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251 - Der Taratzenkönig

251 - Der Taratzenkönig

Titel: 251 - Der Taratzenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Gefühl stieg in Matt hoch, als er an den Moment der Entscheidung zurückdachte. Daa'tan mit seinem Schwert über dem halb bewusstlosen Rulfan stehend, Aruula zu weit entfernt, er selbst von Ranken gefesselt, in seinen Händen der Kombacter, eine Mehrzweckwaffe der Hydree… Er hatte sich binnen eines Sekundenbruchteils entscheiden müssen und das Lebens seines Freundes und Blutsbruders über das seines verlorenen Sohnes gestellt. Nun konnte er nur darauf hoffen, dass Aruula seine Entscheidung verstand und akzeptierte. Er hatte im Innersten keine Zweifel, dass dies auch geschehen würde. Aber wann?
    Auf einer Hügelkette vor ihnen tauchten die mächtigen Masten einer ehemaligen Stromleitung auf. Aruula hielt direkt auf das erste stählerne Skelett zu und verlagerte gut dreißig Meter, bevor sie es erreichte, ihr Körpergewicht nach links. Sofort reagierte das Quad mit einer Ausweichbewegung. Durch weitere Körperverlagerungen umflog die Kriegerin die Masten in eleganten Kurven. Matt tat es ihr nach, während Chira den direkten Weg nahm.
    Plötzlich nahm Aruula das Gas zurück und bremste das X-Quad damit auf Kriechgeschwindigkeit ab. Gleichzeitig senkte sie es knapp über den Boden ab. Sie hielt auf ein mächtiges Gemäuer zu, das einmal eine Burg gewesen sein musste. Matt passte sich ihr an. Er flog nun direkt neben ihr.
    »Brauchst du eine Pause?«
    Sie drehte den Kopf und lächelte ihn seit Stunden zum ersten Mal wieder an. » Ich brauche keine Pause, Maddrax. Aber mein eisernes Pferd braucht eine, denn es muss dringend gefüttert werden. Und Chira ist sicher auch froh darüber. Schau, wie sie hechelt.«
    Erleichterung stieg in Matt auf. Aruula machte sich einen Spaß daraus, als unwissende Barbarin aufzutreten. Denn natürlich wusste sie, dass die X-Quads kein Futter brauchten. Der Ladestand auf Matt Anzeige besagte, dass die Trilithium-Zellen in etwa vierhundert Kilometern wieder aufgeladen werden mussten - was mangels eines EWATs oder einer anderen Ladestation problematisch sein würde. Allerdings waren es von London bis zur Isle of Portland gerade mal zweihundert Kilometer Luftlinie; selbst mit Umwegen war der Hinweg also gesichert - und mit etwas Glück auch der Weg zurück, wenn sie die X-Quads dort deponierten.
    Aruula hielt auf die Burgruine zu und stellte den kleinen Gleiter ein Stück vor der gut zehn Meter hohen Mauer ab, in die ein großer, spitz zulaufender Torbogen eingelassen war. Überall wucherten Gebüsch und Brennnesseln, in den Mauern wuchsen Moose und andere Pflanzen bis hoch zu den Zinnen. Matt stieg ebenfalls vom Quad, und Chira trottete hechelnd durch den Torbogen.
    »Ein lauschiges Plätzchen, das du dir da ausgesucht hast«, sagte Matt betont locker. »Große Zimmer, tolle Aussicht, vielleicht haben die ja sogar Vollpension zu bieten. Ich wette…« Er stockte. »Shit! Schau dir Chira an, Aruula!«
    Die Lupa war ein Stück in die Ruine hinein getrottet; jetzt stand sie mit gesträubtem Fell, gesenktem Kopf und zwischen die Hinterläufe geklemmtem Schwanz da und knurrte.
    Aruula strich sich durch die vom Fahrtwind verfilzten Haare und kniff die Augen zusammen. Gleichzeitig löste sie ihr Schwert vom hinteren Teil des X-Quads. »Du hast recht, Maddrax, irgendwas ist hier«, sagte sie leise. »Ich war unvorsichtig, war in Gedanken woanders. Ich hätte es viel früher spüren müssen.«
    »Du spürst etwas?«
    »Ja. Etwas… Gefährliches…« Sie schnupperte in den Wind und hob das Schwert leicht an.
    »Dann lass uns bloß von hier…«
    Zwischen Matt und Aruula explodierte unvermittelt der Boden. Erde, Steine und Grassoden flogen nach allen Seiten weg. Ein meterbreites Loch entstand, aus dem sich blitzschnell um ihre Längsachse rotierende Hornplatten schoben! Als würde ein Katapult sie von unten empor schleudern, drehte sich eine rund vier Meter lange Erdschlange aus dem Loch und fiel zu Boden.
    »Gejagudoo!«, schrie Aruula.
    Der schraubenförmig gewundene, mannsdicke Körper, der von vorne bis hinten mit schwarzem Pelz besetzt war, rotierte mit ein paar Drehungen auf die Kriegerin zu. Das vordere Drittel richtete sich auf. Unter den Hornplatten, mit denen sich der Gejagudoo durch die Erde bohrte, öffnete sich ein mächtiges Maul. Wie das Tor zu Orguudoos Reich klaffte es vor der Kriegerin, eineinhalb Mal so groß wie sie.
    Aruula blieb ruhig. Ein Gejagudoo, zumal ein Jungtier, war ein gefährlicher, aber kein unbezwingbarer Gegner. Das Maul schoss vor, versuchte sich über Aruula zu

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