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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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schließlich um die Kneipe von seinem Dad.«
    »Wie gehfs seinem Dad eigentlich?«, fragt Jakob.
    »Er ist in den letzten paar Monaten um zwanzig Jahre gealtert.«
    »Ich fand ihn immer sympathisch«, sagt Jakob. »Er war immer richtig nett zu mir. Himmel, er hat echt was einstecken müssen.«
    Naturelle nickt. »Es ist schrecklich, so was zu sagen, aber ich glaube nicht, dass Mr. Brogan sieben Jahre durchhalten wird. Er hat ja niemanden mehr.«
    Slattery klopft dreimal an die Seite seines Barhockers. »Hört mal, was soll das? Wollen wir hier rumsitzen und uns erzählen, wie traurig das alles ist? So ist es nun mal, und Punkt. Unser Bursche hat noch zehn Stunden; was wollen wir da machen, rumsitzen und heulen und Händchen halten?«
    Naturelle steht von ihrem Hocker auf und streicht sich das Kleid glatt. »Du hast Recht. Gib uns noch ein paar Sextipps, das wird uns aufheitem. Wo ist die Toilette?«
    »Sehr witzig«, sagt Slattery.
    »Ganz hinten«, erklärt Jakob. Sie schauen zu, wie sie an den Dartspielern vorbeigeht, die einander anstoßen und lachen, als ihr Anführer so tut, als stoße er sich einen Dolch ins Herz. Gut aussehende Frauen sind selten in der Bug Bar.
    »Ich wette, sie weint, wenn sie es getrieben hat«, sagt Slattery und starrt die Studenten eindringlich an, aber sie beachten ihn nicht. Er zeigt Jody sein leeres Glas, aber sie sieht zur Tür. Ohne sich umzudrehen, weiß er, dass Monty endlich da ist. Wenn Monty irgendwo reinkommt, sehen die Frauen immer zur Tür.
    Jakob und Slattery stehen auf und umarmen ihn nacheinander. Montys Gesicht ist von der Kälte gerötet, seine Strickmütze und sein Kamelhaarmantel sind mit Schnee bedeckt. Die Arme um die Schultern seiner Freunde gelegt, lächelt er Jody an und bestellt drei Jameson's.
    »Nat ist auf der Toilette«, sagt Slattery.
    Monty nickt. »Schon lange hier?«
    »Nee.«
    »Im VelVet schmeißen sie eine Party für mich. Da sollten wir demnächst aufkreuzen.« Monty lässt seine Freunde los und sieht sich in der Kneipe um. »Was ist das für ein Laden?«
    »Frank wär gern ein Redneck«, sagt Jakob. »Er kommt hierher, und beim Pinkeln pfeift er Dixie.«
    Jody reiht drei Glas Whiskey auf. »Ihr Jungs solltet Sonntag mal reingucken, zum Super Bowl. Wir stellen einen Großbildprojektor auf. Linda hat einen Cousin, der für die Packers spielt. Er sieht genauso aus wie sie, nur dass er sechshundert Pfund wiegt.«
    Slatterty reibt sich die Hornhaut an der Handfläche, und Jakob starrt schweigend zu Boden.
    Jody lacht. »Ihr müsst nicht kommen. War bloß ein Spruch.«
    Monty klatscht laut in die Hände. Alle starren ihn an. Er nimmt eine Papierserviette vom Tresen und wischt sich die zerquetschte Fliege von der Handfläche, dann knüllt er die Serviette zusammen und wirft sie in den Papierkorb unter der Registrierkasse. Er lächelt und prostet Jody zu. »Scheiß auf Sonntag«, sagt er, als wäre es ein Trinkspruch, dann kippt er seinen Whiskey hinunter.

15
    »Die ganze Stadt ist zum Tschüs sagen gekommen«, sagt Monty und steigt aus dem Taxi.
    Eine aufgekratzte Meute hat den Block besetzt, Hunderte von Teenagern, die die massiven roten Türen des VelVet belagern. Trauben von Rauchern lehnen an dem Gebäude, schützen ihre brennenden Zigaretten vor dem herunterfallenden Schnee oder wölben die Hände um das Feuerzeug, damit es nicht ausgeht. Andere sitzen auf den geparkten Autos und trinken Bier aus Literflaschen in braunen Papiertüten. Niemand ist dem Wetter angemessen bekleidet, und niemandem scheint das etwas auszumachen.
    »Du hast ja Unmengen von jungen Fans«, sagt Naturelle. »Ich glaube, wir sind die Ältesten hier.«
    »Wartet mal kurz«, sagt Monty und schlüpft durch das Gewirr aus Körpern und Gesichtem, zwischen Jungen und Mädchen hindurch, die leicht gelangweilt miteinander reden, zäh und bruchstückhaft.
    »Bei Tosh soll heute was los sein, aber Tosh, ich meine...«
    »Ja, genau. Ich kann diesen Blick nicht ab. Ständig glotzt sie mich so an...«
    »... schon zehn Zentimeter. Seb will morgen mit dem Snowboard rauf in die Berge...«
    »Ich hab mir die erste geholt. Die geht mehr Richtung Jungle. Seine neuen Sachen sind ja nicht mehr so junglemäßig.«
    »Das ist gutes Skunk, echt gutes Skunk...«
    »Die Linie R ist die Hölle, Mann. Voll die Bummelbahn. Ich brauch 'ne Woche bis nach Hause.«
    Monty bahnt sich seinen Weg zu den roten Seilen. Ein Berg von einem Mann, der genau den gleichen Kamelhaarmantel wie Monty trägt, überprüft die

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