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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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können, wenn auch nur in so
beträchtlicher Tiefe. Er strich von Ost nach West und hielt also alle
Feuchtigkeit fest, die nur von Norden, wo die Berge lagen, herauf
sickern konnte. Diesen Höhenzug abgerechnet, war die Gegend, so weit
das Auge reichte, eine einzige ununterbrochene Ebene, in der es nicht
die geringste Erhöhung oder Vertiefung, nicht die kleinste Bodenwelle
gab. Sand, Sand, wohin man schaute; nur Sand, weiter nichts als Sand!
Und zwar jene Art des Sandes, welcher sich wie feingemahlener
Kieselstein anfühlt und von den arabischen Bewohnern der Wüste als Er
Raml el hijavahn (Sand des Entsetzens) bezeichnet wird.
    Die von gestern her noch sehr ermüdeten Truppen schliefen, als wir
einander weckten, noch immer. Hiervon ausgenommen waren die Wachen und
eine Abteilung von ungefähr zwanzig Mann, welche am Brunnen und an der
Zisterne beschäftigt waren. Sie leierten ununterbrochen Wasser aus der
Tiefe und füllten es in Schläuche, die zu mehreren Hunderten da
aufgestapelt lagen. Unweit davon waren getrocknete Früchte,
verschiedene Arten von Dauergebäck und andere Nahrungsmittel
aufgestapelt. Es gab sogar auch frisches Fleisch von Tieren, welche
jedenfalls erst gestern geschlachtet worden waren. Unsere Gefangennahme
war also nicht plötzlich improvisiert, sondern von langer Hand her
vorbereitet worden. Gewisse Spuren verrieten uns, daß sämtliche Pferde
während der Nacht getränkt worden waren, nur unsere nicht. Für diese
hatte unser eigenes Wasser gereicht. Nun dieses aber alle war,
beschlossen wir, sie sogleich so ausgiebig wie möglich trinken zu
lassen und auch die Schläuche wieder zu füllen. Jetzt ließ sich das mit
Bequemlichkeit tun, und das Wasser floß noch klar und rein, während
anzunehmen war, daß man es später, wenn sich alle die vielen Menschen
herbeidrängten, sehr schnell verunreinigen werde.
    Natürlich aber konnte es uns nicht einfallen, nach dem Brunnen zu
gehen und den ‚Panther‘ und seinen ‚General‘ hier, wo wir uns befanden,
liegen zu lassen. Da wären sie ja sofort frei gewesen, und doch beruhte
der einzige Vorteil, den wir besaßen, nur in dem Umstand, daß sie sich
in unserer Gewalt befanden. Sie mußten also mit. Aber sie weigerten
sich, aufzustehen.
    „Was sollen wir? Wohin wollt ihr?“ fragte der Prinz der Tschoban.
„Wollt ihr uns etwa ausreißen? Glaubt ja nicht, daß euch das gelingt!“
    „Ausreißen? Wir?“ lachte Halef. „Vor wem denn? Etwa vor dir? Welch
ein Blödsinn! Wenn jemand in den Verdacht kommen kann, ausreißen zu
wollen, so seid nur ihr beide es. Denn außer euch gibt es hier keinen
einzigen Menschen, der als Gefangener zu betrachten ist! Wir wollen uns
waschen; wir wollen unsere und eure Pferde tränken, und wir wollen
unsere leer gewordenen Schläuche wieder füllen.“
    „Das ist unnötig!“
    „Wieso?“
    „Es wird Wasser für euch mitgenommen.“
    „Von wem?“
    „Von denen, die mich und euch begleiten.“
    „Also vom ganzen Regiment?“
    „Nein. Es reiten nur fünfzig Mann mit. Für mehr würde das Wasser nicht reichen.“
    „Schön! Sie sind also die Fünfzig und wir sind das Mehr, für die es
später nicht mehr reicht. Wir werden uns also jetzt versorgen müssen.
Steht auf, und kommt, sonst helfen wir nach!“
    Er zog den ‚General‘ beim Kragen in die Höhe; da stand der ‚Panther‘
von selbst auf. Er hielt es doch unter seiner Würde, sich ebenso
zwingen zu lassen.
    „Schau, wie du kannst, wenn du willst!“ lobte ihn der kleine
Hadschi. „Je länger du bei uns bist, desto brauchbarer wirst du werden!
Für welche Zeit ist denn unser Aufbruch nach der ‚Stadt der Toten‘
beschlossen?“
    „Wenn die fünfzig bereit sind, dann sofort! Du scheinst dich hinzusehnen?“
    Das sollte eine Ironie sein. Halef tat, als ob er sie nicht gehört habe, und antwortete:
    „So müssen wir uns sputen, damit diese berühmten, hohen Herren ja
nicht etwa auf uns zu warten haben. Also vorwärts, vorwärts mit dem
neuen Mir von Ardistan!“
    Er schob die beiden vor sich her, und wir folgten ihnen, indem wir
ihre Pferde mit den unseren am Zügel führten. Niemand hinderte uns.
Keiner trat uns entgegen. Die meisten schliefen noch, und alle die,
welche wach waren, wußten, daß sie aus Rücksicht auf ihre Anführer sich
aller Feindseligkeiten gegen uns zu enthalten hatten. Am Brunnen
angekommen, mußten sie sich wieder niedersetzen und zusehen. Halef
tränkte mit den beiden Ussul die Pferde. Der Mir stand still und stumm
dabei, mit

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