Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
empörte ihn. Er wußte ebensogut wie wir, daß wir uns zu fügen
hatten, obgleich wir zunächst die Oberhand zu haben schienen. Es wurmte
ihn gewaltig, daß wir uns nicht von diesem Bewußtsein niederschmettern
ließen, sondern es mit Ironie zu behandeln wagten. Schon in rein
äußerlicher Beziehung war ihm der Überfall nicht so geglückt, wie er
gedacht hatte. Er war überzeugt gewesen, daß uns gleich der erste
Augenblick in seine Hände liefern werde; statt dessen war er selbst in
die unseren gefallen und mußte an Stelle der erwarteten Siegesfreude
nun lachende Verachtung zu der Enttäuschung nehmen. Und hierbei war das
allerschlimmste, daß er aus Angst vor den Hunden nicht aufbegehren
durfte, sondern seinen Grimm hinunterschlucken mußte. Man hörte es
seiner Stimme an, aus welcher Hassestiefe sie heraufstieg, als er in
unterdrücktem Ton antwortete:
    „Ja, ich werde euch allerdings dorthin führen, wohin es mir gefällt und wohin euch der Dschirbani vorangegangen ist!“
    Diese Mitteilung war unendlich wichtig für uns. Dennoch besaß Halef die Selbstbeherrschung, mit Gleichgültigkeit zu sagen:
    „Der Dschirbani? Erfinde nichts so Blödes! Er hat im kleinsten Glied
seines kleinen Fingers mehr Verstand als du in deinem ganzen hohlen,
leeren Körper!“
    „So höre!“ fauchte der ‚Panther‘ zornig. „Er hat sich sogar noch
eher und noch leichter übertölpeln lassen als ihr! Er steckt schon seit
einigen Tagen in der ‚Stadt der Toten‘! Und zwar nicht allein, sondern
auch der liebe, andere Sohn meines Vaters.“
    „Der ältere Prinz der Tschoban?“
    „Ja!“
    „Dein eigener Bruder?“
    „Ja!“
    Dieses zweite Ja klang fast triumphierend.
    „Den hast du auch betrogen und nach der ‚Stadt der Toten‘ gelockt?“
    „Den ganz besonders! Den räudigen Hund, der mir meine vorher so
treuen Tschoban abwendig machte! Ihr werdet sie beide sehen; ihr sollt
sie sehen; ihr müßt sie sehen! Ihr müßt mit hin zu ihnen, und
wenn –“
    „Müssen?“ unterbrach ihn Halef lachend. „Wir müssen? Nein, wir
wollen! Wir werden dich sogar zwingen, uns hin zu ihnen zu führen! Wir
stellen dir jetzt unsere Bedingungen. Gehst du auf sie ein, so soll dir
nichts geschehen; weigerst du dich aber, so zerreißen unsere Hunde
nicht nur dich, sondern auch deinen siegreichen ‚General‘!“
    „Bedingungen? Ihr? Mir? Welche denn?“ forschte der Tschoban.
    „Ihr beide bleibt unsere Gefangenen. Sobald wir die ‚Stadt der Toten‘ erreichen, geben wir euch frei.“
    „Weiter!“
    „Wann brecht ihr von hier auf?“
    „Augenblicklich. Wir wollten euch nur holen und dann sofort weiterreiten.“
    „Schön! Also höre! Das Regiment reitet voran, vollständig, ohne
Rest. Wir wollen niemand hinter uns haben, der plötzlich auf uns
schießt. Wir folgen dann in einem kleinen Abstand. Du wirst an den
Händen gebunden, und dein edler ‚General‘ wird an den Händen gebunden.
Du reitest zwischen mir und meinem Effendi, dahinter zwei Hunde. Der
‚General‘ reitet zwischen den beiden Prinzen der Ussul, dahinter wieder
zwei Hunde. Diese Hunde sind nicht nur auf den Fußgänger, sondern auch
auf den Reiter dressiert. Sie springen auf das Pferd und töten ihn im
Sattel. Denkt also ja nicht, daß es euch gelingen könnte, uns zu
entkommen!“
    „Ihr uns aber auch nicht! Sobald man beim Regiment sehen würde, daß
ihr entfliehen wollt, kehrte man schnell um und ritte euch einfach
nieder!“
    „Wenn ihr das könnt, so sei es euch gern erlaubt! Deine Drohung klingt wie Bereitwilligkeit, auf unsere Bedingung einzugehen?“
    „Noch lange nicht! Wir zählen über tausend. Es wäre Verrücktheit, uns euch gefangen zu geben!“
    „Ihr habt gar nicht nötig, dies zu tun, denn ihr seid ja schon
gefangen! Übrigens kennst du uns. Du weißt ganz genau, daß wir nicht
scherzen und daß wir unbedingt unsere Drohung ausführen, wenn du nicht
tust, was wir wollen.“
    „Welche Drohung?“
    „Höre sie: Wir geben dir nur zehn Minuten Zeit, dich zu entscheiden.
Weisest du unseren Vorschlag ab, so nehmen wir euch in unsere Mitte und
verlassen diesen Ort. Vorher haben sich deine Reiter über Schußweite
zurückzuziehen. Sobald auch nur ein einziger von ihnen diese Entfernung
verringert, schießen wir euch mit euren eigenen Pistolen nieder!
Überlege schnell!“
    „Und wenn wir dein Begehren erfüllen, so reitet ihr ohne alle Weigerung mit nach der ‚Stadt der Toten‘? Ist das wahr?“
    „Ja.“
    „Und gebt uns dort

Weitere Kostenlose Bücher