250 - Rückkehr nach Euree
nicht auf, dass der EMP eines Tages doch ein Ende haben wird. In diesem Fall will ich meinen Palmtop mit dem von Lady Windsor aktivieren. Mit ihm als Verstärker könnte es auch von Chatham aus gelingen, die Zentralhelix zu kontaktieren und einen der EWATs zu uns zu holen.«
»Sie bleiben dabei?« Josephine Warringtons Augen wurden schmal. »Sie wollen tatsächlich den Bunker aufgeben?«
»Ich sehe keine Veranlassung, meinen Befehl zurückzunehmen, Lady Warrington. Die Faktenlage hat sich schließlich nicht geändert!« Die anderen warfen einander verstohlene Blicke zu.
James Dubliner kehrte zurück. Er trug seinen Jagdbogen und ein Bündel mit Kleidern und einer Decke über der Schulter. »Ich wollte noch Lebewohl sagen.«
Sir Leonard stand auf. »Wir befinden uns im Krieg mit den Lords, Major Dubliner. Hiermit verurteile ich Sie wegen versuchter Fahnenflucht zum Tod durch Erschießen.« Er wandte sich an Armadie und die Loomer. »Nehmen Sie Major Dubliner fest.«
Beide schluckten, setzten zum Widerspruch an, blickten Hilfe suchend zu den anderen. Doch alle wichen ihren Blicken aus. Schließlich standen Samuel Armadie und Cinderella Loomer auf, entwaffneten Dubliner und fesselten ihn. »Das wirst du nicht wagen, Leonard«, sagte der heiser. »Das wirst du niemals wagen…«
Zwei Stunden später erschoss Sir Leonard persönlich den ehemaligen Major. Er tat es mit einer der letzten neun Patronen des Maschinengewehrs. Vier Tage später verließen vierzehn Männer und Frauen den Londoner Bunker über den Geheimgang…
***
London, August 2525
Wieder und wieder versuchte Rulfan den EWAT zu stoppen. Doch weder der Bordrechner noch die manuellen Tastfelder für das Triebwerk reagierten. Auch die Waffentürme ließen sich nicht ausfahren. Der Panzer rollte langsam über die Mitte der Brücke hinweg.
Wenigstens die Außenkameras funktionierten noch. Durch das Cockpitfenster sah Rulfan nur die Brücke und ein Stück der immer näher rückenden Kuppel. Doch die Aufnahmen auf dem Panoramaschirm zeigten Kanus, die wenige hundert Meter entfernt am Ufer anlegten, und ein Floß, das sechs Lords der Brücke entgegen steuerten.
Erneut versuchte Rulfan den EWAT zu stoppen, und erneut umsonst. Keines der Steuerungselemente sprach an und das Bordsystem verweigerte ihm den Zugriff. Nachdem Matt ihn angefunkt hatte, unternahm er keine Versuche mehr, den Anführer der verrückten Horde zu erreichen. Alles sprach dafür, dass es sich um eine Frau handelte. Die Queen etwa? Der Gedanke, sie könnte ähnlich über seinen Vater denken wie die beiden durchgeknallten Kerle, machte ihn wahnsinnig. Bis jetzt rettete er sich noch in die Erklärung, Merylbone und Hawkins könnten Abtrünnige sein, die von einem vollkommen irrationalen Zorn auf seinen Vater erfüllt waren.
Verzweifelt ließ er seine Finger noch einmal über die Haupttastatur tanzen. Da entdeckte er ein kleines Zahlenfenster in der Fußzeile des Head-up-Monitors. 4:56 , las er da, und die Zahl verringerte sich im Sekundentakt: 4:54, 4:53, 4:52… Ein kleiner Schriftzug war unter der digitalen Zahlenanzeige sichtbar. Rulfan beugte sich näher an den Monitor heran, um ihn lesen zu können: Selfdestruct stand dort.
Seine Gesichtshaut nahm die Farbe schmutzigen Kerzenwachses an. Er sank in den Pilotensessel und aktivierte den Funk. »Rulfan an Matt. Hör zu, mein Freund. Ich habe nur noch…«, er spähte auf die ablaufende Zeitzeile, »… vier Minuten und vierzig Sekunden. Dann explodiert der Tank. Die Scheißkerle haben die Selbstzerstörung aktiviert, der Countdown läuft…!«
***
Chatham, Mai bis September 2522
Eine Zeitlang versteckten sie sich in einer Hochhausruine in der Westside. An zwei Tagen konnten sie vom Dach ihres Verstecks aus kleine Taratzenhorden beobachten, die nach ihnen suchten. Während eines Gewittersturms Anfang Mai gab Sir Leonard den Befehl zum Aufbruch - es war bekannt, dass die Taratzen es vermieden, sich während eines Gewitters unter freiem Himmel zu bewegen.
Am 9. Mai kehrten die Männer und Frauen aus den ehemaligen Communities London und Salisbury nach Chatham zurück, wo ihr Zweimaster noch in der historischen Werft bei der Themsemündung lag. Das Schiff war weitgehend unbeschädigt. Lediglich ein paar Rahmasten hatte die Last des Eises zerbrochen.
Sir Leonard ließ die Ruine säubern und ausbessern, sodass er und seine Leute wieder dort wohnen konnten. Es handelte sich um ein Gebäude, das in den Zeiten vor »Christopher-Floyd« als
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