Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
250 - Rückkehr nach Euree

250 - Rückkehr nach Euree

Titel: 250 - Rückkehr nach Euree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Wand an. Der Mann aus der Vergangenheit setzte sich zu ihr und legte den Arm auf ihre Schulter.
    »Aruula?« Sie antwortete nicht. Er begann, erst ihre Schulter, dann ihre Wangen zu streicheln. Sie rührte sich nicht, wie leblos fühlte sie sich an. »Komm zu uns ins Cockpit.« Sie reagierte nicht. »Es hat doch keinen Sinn, sich ins Schneckenhaus zurückzuziehen. Jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen, gemeinsam ist es leichter.« Kein Wort sprach sie, starrte nur die Wand an. Matthew seufzte. »Ich hole dir etwas zu trinken.« Er stand auf, bückte sich aus der Kajüte, ging in die Kombüse.
    Ob sie auch an das Grab dachte? Er füllte einen Krug mit Wasser. Natürlich dachte sie an das Grab, an das Grab und an Daa'tan. Er nahm ein Glas und kehrte mit ihm und dem Krug zurück zu Aruula.
    Sie trauerte um ihren gemeinsamen Sohn. Würde sie ihm je verzeihen, dass er Daa'tan erschossen hatte? Dabei hatte er weiß Gott versucht, ihn davon abzuhalten, Rulfan mit seinem Schwert zu durchbohren. Sogar als Daa'tan die Warnung in den Wind schlug und zum tödlichen Schlag ausholte, hatte er noch versucht, ihn zu schonen, ihn wenigstens nur zu verletzen - doch der Kombacter, die alte Hydritenwaffe, war für derart gezielte Schüsse nicht geeignet. Der Blitz hatte Daa'tans Brust durchschlagen.
    Matt setzte sich auf die Koje, reichte Aruula das Glas. »Komm, trink etwas.« Sie reagierte nicht. » Bitte «, sagte er. Sie schüttelte den Kopf. Entmutigt blieb er neben ihr sitzen, in der Linken das Glas, mit der Rechten streichelte er ihre Schulter und ihre Wange.
    In seinem Schädel rotierte ein Wirbel aus Bildern, Gedanken und Empfindungen. Er sah Lay, wie sie starb. Völlig grundlos hatte Daa'tan sie mit Hilfe seiner tödlichen Pflanzen von einer Felsnadel in die Tiefe gerissen. Er sah Daa'tans Grab und fragte sich, ob Aruula ihm jemals verzeihen würde. Auch wenn Daa'tan andernfalls seinen Blutsbruder und ihren gemeinsamen Freund Rulfan umgebracht hätte.
    Um sich abzulenken, dachte Matt an den Streiter, die kosmische Wesenheit, die auf dem Weg zur Erde war, um hier ihre Jagdbeute zu stellen, den Wandler. Doch der war längst weiter gezogen, und niemand wusste, wie der Streiter reagieren würde. Matt hatte ihn in einer Vision gesehen, und die Bilder verfolgten ihn heute noch in seine Träume. Von dieser unfassbaren Entität war keine Gnade zu erwarten. Sie würde alles Leben auf der Erde tilgen, so wie sie es mit dem Heimatplaneten des Wandlers und seinen Dienerkreaturen getan hatte.
    Der Mann aus der Vergangenheit fragte sich, was um alles in der Welt er gegen diesen monströsen Titanen ausrichten sollte, jetzt da auch der Flächenräumer, die vielleicht einzige Waffe gegen den Streiter, unbrauchbar geworden war. Seine Gedanken kehrten zu der immer gleichen Antwort zurück: Solange er nicht irgendwo zufällig auf hoch entwickelte Technik stieß, konnte man gar nichts tun. Es gab im Augenblick einfach keine Lösung für dieses Problem.
    Seine Gedanken wanderten weiter zu seiner Staffelkameradin Jenny Jensen und ihrer Tochter Ann. Ihrer gemeinsamen Tochter. Nicht zuletzt um sie zu suchen, kehrte er nach Europa zurück. Doch wie würde Aruula auf dieses Vorhaben reagieren? Wie sollte er ihr beibringen, dass er nach seiner Tochter fahnden wollte - jetzt, nachdem er ihren gemeinsamen Sohn getötet hatte?
    Und schon kreisten seine Gedanken wieder um das Grab. Er fragte sich, wie er selbst jemals damit fertig werden sollte, seinen eigenen Sohn umgebracht zu haben.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er irgendwann. »Ich liebe dich doch… bitte trink ein wenig, bitte…« Sie hob den Kopf - endlich - und sah ihn aus dunklen Augen an. Dann nahm sie wortlos das Glas aus seinen Händen und leerte es.
    Als sie getrunken hatte, kauerte sie sich wieder zusammen. Matt Drax streichelte sie, beugte sich über sie, küsste ihre Stirn, ihre Augen, ihren Hals. »Lass mich allein, Maddrax«, flüsterte sie. Er wurde ganz steif vor Enttäuschung. Leise stand er auf und ging ins Cockpit.
    »Wir sind endgültig zurück in Euree«, sagte Rulfan mit heiserer Stimme. Wieder erhob sich Chira und machte Wuff .
    »Schon möglich.« Matt Drax ließ sich in den Pilotensessel fallen. Er versuchte nicht an Aruula zu denken, kontrollierte den Kurs, beobachtete die Reflexe auf den Ortungsschirmen. »Auf dem Monitor sieht es so aus, doch mein Kopf fühlt sich so an, als wäre der größere Teil von mir noch in Afra…«
    ***
    London, Dezember 2521
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher