Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sind die Lanzenreiter von Halihm.“
    „Also die deinigen?“
    „Ja. Ich stelle sie dir zur Verfügung gegen alle deine Feinde.“
    „Auch du, auch du! Was seid ihr doch für Leute, für Menschen, für Helfer und Retter, du und der Schech el Beled! Aber ich danke dir. Ich nehme auch deine Hilfe an. Doch erlaube mir eine Frage: Wo habt ihr die Infanterie, die Artillerie, die Gewehre, die Säbel, die Kanonen?“
    „Auf die verzichten wir.“
    „Warum?“
    „Weil wir sie da oben in den Bergen, wo sich der Kampf entscheidet, für überflüssig halten.“
    „Warum da oben? Ich bin entschlossen, auf meinen Kampf mit Dschinnistan zu verzichten. Es handelt sich für mich also nur darum, die Revolution niederzuwerfen. Und das kann doch nur hier geschehen.“
    „Nein. Auch das wird da oben geschehen, wo alle eure hiesigen Waffen ihren Wert vollständig verlieren. Wir sprechen später hiervon. Jetzt haben wir unsere Aufmerksamkeit auf das zu richten, was da unten vor unsern Augen geschieht. Ich schlage vor, wir steigen hinab, denn wir müssen unsere Leute begrüßen, und bitte um die Erlaubnis, sie dir vorstellen zu dürfen.“
    Sie verließen die Plattform des Tempels. Ich allein blieb oben. Ich beobachtete, daß sie, unten angekommen, ihre Pferde bestiegen und zu den Offizieren von El Hadd hinüberritten. Diese hatten soeben den östlichsten Punkt des riesigen Platzes erreicht, als die letzten von ihnen im Westen zum Tor hereinkamen. Die Lanzenreiter des Schech el Beled bildeten also eine ununterbrochene, vierfache Linie, welche genau so lang, wie die ganze nördliche Riesenbalustrade war. Man mag hieraus auf die Zahlenstärke dieser Hilfstruppen schließen. Die Maultiere, also das, was wir als Train und Bagage bezeichnen würden, kamen nicht mit herein. Sie schwenkten draußen zwischen den Böschungen links ab, um das Lager im Freien herzurichten.
    Hierauf folgten sofort die Reiter von Halihm. Auch sie ließen an dem gegenüberliegenden Punkt eine Fanfare erklingen, auf welche die tiefklingenden Hörner der Ussul ihre Antwort gaben. Ich sah, daß Merhameh nach dem Tor galoppierte und, als ihre Heerscharen dort erschienen, sich an ihre Spitze setzte, um sie dem Mir selbst vorzuführen. Sie wandte sich mit ihnen nach der Südseite des Platzes, wo auch ich mich befand. Darum konnte ich die Bewegung der Neuangekommenen nicht mit meinen Augen verfolgen und zog es vor, die Plattform zu verlassen und mir unten einen besseren Platz zu suchen. Ich sah nur noch, daß auch die Reiter von Halihm eine ganze Menge von Bagagemaultieren bei sich hatten, die aber draußen rechts abschwenkten, um nach dieser Seite hin die heutige Lagerstätte zu erreichen.
    Als ich hinunterkam, hielt der Mir mit dem Dschirbani, Abd el Fadl und den andern in der Mitte des Platzes vor den Stufen des Wasserengels. Ich eilte zu meinem Pferd, stieg auf und ritt zu ihnen hin. Auch Halef gesellte sich zu uns. Der ihm anvertraute Offizier befand sich bei ihm, konnte aber jetzt nicht beachtet werden.
    Es stellte sich heraus, daß die Schar von Halihm genauso groß war wie die von El Hadd. Als ihre beiden Spitzen sich am östlichen Punkt des Platzes berührten, kamen grad die letzten der ersteren der Truppe im Westen herein, und nun bildeten die uns zu Hilfe gekommenen Retter zwei aneinanderstoßende, vierfache Halbringe, deren nördlicher aus El Hadd und deren südlicher aus Halihm stammte. In der Mitte hielt mit seinen Freunden der Mann, zu dessen Unterstützung sie herbeigezogen waren, obwohl er es weder verdient noch sie darum gebeten hatte.
    Als Merhameh an der Spitze ihrer Truppen die Offiziere von El Hadd erreichte, begrüßte sie sie und galoppierte dann nach dem Engel des Wassers, um sich uns zuzugesellen. Hierbei fiel mir erst auf, daß sie ganz anders gekleidet war als gewöhnlich, nämlich genau in das violettierende Blau ihrer Reiterschar. Was war da natürlicher, als daß ich mich im stillen fragte, wie doch alles so trefflich passen, klappen und zusammenstimmen konnte. Ich faßte den Schech El Beled scharf in das Auge, doch ohne daß es ihm auffallen konnte, und bemerkte da sehr bald, daß er es war, der alles wußte, alles ordnete und nach dem sich alles richtete.
    In dem Augenblick, als die beiden Truppenkörper sich im Westen und Osten vereinigt hatten und der Ring, also geschlossen war, sah ich, daß er sein Pferd einige Lancaden machen ließ, zu denen es gar keine Veranlassung gab. Sollte das etwa ein Zeichen sein? Ja, richtig! Nämlich

Weitere Kostenlose Bücher