253 - Das Terror-Gen
Vergrößerungsgerät und wandte sich Gabriel zu. »Es würde mich interessieren, auf welchem Teil der Insel du auf dieses Tier gestoßen bist.«
Irrte sich Victoria, oder schwang da Argwohn in der Stimme der Wissenschaftlerin mit?
Dem Prime verschlug es jedenfalls einen Moment lang die Sprache. Dann machte er völlig unvermittelt einen Satz vorwärts und schlug mit der Handfläche auf die Tischplatte. »Was spielt es denn für eine Rolle, an welchen Plätzen ich jage? Wie das Ergebnis lautet, will ich wissen!«, brüllte er.
Erschrocken über Gabriels plötzlichen Ausbruch ließ Victoria Windsor alles stehen und liegen und eilte zu den beiden. Lady Kucholsky saß wie vom Donner gerührt auf ihrem Stuhl. Ihr helles Gesicht war noch ein wenig blasser geworden und ihre blauen Augen funkelten vor Zorn.
Als sie Victoria kommen sah, hob sie die Hand. »Schon gut«, sagte sie leise. Dann richtete sie ihren Blick auf Leonard, der immer noch in bedrohlicher Haltung neben ihr stand. »Es handelt sich um merkwürdig mutierte Bakterien«, erklärte sie mit tönerner Stimme. »Vom Verzehr des Fleisches würde ich auf jeden Fall abraten.« Damit erhob sie sich und ging in Richtung Tür.
»Das ist alles? Mehr hast du nicht herausgefunden?« Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Ärger starrte Gabriel ihr nach. »Wie wirken diese verfluchten Bakterien?«
Sarah drehte sich um und warf dem Prime einen verachtenden Blick zu. »Woher soll ich das wissen? Mit den primitiven Mitteln, die mir hier zur Verfügung stehen, kann ich die Analyse nicht zu Ende bringen.« Dann machte sie wieder kehrt und öffnete das Eingangsportal. »Wenn du mehr über dein vermeintliches Tier wissen willst, musst du im Londoner Labor danach forschen lassen!«, rief sie noch, bevor hinter ihr die Tür krachend ins Schloss fiel.
Nur mit Mühe gelang es Lady Windsor, den wutschnaubenden Gabriel davon abzuhalten, der Biogenetikerin zu folgen. »Leonard!« Sie stellte sich ihm in den Weg und stemmte ihre Hände gegen seine Brust. »Leonard, was um alles in der Welt ist nur in dich gefahren?«
Als tauche er aus einem unwirklichen Traum auf, stierte er sie an. »Nichts… nichts… ich mache mir nur Sorgen. Verstehst du das nicht?« Er wandte sich von ihr ab und begann wieder auf und ab zu tigern.
»Ich mache mir auch Sorgen. Und zwar um dich! Deine Wutausbrüche häufen sich in letzter Zeit. Erst gestern bist du Fahka angegangen, weil er dir auf deinen morgendlichen Ausflug gefolgt war. Du -«
»Was schleicht er mir auch nach?«, unterbrach Leonard sie. »Er misstraut mir. Sie alle misstrauen mir.« Anklagend deutete sein Zeigefinger auf die Tür. »Dieses ständige Hinterfragen meiner Entscheidungen macht mich wahnsinnig.«
»Dann verhalte dich so, dass sie dir wieder vertrauen können«, entgegnete Victoria scharf. »Glaubst du, die Sache mit Dubliner jr. ist schon vergessen? Wenn du jetzt wieder anfängst, dich wie ein Alleinherrscher aufzuführen, werden sie deine Autorität nie mehr anerkennen. Außerdem stiehlst du dich wie ein Dieb jeden Morgen aus dem Lager. Keiner weiß, wo du bist. Rede über das, was du vorhast und was dir Sorgen macht. Und bekomme vor allen Dingen deine Emotionen in den Griff.«
Gabriel blieb stehen. Nachdenklich sah er sie an. »Du hast recht: Ich muss sie in den Griff kriegen. Ich habe überreagiert… Ich muss die Sache wieder in Ordnung bringen.«
Victoria atmete auf. Zwar war sie nicht überzeugt davon, dass Sarah Kucholsky und Fahka sich so schnell versöhnlich zeigen würden, doch die Einsicht Leonards erleichterte sie. »Gut. Jetzt sag mir bitte noch, wo du auf dieses Tier gestoßen bist. Wir sollten die Leute in dieser Gegend warnen.«
Leonard senkte den Blick. »Das wird nicht nötig sein. Es handelt sich um eine Echse, die bei den Inselbewohnern nicht auf dem Speiseplan steht«, sagte er leichthin. »Für mich war nur von Interesse, was ihr verändertes Verhalten ausgelöst hat.« Der Prime nahm seinen Umhang und öffnete Victoria die Tür. »Komm, lass uns die Sache mit den anderen besprechen.«
Lady Windsor beschlich ein seltsames Gefühl, als sie gemeinsam mit Gabriel das Lazaretthaus verließ. Eben noch wäre er beinahe Lady Kucholsky wegen der Sache mit dem kranken Tier an die Kehle gegangen, und nun spielte er das Ganze herunter. Hatte er doch etwas zu verbergen? Oder waren es einfach seine unkontrollierten Emotionen, über die sie vorhin sprachen?
Doch als die Queen im Kreise ihrer Gefährten beim
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