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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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Haut ist unnatürlich straff und glänzt von irgendeiner Salbe. Der Mann lächelt, beugt sich hinunter und gibt Naturelle einen Kuss auf die Wange.
    »Wo bleibt er denn?!«, fragt er brüllend in ihr Ohr.
    »Er muss gleich da sein! Oscar, das ist Frank!«
    Slattery und der Türsteher nicken einander zu. Naturelle schiebt den Vorhang zur Seite und betritt den leeren VIP- Raum. »Wir werden hier wohl unter uns bleiben. Na ja, wenigstens ist es ein bisschen leiser.«
    »Was ist mit seinem Gesicht passiert?«, flüstert Slattery.
    »Keine Ahnung. Ich hab Monty gefragt, und er hat gesagt: ›Er hat sich verbrannt.‹« Sie schüttelt den Kopf. »Vielen Dank auch für die Auskunft, Montgomery.«
    Slattery kann Clubs nicht ab. Er kann diese ultrahippen Kinder nicht ab, die neunzig Pfund wiegen und filterlose Zigaretten rauchen, diese Typen auf dem Klo, die zehn Minuten vor dem Spiegel stehen und an ihren Haaren rummachen und probehalber ein Lächeln aufsetzen und den Schritt ihrer Hosen zurechtziehen. Und wenn er sich jetzt so umschaut, dann kann er auch diesen VIP-Raum nicht ab. Die Wände sind mit gecrushtem rotem Samt bedeckt. Die Sofas sind mit rotem Samt bezogen, die bombastischen Sessel sind mit rotem Samt bezogen, der Teppich macht einen auf roten Samt. Eine kleine Bar in der gegenüberliegenden Ecke ist mit rotem Samt bezogen. Hinter der Bar steht eine blasse Frau in einem grünen Kleid und winkt Naturelle zu. In der Mitte des Raumes hängt ein Fragezeichen aus schwarzem Stahl von der Decke; der Punkt baumelt zwei Meter über dem Boden. Aus den Boxen an der Wand wummern die Bässe von D. J. Dusk.
    »Guck mich nicht so an«, sagt Naturelle. »Damit hab ich nichts zu tun.«
    »Bring mir was zu trinken mit«, sagt Slattery. Er lässt sich in einen Sessel fallen und schließt die Augen. Seit halb sechs ist er auf den Beinen. Diese Nacht wird nie rumgehen.
    »Und woher kennst du Jake?«, fragt Mary und folgt Monty die Stufen hinauf. Jakob übernimmt das Schlusslicht. Er weiß immer noch nicht recht, was hier läuft.
    »Wir sind zusammen zur Schule gegangen«, sagt Monty.»Echt? Auf die Campbell-Sawyer? Du bist auf die Campbell-Sawyer gegangen? So siehst du überhaupt nicht aus.«
    »Das fanden sie auch.«
    »Ich kann den Laden nicht ab. Elin - Jake ist in Ordnung, aber ansonsten...«
    Monty bleibt stehen und dreht sich um. »Wie alt bist du?«
    »Einundzwanzig«, sagt Mary, ohne zu zögern. »Ich bin später eingeschult worden.«
    »Wie alt bist du wirklich?«
    »Siebzehn.«
    Monty schmunzelt. »Und Mr. Elinsky hier ist dein Lehrer?«
    »Jawoll.« Mary dreht sich um und tätschelt Jakob den Arm. »Ich bin seine Lieblingsschülerin.«
    »Hör mal«, sagt Jakob, »sie ist siebzehn. Wir können sie hier nicht mit reinnehmen.«
    »Warum nicht?«, fragt Monty. »Wir sind doch schon drin.«
    »Wo ist das Problem? Ich hab 'nen Ausweis.«
    »Du bringst die Leute hier in Schwierigkeiten«, sagt Jakob. »Wegen dir könnte der Club geschlossen werden.«
    Monty schnaubt und geht weiter die Treppe hinauf. »Scheiß auf den Club. Wie heißt du noch mal? Mary D' Agostino?«
    »D'Annunzio.«
    »Was hältst du von Mr. Elinsky?«
    »Er ist in Ordnung.« Sie dreht sich um und grinst Jakob an. »Auch wenn er manchmal so tut, als wär er ein alter Opa.«
    »Das stimmt, das tut er. Ich finde, Mr. Elinsky sollte heute mal richtig was erleben. Ich finde, wir sollten dafür sorgen, dass Mr. Elinsky endlich mal richtig einen draufmacht.«
    »Meinetwegen«, sagt Mary. »Dann seid ihr also auf die C-S gegangen, als da nur Jungs drauf waren, ja?«
    Monty öffnet die Feuertür und führt sie auf den Balkon hinaus. »Nur Jungs«, sagt er, aber seine Worte gehen in dem Lärm unter.
    »Oh, hört euch das an! Hört ihr's? Dusk ist der absolute Bringer! Wir müssen tanzen!«»Jetzt nicht«, sagt Monty. »Erst geht's noch auf eine Party.« Sie können ihn über der Musik nicht hören, aber sie folgen ihm zum VIP-Raum hinunter, wo Monty und Oscar sich die Hände geben.
    »Ich sag Bescheid, dass du da bist!«, ruft Oscar.
    »Lass mir 'ne Stunde Zeit! Hab momentan den ganzen Aufriss noch nicht drauf.«
    Naturelle sitzt an der roten Samtbar und redet mit der Barfrau in dem grünen Kleid. Sie sehen sich beide um, als Monty hereinkommt. Er reckt die Fäuste wie ein Boxchampion, dann tätschelt er Slattery den Kopf.
    »Aufwachen, Junge! Was machst du denn?«
    Slattery öffnet die Augen. »Ich bin wach. Dieser Raum - ich komm mir vor, als hätt mich ein Wal

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