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250 - Rückkehr nach Euree

250 - Rückkehr nach Euree

Titel: 250 - Rückkehr nach Euree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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dort aus dem Staub. Das Haar war einst goldfarben gewesen, jetzt aber voller Schimmel. Der Mann aus der Vergangenheit erinnerte sich daran, Queen Victoria einmal mit einer goldfarbenen Perücke gesehen zu haben.
    Er ließ den Lichtstrahl seines Kombacters durch die Räume wandern. Plötzlich fiel der weiße Lichtbalken auf ein rundes, flaches Ding vom Durchmesser einer Männerhandfläche. Es lag auf einem von Staub und Moos bedecktem Tisch. »Ein Palmtop!«, rief Matt. Er lief zu dem Tisch, drückte Aruula den Kombacter in die Hand und nahm den Miniaturrechner aus dem Dreck.
    »Ich habe so ein Ding mal bei Rulfan gesehen«, sagte Aruula. »Ist schon viele Jahre her.«
    Sie sprach von jenen Wochen vor acht Jahren, als Rulfan sie aus den Händen Jacob Smythes rettete und mit ihr in einem Helikopter zu den Dreizehn Inseln geflohen war. Von dort fuhren sie damals mit Smythes Luftkissenboot über den Atlantik nach Meeraka, um Maddrax zu suchen.
    Während Aruula den Strahl auf das kleine Gerät richtete, schabte Matt Drax Moos und Schimmel von dessen Oberfläche. Initialen kamen zum Vorschein: L.G. Er klappte den Deckel hoch, im selben Augenblick aktivierte sich der Palmtop. Er wurde offensichtlich von einem kleinen Trilithiumkristall betrieben. Das Bild einer blonden Frau flimmerte über das Display. Matt erkannte sie sofort.
    »Wer ist das?«, wollte Aruula wissen.
    »Eve Priden. Sir Leonard Gabriels Geliebte. Sie muss am Kratersee umgekommen sein.« Er versuchte die kleine Tastatur zu bedienen. »Ich frage mich, wie Gabriels Privatrechner hierher gelangt ist.«
    »Rulfans Vater war hier«, sagte Aruula trocken. »Wie sonst?« Sie zog die Schultern hoch und sah sich um, als spürte sie seine Gegenwart noch zwischen den verschimmelten Wänden.
    Das Frauenkonterfei verblasste auf einmal, eine Spirale schwebte plötzlich im Display. »Die Zentralhelix erwartet Ihre Befehle, Sir Leonard«, piepste eine undeutliche Stimme aus dem Gerät.
    »Der Bunkerrechner!« Matt konnte sein Glück nicht fassen. »Das ist tatsächlich Gabriels Palmtop! Ich habe Verbindung zum zentralen Computer!«
    Plötzlich bebten Boden und Wände, von fern grollte ein Donnern. Erschrocken sahen Aruula und Matt einander an.
    »Eine Explosion«, flüsterte Matt Drax. »Irgendwo draußen ist etwas explodiert!« Er dachte sofort an Rulfan und den Gleiter.
    ***
    Ende Februar 2522
    »Worauf warten wir noch?« Sir Leonard trat aus der Ruine und sah sich um. Es hatte aufgehört zu schneien; sechs Männer und Frauen und dreizehn Taratzen warteten bereits auf ihn. Acht von ihnen waren wie Zugtiere vor vier Schlitten gespannt.
    »Worauf schon?« Eve Neuf-Deville grinste. »Immer auf dieselben.«
    Zwei fehlten. James Dubliner jr. und die Frau, die sich eine »Lordhexe« nannte. Schon gestern hatte man auf das Paar warten müssen. Und die Tage zuvor, als Gabriels geschrumpftes Häuflein sich in der Höhle und an den Feuern der Hexe die Wunden leckte, waren sie ebenfalls immer die Letzten gewesen, die morgens am Feuer erschienen; und die Ersten, die abends in den Fellen verschwunden waren.
    Eine Frauenstimme ertönte im Obergeschoss. Sie schrie. Sir Leonard blickte zu dem von Eiszapfen und kahlem Geäst verhängten Fenster hinauf. Das Geschrei ging erst in Stöhnen, dann in Seufzen über. Der Prime presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »Das nenne ich ›Liebe auf den ersten Blick‹«, feixte Eve Neuf-Deville. Sie rauchte, irgendein stinkendes Zeug. Niemand wusste, wo sie das her hatte.
    »Wer weiß?«, knurrte Fahka. »Vielleicht hat sie Dubliner auch verhext.«
    »Ich verlange, dass dieses Gerede von ›Hexerei‹ endlich ein Ende hat!«, blaffte Sir Leonard.
    Minuten später erschien das Paar unter den Eiszapfen, die vom Stoß des Ruineneingangs herabhingen. Zuerst Traysi, nach ihr Dubliner jr. Sir Leonard beäugte die rätselhafte Frau mit unverhohlenem Misstrauen. Sie ignorierte seine Blicke. Souverän wie eine Königin nickte sie nach allen Seiten und tänzelte zu ihrem Schlitten. Sie schien über dem Schnee zu schweben.
    James Dubliner jr. nahm überhaupt keine Notiz von seinem Prime, dabei stand Gabriel direkt neben dem Eingang. Der blonde Adonis wollte seiner Geliebten folgen, doch Sir Leonard packte ihn am Arm und hielt ihn fest. »Ich appelliere an Ihre Ehre als Offizier der Community Salisbury, Major Dubliner!« Die Gesichter der Umstehenden wurden todernst. So formell sprach einen der Prime nur an, wenn er seinem Zorn stählerne Zügel

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