falo Gause damals den Durchbruch erzielt hat, die Lichtgestalt, die sich dann als Monochrom-Mutant entpuppt hat...
    Ja, das wäre es doch! Das Endspiel um die Systemmeisterschaft vom zehnten
    Juni 1300 NGZ, der Höhepunkt von Gauses Karriere bei Nordstern-Terrania ...!
    Aber die Tribünen füllten sich nicht mit Publikum. Sie blieben leer. Die Tribünen ...
    Wieso sah er noch die Tribünen?
    Und zwar deutlicher als zuvor, nicht mehr so unwirklich verschwommen ...
    Bull versuchte sich aufzurichten, aber er war so furchtbar schwach.
    Doch noch immer brannten Schweiß und Tränen in seinen Augen.
    Spürte man diesen Schmerz noch, wenn man tot war?
    Es gelang ihm nun, den Kopf zu drehen. Er starrte in ein Gesicht, eingefallen, schneeweiß, die Augen weit aufgerissen, schweißbedeckt. Wie jenes, das er auf dem Holo gesehen hatte, bevor er aus seinem Büro gestürmt war.
    Um in der Gemeinschafts-Arena die Globisten zu unterstützen, ein letzter hilfloser Versuch, doch noch irgendetwas zu tun.
    Nur langsam wurde ihm klar, dass er gar nicht tot war.
    Dass er noch lebte. Gerade eben noch.
    Und dass er alles

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