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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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denen man erzählt?“
    „Die existieren für mich nicht. Ich bin weder Spiritist noch
Okkultist, weder Gespenster- noch Dämonenseher. Im Gegenteil! So oft
ich da, wo man von ‚Geistern‘ und dergleichen zu mir sprach, der Sache
mit offenem Auge auf den Grund gegangen bin, habe ich stets und ohne
jede Ausnahme erkannt, daß das, was man für überirdisch erklärte, genau
ebenso irdisch und so alltäglich war wie alle andern irdischen und
alltäglichen Dinge. Ich bin überzeugt, daß es sich auch hier um sehr
materielle Sachen handeln wird. Wie liegt denn eigentlich dieser See im
Verhältnisse zu den andern Teilen der Stadt?“
    „Die Festungsstadt hast du gesehen. Auch die hohen, starken Mauern der Zitadelle?“
    „Ja.“
    „Aber den westlichen Teil der Zitadelle hast du nicht gesehen.
Dieser ist nämlich nicht durch eine Mauer eingefaßt, sondern er lehnt
sich unmittelbar an den Felsenring, der den Maha-Lama-See umgibt.
Dieser Ring ist der beste und natürlichste Schutz, wie ihn die Kunst
des größten Festungsbaumeisters niemals geben könnte. Viel weiter
draußen liegt dann der westliche Höhenzug, der das äußere Gebiet der
Stadt begrenzt. Wenn man dort den höchsten Punkt besteigt, ist es
möglich, einen Blick in das Innere des Seekraters zu werfen. Dieser
Blick fällt allerdings nur durch eine schmale Lücke und dringt nicht
bis auf den Grund hinab. Aber man kann den Kopf und den oberen Teil des
Engels sehen.“
    „In den Krater eingedrungen ist also wirklich noch niemand?“
    „Noch kein Mensch, soviel ich weiß. Es hat sich freilich
herausgestellt, daß ich von der ‚Stadt der Toten‘ nicht soviel weiß,
wie ich dachte. Es ist also vielleicht nicht ausgeschlossen, daß es
Leute gegeben hat oder gar heute noch gibt, die dagewesen sind. Doch
glaube ich dieses nicht, sondern nur das Gegenteil.“
    „Wäre jemand hier gewesen, so würden wir wahrscheinlich Spuren
finden, wenigstens wenn es in letzter Zeit geschehen wäre. Doch auch da
müssen wir warten, bis es Tag geworden ist. Wir wollen erst essen, dann
schlafen.“
    „Schlafen?“ fragte der Mir. „Bei einer derartigen Aufregung!“
    „Du hast nicht den geringsten Grund mehr, aufgeregt zu sein. Halef
mag auspacken. Wir haben noch nicht zu Abend gespeist, und auch die
Pferde und Hunde müssen gefüttert und getränkt werden, doch so, daß
noch für morgen sowohl Wasser als auch Futter übrigbleibt. Ich hoffe
zwar, daß wir hier alles finden, was wir brauchen, doch –“
    „Alles?“ unterbrach mich der kleine Hadschi. „Sogar auch Wasser?“
    „Ja, sogar auch Wasser!“ fuhr ich fort. „Aber die Vorsicht gebietet uns, für den Fall der Not doch noch etwas aufzuheben.“
    Während Halef mit Hilfe der beiden Ussul unsere Speisen auspackte
und vor allen Dingen zunächst den Pferden und Hunden Futter gab,
verfügte ich mich nach der Öffnung, durch welche wir gekommen waren, um
sie nun auch von der Seite aus, an der wir uns jetzt befanden, zu
untersuchen. Ich wollte sie nämlich sehr gern verschließen, um von dem
Kanal aus gegen Überraschungen gesichert zu sein. Zwar verbot mir die
Vorsicht, wieder Licht zu machen, aber da ich nun einmal das Geheimnis
des Verschlusses kannte, hatte ich jetzt wahrscheinlich die Augen nicht
mehr nötig, sondern es genügte der Tastsinn, zu finden, was ich suchte.
Die Türe mußte doch nicht nur von innen, sondern auch hier von außen
verschlossen werden können. Folglich stand zu erwarten, daß es auch von
außen Schlüssellöcher gab. Ich nahm an, daß sie sich in gleicher Höhe
und an ganz entsprechender Stelle befinden würden. Kaum hatte ich
hingefühlt, so wurde die Vermutung bestätig. Meine Fingerspitzen
erkannten sofort die beiden, rechts und links von der Türöffnung
liegenden Stellen, um die es sich handelte. Ich befreite sie mit Hilfe
meines Messers von dem Staub, mit dem man auch diese Öffnungen
verschlossen hatte, und probierte dann, ob der Schlüssel passen werde.
Er tat es. Es war da eine Feder angebracht, die vor- oder zurücksprang,
je nachdem man drehte, und das konnte man in gleicher Weise von außen
wie auch von innen tun. Nun war es gar nicht schwer, die Tür zu
verschließen. Ich brauchte mich nur nicht von dem schweren Steine
erwischen und niederwerfen zu lassen. Er stand jetzt im Innern. Von
seiner Stelle stoßen durfte ich ihn nicht, sondern ich mußte ihn
ziehen, denn ich wollte doch wieder hinaus, nicht drin in dem Kanal
bleiben. Ich nahm an, daß dies eine ziemlich

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