Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sind sehr froh darüber, ihren Jugendgenossen sehen zu dürfen.“
    „Das glaube ich und gönne es ihnen vom Herzen. Wann reiten wir?“
    „Am liebsten möchte ich sofort aufbrechen; aber da es mehrere Tage
sind, die ich abwesend sein werde, so habe ich Vorbereitungen zu
treffen, die mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Doch hoffe ich, noch
ehe es Mittag wird, fertig zu sein. Hälst du es für richtig, daß wir
nur fünf Personen sind?“
    „Ja, der Dschirbani hat es gewünscht, und je zahlreicher wir erscheinen, desto mehr fallen wir auf.“
    „Also nicht einige Diener mitnehmen?“
    „Wenigstens für mich und Halef nicht. Wir sind gewöhnt, uns selbst
zu bedienen. Die beiden Ussul werden wohl auch der Meinung sein, daß
die Anwesenheit von Bediensteten uns nur belästigen und stören, ja, es
vielleicht gar unmöglich machen würde, diese Sache geheimzuhalten. Was
nun allerdings dich selbst betrifft, so gebe ich freilich zu,
daß –“
    „Nichts hast du zuzugeben, nichts!“ fiel er mir schnell in die Rede. „Bin ich etwa etwas anderes als ihr?“
    „Ich denke, doch!“
    Da lächelte er:
    „So, so! Gut, gut! So will ich wenigstens nichts anderes scheinen.
Ich reite also inkognito, unerkannt, oder wie man das sonstwie nennen
mag. Also weg mit den Dienern! Wir nehmen keine mit! Aber zwei
Packpferde werden wir uns gestatten, mit den nötigen Nahrungsmitteln
und anderen Dingen, die ich für notwendig halte. Auch Führer brauchen
wir nicht. Der Weg ist mir bekannt und dir und Halef auch. Ich hatte
dem Oberst, der euch begleitete, den Befehl gegeben, nur die einsamsten
Gegenden zu wählen. Wir haben allen Grund, das zu tun und uns also auf
ganz genau denselben Pfaden zu halten. Die beiden Ussul haben für
dieses Mal auf ihre schweren Riesenpferde zu verzichten. Ich gebe ihnen
bessere und schnellere aus meinem Stall. Wir sind also vortrefflich
beritten und werden, wenn meine Berechnung mich nicht täuscht, bis
morgen abend an Ort und Stelle sein. Also macht euch fertig, und haltet
euch bereit, daß ich euch holen lasse!“
    „Betrifft die Verschwiegenheit, die wir zu beobachten haben, jedermann?“
    „Ja. Oder gibt es Personen, denen auch du zu sagen hast, daß du dich auf einige Tage entfernst?“
    „Ja.“
    „Wer ist das?“
    „Der Oberpriester und die beiden Sänger, Vater und Tochter.“
    „Das erlaube ich. Du bist es ihnen schuldig. Sie sind deine Freunde!
Wahre, ehrliche Freunde! Sie würden sich sehr um dich sorgen, wenn du
dich entferntest, ohne sie davon zu benachrichtigen. Sage es ihnen!
Aber ja keinem anderen mehr!“
    Hierauf verließ er mich, und ich machte mich mit meinem Hadschi
Halef bereit zu dem beabsichtigten Ritt, der noch viel interessanter
werden sollte, als wir jetzt dachten.
    Er wurde noch vor Mittag angetreten, doch einzeln, nicht vereint.
Erst brach der Mir auf, allein. Dann ritten die beiden Ussul fort, in
einer andern Richtung durch die Stadt. Sie nahmen die Packpferde mit.
Dann folgten wir, auf einem noch andern Wege. Draußen vor der Stadt
trafen wir wieder zusammen.
    Ich kann über das, was unterwegs geschah, hinweggehen, denn es war
nichts Wichtiges, und will nur konstatieren, daß sich die Vorhersage
des Mir, daß wir das Rendezvous bis zum nächsten Abend erreichen
würden, als richtig erwies. Ganz selbstverständlich hatten wir unsere
Hunde mit. Der Mir ritt einen köstlichen Schimmelhengst mit indischem
Riemenzeug. Die beiden Ussul hatten zwei starke, dunkle Wallache, die
trotz ihrer Stärke gern galoppierten und auch ziemlich ausdauernd waren.
    Die Ruine der Moschee, die ich als Stelldichein bezeichnet habe, lag
in einer ebenen, vollständig freien, steppenartigen Gegend, die rundum
bis an den Horizont zu überschauen war. Es gab hier nicht den
geringsten Grund, etwa besonders vorsichtig zu sein. Und als wir die
alten, halb eingefallenen Mauern prüfend umritten, ehe wir ihr Inneres
betraten, geschah dies ganz ohne eigentliche Veranlassung, sondern nur
deshalb, weil Halef und ich das so gewohnt waren. So weit das Auge
reichte, war kein Mensch zu sehen, und auch das Gemäuer zeigte sich
dann als leer. Es gab da weder die Stapfen noch gar die Fährte eines
einzigen lebenden Wesens. Der Dschirbani war also noch nicht angekommen.
    Wir stiegen ab, versorgten unsere Pferde und ließen uns an dem
Brunnen nieder, der bereits erwähnt worden ist. Er hatte gutes Wasser.
Während wir unser Abendessen verzehrten, wurde es Nacht. Wir brannten
aber kein Feuer an, denn wir waren den

Weitere Kostenlose Bücher