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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Essen saß und sie Stunden später gemeinsam beschlossen, das Strandgebiet, in dem Leonard gejagt hatte, nach weiteren Echsen abzusuchen, zerstreuten sich ihre Zweifel. Was sie Monate später bitter bereuen sollte.
    ***
    Guernsey, Ende September 2525
    Zerknirscht kletterte Matt den kleinen Pfad hinauf, der zu der Quelle in den Klippen führte. Nach einer Auseinandersetzung mit Aruula hatte er die Höhle verlassen, um frisches Trinkwasser zu besorgen. Im Licht des Vollmonds stachen die Umrisse der Felsen wie scharfe Klingen hervor. In seinem Rücken rauschte das Meer und rechts und links von ihm heulte der aufkommende Wind durch die Nischen und Scharten des Bergmassivs. Von all dem bemerkte der Mann aus der Vergangenheit kaum etwas. Gedankenversunken suchte er nach einer Lösung für den Konflikt mit seiner Geliebten.
    Aruula, der es inzwischen wieder besser ging, hatte unbeabsichtigt mitbekommen, wie er die Queen nach Jenny und Ann gefragt hatte. Vermutlich hätte sie es ihm nicht einmal gestanden, wenn er nicht darauf beharrt hätte zu erfahren, warum sie immer wortkarger wurde und seinen Blicken auswich. Als sie ihm dann endlich preisgab, was sie gehört hatte, verstand er ihr verändertes Verhalten ihm gegenüber. Fast war er sogar ein wenig erleichtert, dass sein Plan, baldmöglichst nach seiner Tochter zu suchen, nun kein Geheimnis mehr war.
    Gleichzeitig verstand er auch, wie verletzend es für seine Gefährtin sein musste, auf diesem Weg zu erfahren, wie sehr er sich nach seiner Tochter sehnte, nachdem er doch für ihren gemeinsamen Sohn nie einen Funken Zuneigung empfinden konnte. Doch als sie ihm gestand, dass sie schon gestern beim Lauschen erfahren hatte, dass Jenny und Ann noch lebten und offenbar in den Norden Britanas gezogen waren, wurde wiederum Matt wütend. »Wie konntest du mir das verschweigen? Verstehst du denn gar nicht, wie wichtig mir das ist? Wann hattest du vor, mir davon zu erzählen?«, fragte er entrüstet.
    »Gar nicht«, erwiderte die Barbarin ruhig. »Ich werde nicht nach der Frau suchen, mit der du mich betrogen hast. Ich will sie nicht sehen.« Mehr sagte Aruula nicht dazu. Mehr brauchte sie auch nicht zu sagen. Ihre Augen, ihre Körperhaltung und der Tonfall ihrer Stimme verdeutlichten Matt, dass sie nicht nachgeben würde.
    Dabei wusste sie doch genau, dass er damals nur unter dem Zwang der Amazonen von Berlin mit Jenny geschlafen hatte. [5] Er liebte sie nicht.
    Aber er liebte seine Tochter, die aus diesem One-Night-Stand hervorgegangen war.
    So sehr Matthew Drax sonst auch die Unbestechlichkeit seiner Gefährtin schätzte, so sehr hasste er sie in diesem Moment. Dagegenzuhalten war ihm kaum möglich: War er nicht der Mörder ihres Sohnes?
    Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, hatte er sich Wasserschlauch und den Krug von Jolii geschnappt und die Höhle verlassen. Nachdem er nun ein Stück Geröllstrand und steiniger Höhe zwischen sich und Aruula gebracht hatte, wurde ihm klar, dass er sich mit seiner Geliebten nicht einig werden würde, was die Suche nach seiner Tochter betraf.
    Leise fluchend brachte er die letzten Meter zerklüfteten Untergrund bis zur Quelle hinter sich. Sie befand sich in einer muldenförmigen Ausbuchtung der Felsen. Dort angekommen, stellte er den Krug unter das plätschernde Rinnsal. Als er den Wasserschlauch gefüllt und über seine Schulter gehängt hatte, trat er an den Rand der Felsenbucht.
    Windböen zausten durch seine Haare. Unter ihm tobte das Meer. Wie silberne Tiere erhoben sich die Wellen aus dem aufgewühlten Wasser und zerstoben im nächsten Augenblick in schäumenden Kaskaden. Selbst am Horizont waren die hellen Gischtkronen des hohen Wellengangs zu beobachten.
    Morgen mussten sie mit ihrem Boot diesen tobenden Riesen bezwingen. Keiner von ihnen wusste, ob sie das Haus des Fischers am jenseitigen Ufer je lebend erreichen würden. Aber sie mussten zurück nach London. Die Hundert-Tage-Frist, die ihnen die Demokraten gesetzt hatten, war schon fast zur Hälfte abgelaufen, und wer wusste schon, was sie auf dem letzten Wegstück noch erwarten mochte?
    Im Angesicht dieser Tatsache erschien Matthew sein Disput mit Aruula fast lächerlich. War sie nicht das Wichtigste in seinem Leben? Natürlich war es verletzend, dass sie ihm ihre Erkenntnisse über seine Tochter verschweigen wollte. Doch hätte er umgekehrt nicht vielleicht genauso gehandelt? Und musste seine Geliebte denn dabei sein, wenn er Jenny und Ann traf? Wenn die Zeit gekommen war,

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