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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fuhr durch das Tal, um es von jedem störenden Geräusch zu befreien, und dann schwiegen für kurze Zeit alle Lüfte, um zu hören, was aus diesem für das Menschheitswohl und den Menschheitsfrieden begeisterten Mund kam. Er knüpfte an das an, was sein Dschirbani gesagt hatte, und begründete es. Es solle von nun an Friede sein zwischen denen, die sich bisher unausgesetzt befehdeten. Aber nicht jener lügnerische Friede, der schon im Entstehen heimlich nach der nächsten Feindseligkeit hinüberschielt, sondern der wahre, edle, heilige Friede, nach dem die Engel rufen, wenn sie aus dem geöffneten Paradies hervortreten und die Glut der Berge leuchten sehen. Dieser Friede steige jetzt von diesen Bergen nieder. Er sei da. Er stehe in Gestalt des Dschirbani vor ihnen und reiche ihnen seine Hand, die es wahrhaft und ehrlich meine mit einem jeden, der auch wahrhaft und treu und ehrlich ist. Er selbst habe nach dieser Hand gegriffen und halte sie fest – bei diesen Worten nahm er die Hand des Dschirbani in die seinige und umarmte ihn. Da konnte er nicht weiter sprechen. Es brach ein Jubel, ein Beifall los, der nicht nur die Menschen, sondern auch die Lüfte zu ergreifen schien, denn diese erhoben im Augenblick ihre Stimmen plötzlich wieder und trugen den Enthusiasmus dieser frohlockenden Menschenkinder aus dem schmalen, engen Felsental hoch empor und hinaus in die unbegrenzte Weite. Man drängte sich ganz nahe an unseren Felsen heran. Man hob die Hände empor, als ob man nach dem Prinzen fassen wolle, der doch nicht zu erreichen war. Man rief ihm zu, herabzukommen. Als er kopfschüttelnd andeutete, daß er viel zu hoch stehe, um hinunterspringen zu können, warf man Leinen und Stricke herauf, die ich zusammenband, um ihn mit ihrer Hilfe hinunterzulassen. Als er unten ankam, verschwand er unter ihren Freudenbezeugungen und Liebeserweisungen sofort wie ein Tropfen im Wasser. Hierauf verlangte man auch nach dem Scheik, dann nach dem Dschirbani, die ich beide hinunterließ. Aber als nun auch ich hinabkommen sollte, winkte ich ab, trat von der Platte zurück und stieg zu Abd el Fadl und Merhameh hinauf, um bei ihnen die weiteren Geschehnisse abzuwarten.
    Sie entwickelten sich schneller, als man gedacht hatte. Die Dschema verzichtete auf jede Beratung. Die allgemeine Begeisterung beschleunigte das, was zu geschehen hatte, in wunderbarer Weise. Das Feuer am Felsenloch wurde ausgelöscht und der glühende Boden mit Wasser aus dem Fluß gekühlt, damit die Tschoban durch diese Öffnung abziehen konnten. Nachdem dies geschehen war, stellte man, um den Durchgang zu verschließen, den Brand wieder her. Das am Felsentor brennende Feuer aber hatte man ganz und vollständig zu beseitigen. Doch war dafür zu sorgen, daß es sofort, nachdem die Dschunub das offene Tor passiert hatten, wieder angebrannt werden konnte. Da ein jeder sich beeilte, zu tun, was er zu tun hatte, so dauerte es nur ganz kurze Zeit, bis die Falle genau wieder in der Weise bereit und offenstand wie vor dem Erscheinen der Tschoban. Es läßt sich denken, daß diese letzteren noch neugieriger als die Ussul waren, ob die Dschunub ebenso vertrauensselig wie sie selbst es getan hatten, sich überlisten lassen würden.
    Bisher war der Sturm, um mich so ausdrücken zu dürfen, ein trockener gewesen; jetzt aber begann es, dünn, ganz dünn zu sprühen. Abd el Fadl kannte das. Er sagte, daß dies ein schlimmes Vorzeichen sei. Vorhin, als der Prinz sprach und es so still in den Lüften wurde, habe der Sturm nur Atem geholt, um dann von neuem, und zwar mit Wasserfluten, einzusetzen. Er hielt es sehr für nötig, uns auf diese Fluten vorzubereiten. Wir taten das, indem wir uns aus dem Lager Decken holen ließen und uns mit Felsenstücken derart verbarrikadierten, daß selbst der stärkste Regen uns nicht erreichen konnte. Wir waren hiermit gerade in dem Augenblick fertig, in dem die ersten Dschunub diesseits des Felsentors erschienen.
    Irahd, der dort, wie bereits erwähnt, kommandierte, verhielt sich zu ihnen anders, als er sich zu den Tschoban verhalten hatte. Vor den letzteren hatte er sich versteckt; vor den Dschunub aber zeigte er sich. Er bewillkommnete sie und sagte ihnen, sie sollten nur weiterreiten, bis hinab zum Felsentor, wo ein warmes Feuer brenne. Ihr Oberlama, ihr Minister und ihre Offiziere seien schon da. Nur weiterreiten, nur weiter! Es sei für alles gesorgt!
    So kamen sie denn hereingeritten, ein Haufe eng hinter dem andern. Langsam, erschöpft, auf ganz

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