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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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Glückspilz, dass ich mit so fürsorglichen Leuten Zusammenarbeiten darf.«
    »Noch ein Glas, und ich bin offiziell betrunken.«
    »Jetzt hör mal«, sagt Monty. »Das ist mir wichtig. Doyle ist mir wichtig. Für mich ist er kein Haustier, er ist ein Freund. Ich weiß, wie sich das anhört. Ich weiß, dass es sich komisch anhört. Aber hör mal, als ich ihn gefunden habe, da hat er keinem Menschen getraut. Wenn ihn einer streicheln wollte, hätte er ihm am liebsten die Hand abgebissen. Ich hab ihn gefunden, und er war so gut wie tot, ein paar Stunden länger, und ihn hätten die Ratten gefressen. Die Typen, denen er gehört hat, die haben ihre Zigaretten auf ihm ausgedrückt, die haben ihn mit Ketten verprügelt oder so. Und Hundekämpfe mit ihm gemacht, dabei hat er sein eines Ohr verloren.«
    »Ja, das hast du mir erzählt.«
    »Doyle ist der härteste Brocken, den ich kenne. Er hat da neben dem Highway gelegen und auf den Tod gewartet. Er hat gewusst, dass er sterben wird. Und er hat keinen Muckser gemacht. Er hat einfach dagesessen und gesagt, scheiß auf die Schmerzen, er hat gesagt, scheiß aufs Sterben; scheiß auf den Typen, hat er gesagt, als ich ankam und ihm helfen wollte. Aber ich hab ihm trotzdem geholfen. Ist dir das klar? Ist dir klar, dass es das Beste war, was ich im Leben je getan habe? Lass dir das mal durch den Kopf gehen. Es stimmt. Das Beste, was ich in meinem ganzen Leben je getan habe, war es, diesen kleinen schwarzen Köter zu retten. Jeden Tag, den er seitdem hatte, hat er wegen mir gehabt. Jedes Mal, wenn er durch den Park rennt — wegen mir. Jedes Eichhörnchen, das er jagt, jede Hündin, die er bespringt, jeder Knochen, den er kaut - wegen mir. Ich hab ihn gerettet. Und es ist genau andersrum, als man denken würde, weißt du das? Weil es nämlich nicht Doyle ist, der dankbar ist. Nee, Doyle liebt mich, aber er kann sich an das alles nicht erinnern. Das Komische daran ist, dass ich es bin, der dankbar ist. Weil ich ihn herumrennen sehe, weil ich ihn bellen höre, weil es das Beste ist, was ich je getan habe, und er verkörpert es. Auf gar keinen Fall geb ich ihn ins Tierheim. Scheiße, Doyle ist der hässlichste Hund in allen fünf Boroughs. Wer würde ihn nehmen? Kannst du dir vorstellen, dass irgendeine Mom und irgendein Pop ihn da rausholen und mit nach Hause zu ihrem Töchterchen nehmen: Guck, Schatz, ein Hündchen für dich! Kannst du dir vorstellen, wie die Kleine dann zu heulen anfängt? Herrgott, Doyle sieht aus, als wär er in der Hölle groß geworden. Und ich sag's dir, ich werd nicht zulassen, dass irgendein Tierarzt eine Nadel in ihn reinsticht und ihn tot macht. Ich hab ihm das Leben gerettet, ja? Ich bin für ihn verantwortlich. Ich hab das alles doch nicht durchgemacht, damit er jetzt eingeschläfert wird. Wenn es so weit kommt, dann mach ich es selbst. Dann schieß ich ihm heute Nacht eine Kugel ins Ohr. Und darum frag ich dich, Jake - um meinetwillen, weil du mir damit einen Gefallen tun würdest, und zwar einen Riesengefallen, aber ich frag dich trotzdem - nimmst du ihn? Nimmst du ihn bei dir auf?«
    Jakob schweigt, reibt mit den Handflächen über die roten Samtpolster.
    »Soll ich dir was sagen?«, sagt er schließlich. »Es wäre mir eine Ehre.«
    Monty lächelt, und er hat Tränen in den Augen. »Ich hab gehofft, dass du das sagen würdest. Ehrlich.«
    »Na, nach der Ansprache, Herrgott, wie könnte ich da Nein sagen?«
    »Gut«, meint Monty und strahlt. »Jetzt müssen wir dich bloß noch mit dieser kleinen D'Annunzio zusammenbekommen, und dann ändert sich dein ganzes Leben.«
    »Hey, das ist nicht witzig. Sie ist meine Schülerin, Monty. Das wäre wirklich finster.«
    »Klar«, sagt Monty, legt seinen Kopf auf die Rückenlehne und schließt die Augen. »Na und?«
    Slattery kommt von der Toilette zurück und setzt sich zu ihnen. »Ich geh nie wieder zum Chinesen«, sagt er und reibt sich den Magen. »Nie wieder.«
    »Ja gut«, sagt Jakob und klopft Monty auf die Schulter. »Ich möchte, dass du mir eine Frage beantwortest.«
    »Welche denn?«
    »Findest du...?«
    »Wenn du ihn fragst, ob du wie ein Frettchen aussieht«, sagt Slattery, »dann brat ich dir eine über.«
    Jakob hält inne, dann schüttelt er den Kopf. »Das wollte ich nicht fragen.«
    »Wer findet, dass du wie ein Frettchen aussiehst?«, fragt Monty.
    »Die Gören auf der Campbell-Sawyer«, sagt Slattery.
    »Nein, finden sie nicht«, sagt Jakob. »So ein Quatsch. Außerdem wollte ich etwas ganz

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