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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dabei
besprachen wir unsere gegenwärtige Lage, um uns über sie klarzuwerden.
Das taten wir natürlich mit gesenkten Stimmen, um nicht vom Panther und
seinem ‚General‘ gehört zu werden.
    Es verstand sich ganz von selbst, daß wir hierhergelockt worden
waren, um gefangengenommen und irgendwohin geschafft zu werden, wo wir
unschädlich waren. Welcher Ort das aber war, das ahnten wir nicht,
glaubten jedoch, daß es die ‚Stadt der Toten‘ sein werde, die sich weit
besser als jede andere Stelle dazu eignete. Der Mir äußerte sich
hierüber:
    „Falls der ‚Panther‘ dies beabsichtigt, können wir uns ohne alle
Angst in dieses Schicksal ergeben. Ich kenne die ‚Stadt der Toten‘.
Nicht nur die offiziellen Verbannungshäuser und Gefängnisse, sondern
ihre ganze, weit ausgedehnte Örtlichkeit. Ich habe sie und ihre
Umgebung als Knabe in Gegenwart meiner Diener und Führer durchstöbert,
denn sie ist der interessanteste Ort in ganz Ardistan und steckt so
voller Sagen, Märchen und ähnlichen Dingen, daß ich nicht eher ruhte,
als bis mein Vater mir die Erlaubnis gab, sie unter sicherer Begleitung
zu durchforschen. Ihr beide kennt sie ja auch, wenigstens den Teil von
ihr, den ich euch zum Aufenthalt angewiesen hatte!“
    Diese letzten Worte waren an die Prinzen der Ussul gerichtet. Sie nickten bejahend, und er fuhr fort:
    „Die Gefängnisse und Verbannungshäuser sind mit gewissen
Geheimnissen gebaut, die es ganz unmöglich machen, einen Menschen, der
sie kennt, dort festzuhalten. Es versteht sich ganz von selbst, daß es
nur einen gibt, der sie am besten kennt, und der bin natürlich ich, der
Herrscher. Falls sie uns dorthin schaffen, ist es weiter nichts als ein
Spaß für mich, zu entkommen, sobald ich nur will. Uns hier an dieser
Stelle zu wehren, ist unmöglich. Wir würden gleich beim ersten Versuch
von ihnen erdrückt. Auch die Gefangennahme des Panthers' und seines
Mitverschworenen kann uns nicht retten. Der Augenblick, wo man die
Hunde erschießt, würde unvermeidlich kommen, und dann sind die beiden
frei; wir können sie nicht halten.“
    „So ist es also deine Meinung daß wir uns ruhig darein ergeben
sollen, falls sie beabsichtigen, uns nach der ‚Stadt der Toten‘ zu
schaffen?“ fragte ich.
    „Ja“, antwortete er. „Ich hoffe doch, daß wir es erfahren werden!“
    „Vielleicht auch nicht!“
    „Laßt mir das über!“ bat Halef. „Es widerspricht ja schon überhaupt
eurer Würde, mit solchen Empörern und Banditen zu sprechen. Mir aber
macht es ein Vergnügen, ihnen ihr Geheimnis zu entlocken, falls sie
nicht so vernünftig sind, es uns freiwillig mitzuteilen. Seid ihr
einverstanden?“
    Er hatte recht. Und da er sich schon vorhin so gut benommen hatte,
so wurde ihm vom Mir die Erlaubnis erteilt, das Wort für uns alle zu
führen. Das versetzte ihn in jene wohlbekannte Stimmung, in der er uns
so sehr zu gefallen pflegte, sich selbst aber am allermeisten. Er
packte, als wir fertig waren, die übriggebliebenen Speisen zusammen,
steckte sie in die hierfür bestimmte, neben uns liegende Satteltasche
und wandte sich dann in seinem jovialsten Ton an den ‚Panther‘:
    „Jetzt haben wir gegessen und werden weiterreiten. Du fragtest
vorhin, wohin? Du warst für meine Antwort noch nicht reif. Jetzt aber,
nachdem du uns durch deine hoheitsvolle Situation bewiesen hast, daß du
wirklich der neue Mir von Ardistan bist, sind wir dir Antwort schuldig.
So höre denn: Wir reiten mit euch.“
    „Mit uns?“ fragte der ‚Panther‘ erstaunt.
    „Ja, mit euch!“
    „Wieso? Wie meinst du das? Aber rufe deine Hunde von uns weg! Es
ist, als ob sie schon beißen wollen, wenn man nur die Lippe bewegt!“
    „O nein! Die Lippe darfst du schon bewegen, doch weiter nichts; das
merke dir! Ich bitte dich also, dir diese lieben, treuen Tiere noch ein
Weilchen gefallen zu lassen! Dabei wiederhole ich dir, daß wir extra zu
dem Zweck hierhergekommen sind, mit euch noch ein Stückchen
weiterzureiten.“
    „Wohin?“
    „Wohin es euch gefällt! Wir haben gerade Zeit! Da du der neue Mir
von Ardistan bist, so kann der alte Mir auf Ferien gehen, um sich von
der Arbeit des Regierens einmal recht gründlich zu erholen. Und welcher
Führung sollte er sich da lieber anvertrauen als derjenigen seines
Nachfolgers, von dem alle Welt weiß, daß er sein treuester Freund und
dankbarster Schüler ist. Also bitte, bestimme du, wohin wir reiten!“
    Der ‚Panther‘ schabte sich die Lippe mit den Zähnen. Der Spott traf
und

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