250 - Rückkehr nach Euree
Offenbar vermuteten sie weitere Menschen in der Umgebung der Kuppel.
»Das hat System, wie sie Quadratmeter um Quadratmeter durchforsten«, sagte Matthew Drax. Er hatte den Gleiter zwei Kilometer entfernt auf dem Dach einer Hochhausruine zwischen verkrüppelten Bäumen und Ginsterbüschen gelandet. Auf dem Ortungsschirm und dem Monitor der Außenkamera beobachteten sie das Treiben der Rattenmutanten. »Geradezu beängstigend, wie planvoll sie vorgehen.«
»Sie müssen einen klugen König haben«, sagte Aruula.
»Wie konnte es geschehen, dass die Bestien die Kuppel und die Parlamentsruine eroberten?« Rulfan war noch immer fassungslos. »Das ist eine Katastrophe für die Community!«
Matt Drax hingegen fragte sich, ob von der Community London überhaupt noch jemand am Leben war. Er hütete sich jedoch, diese Frage auszusprechen.
Mit Einbruch der Dunkelheit ließen die Aktivitäten der Taratzen nach. Sie brachen ihre Suche ab und zogen sich zum größten Teil unter die Titanglaskuppel zurück. Nur einzelne kleine Rotten blieben auf der Westminster Bridge und auf dem Gelände vor dem ehemaligen Verteidigungsministerium als Wachposten zurück.
»Ich habe wenig Hoffnung, dass wir in der Bunkerstadt auf Überlebende treffen werden.« Rulfan sprach irgendwann doch aus, was Matt und Aruula längst dachten. »Dennoch müssen wir uns Sicherheit verschaffen.«
»Sehe ich auch so.« Matt nickte grimmig. »An welcher Stelle genau führt der Geheimgang ins Freie?«
»Am Ufer seitlich der Brücke, zu den Parlamentsgebäuden hin, in einem begrünten Areal. Er ist als Kanaldeckel getarnt, direkt am Brückensockel gelegen, und wurde für den Fall konzipiert, dass die Elektronik und mit ihr die Schleusenbutler ausfallen. Ich denke, durch ihn werden viele Technos nach dem EMP ins Freie gelangt sein.«
»Der Zugang ist ein einfacher Kanaldeckel?« Matt Drax runzelte die Stirn.
»Natürlich ist er mit einem mechanischen Zahlenschloss gesichert«, entgegnete Rulfan. »Die Nummern auf dem Deckel lassen sich niederdrücken. Den Code solltest du dir gut merken können: Null acht null zwei zwei null eins zwei.«
Matt zog die Brauen hoch. »Das Datum des Kometeneinschlags! Der achte Februar zweitausendzwölf.«
»Ich habe den Code schon herausgefunden, als wir noch in Salisbury waren. Eigentlich sollten nur die drei ranghöchsten Regierungsmitglieder jeder der beiden Communities ihn kennen.«
»Salisburys manuelle Schleuse lässt sich also mit dem gleichen Code öffnen?«
Rulfan nickte. Matt sah ihn fragend an.
»Einer von uns beiden sollte im Gleiter bleiben. Willst du -«
Rulfan schüttelte den Kopf. »Geh mit Aruula«, sagte er bestimmt. Matt blickte skeptisch drein. Folgerichtiger wäre es gewesen, wenn Rulfan die Bunkerexpedition geleitet hätte, schließlich kannte er sich dort unten besser aus. Wollte er seinen beiden Freuden die Chance geben, sich wieder näher zu kommen? Oder sich auszusprechen, ohne dass er dabei war? Natürlich hatte er auf dem langen Flug mitbekommen, dass zwischen ihnen weitgehend Funkstille herrschte. Vielleicht graute ihm aber auch davor, was er dort unten finden könnte.
Wie auch, immer - Matt nahm sein Angebot an und erhob sich vom Pilotensitz. »Okay. Dann übernimm das Steuer.«
Rulfan ließ sich in den Sessel gleiten und gurtete sich an. Er hatte schon oft moderne Maschinen gesteuert, und die Feinheiten dieses Gleiters hatte Matt ihm während der Reise beigebracht. »Ich fliege links der Brücke dicht über die Uferböschung«, sagte er. »Über der Grünfläche stoppe ich kurz und ihr springt ab. Dann locke ich die Taratzen von der Brücke, und ihr könnt die Schleuse öffnen. Ach ja - nehmt Chira als Spürhund mit.«
Matt hob nur den Daumen und grinste Rulfan zu. Der Albino schien sein Tief allmählich zu überwinden. Hoffentlich half Aruula und ihm selbst die gemeinsame Aktion, um seinem Beispiel zu folgen.
Rulfan flog los. Dicht über dem Wasser steuerte er den Gleiter der Westminster Bridge entgegen.
Wenige Minuten später sprangen Matt, Aruula und die schwarze Lupa aus dem schwebenden Gleiter ins hohe Gras der Grünfläche. Dort warteten sie, bis Rulfan eine Wende vollführt hatte und kurz vor der Westminster Bridge mitten auf der Straße landete. Als die Taratzen auf der Brücke kreischend ihre Posten verließen, um auf den Gleiter loszugehen, begannen sie ihre Suche nach dem Kanaldeckel. Die Nacht und das hohe Gras gaben ihnen Deckung.
Kaum schlugen die ersten Taratzen mit
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