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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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müssen schnell zum Mir. Es muß sofort eine Beratung gehalten werden, noch vor dem Mittagessen! Ich habe nur noch eine Frage, nämlich die: Was gedenkst du zu tun? Wem gehört deine Treue? Dem alten Mir oder dem, den du als den neuen bezeichnest?“
    „Dem alten natürlich, dem alten! Ich habe doch offene Augen und ebenso offene Ohren! Die Augen um zu sehen, daß sich hier in ganz ungeahnter Weise eine neue, hoffnungsreiche Zukunft zu entwickeln beginnt, und die Ohren, um zu hören, was mir Hadschi Halef, der Scheik der Haddedihn, erzählte. Er hat mich umgewandelt. Ich bin bereit, dem Mir alles zu erzählen, was ich weiß. Mag er dann mit mir tun, was ihm beliebt.“
    „So komm! Es ist keine Zeit zu verlieren. Wir suchen ihn auf.“
    Der Herrscher war schnell gefunden. Er schenkte dem, was ihm der Oberst berichtete, die größte Aufmerksamkeit und stimmte mit mir darin überein, daß man sofort beraten müsse. Das Ergebnis dieser Beratung sollte dann während des Mittagessens allen dabei anwesenden Truppenführern mitgeteilt werden. Ich kann über beide, sowohl über die Beratung wie auch über das Mittagessen, hinweggehen; es genügt, daß ich berichte, was beschlossen wurde. Das war folgendes:
    Heut war Ruhetag, morgen aber der Tag des Aufbruchs aus der ‚Stadt der Toten‘. Unsere strategische Aufgabe war eine zweifache. Erstens hatten wir uns so schnell wie möglich der Hauptstadt zu bemächtigen, um sie dem Mir zurückzugewinnen und in ihr einen festen Stützpunkt für unsere ferneren Operationen zu erhalten. Dadurch verlor der ‚Panther‘ allen festen Boden und schwebte fortan nur noch in der Luft. Und zweitens galt es, sodann den ‚Panther‘ und seinen Anhang derart nach Norden zu treiben, daß er zwischen uns und die Truppen des Mir von Dschinnistan geriet und sich ergeben mußte, wenn er nicht aufgerieben werden wollte. Denn daß der Mir von Dschinnistan nicht über die Grenze herabgekommen war, um den Empörern zu helfen, das wurde uns von dem Schech el Beled wie auch von Abd el Fadl und Merhameh heilig versichert, und wir glaubten das sofort, weil wir uns sagten, daß diese beiden Männer, der Herr von El Hadd und der Fürst von Halihm, uns wohl nicht zu Hilfe gekommen wären, wenn der Mir von Dschinnistan nicht damit einverstanden gewesen wäre. Sie waren viel besser unterrichtet als wir und wußten jedenfalls mehr, viel mehr, als sie uns sagen durften.
    Hierzu war eine Dreigliederung unseres Heeres nötig, nämlich in das Zentrum, den rechten Flügel und den linken Flügel. Das von dem Dschirbani zu kommandierende Zentrum sollte aus den Ussul und Tschoban bestehen, eine feste, schwere, kompakte Masse, der die Aufgabe zufiel, nur allein durch die Schwere den ‚Panther‘ vorwärtszuschieben. Den rechten Flügel sollten die Lanzenreiter aus Halihm bilden. Sie hatten unter dem Befehl ihres Fürsten Abd el Fadl zu verhindern, daß der ‚Panther‘ von seiner genau nördlichen Richtung abwich, um nach dem fruchtbaren und wohlbewässerten östlichen Gelände auszubrechen und sich dort zu erholen und neu zu verproviantieren. Der linke Hügel wurde den Lanzenreitern von El Hadd unter ihrem unvergleichlichen Schech el Beled angewiesen. Sie hatten das Heer der Empörer vom Fluß fernzuhalten und immer auf sich selbst zurückzudrängen. Denn die Hauptwaffen, mit denen wir den Feind zu schlagen hatten, waren der Hunger und vor allen Dingen der Durst. Oberfeldherr dieser drei Gliederungen war natürlich der Mir von Ardistan, um dessen Land, Volk und Herrschaft, um dessen Wohl und Wehe es sich ja handelte.
    Zur Ausführung des ersten Teils unseres Plans mußten die beiden Flügel unseres Heers vorausgesandt werden. Sie waren schneller beweglich als das schwerberittene Zentrum, und es handelte sich um größte Eile. Sie sollten also morgen früh zuerst aufbrechen, schon gleich bei Tagesgrauen. Der Dschirbani hatte ihnen dann sofort zu folgen. Es wurde gerechnet, daß er Ard einen vollen Tag später erreichen würde, was aber keineswegs ein Fehler war, weil wir wenigstens so viel Zeit brauchten, um uns die Hauptstadt zu sichern. Ihm wurden auch die Frau und die Kinder des Mir anvertraut, denen man die Beschwerden eines Eilrittes nicht zumuten durfte. Merhameh aber, welche von der ersteren gebeten wurde, bei ihr zu bleiben, erklärte, daß es ihr unmöglich sei, diesen Wunsch zu erfüllen, die Pflicht halte sie bei ihrem Vater und seinen Truppen fest.
    Am Abend dieses Tages gab es für mich ein kurzes, aber so

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