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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Loomer mit dem rettenden Serum von Dorf zu Dorf.
    Überall wurden sie dankbar empfangen und niemand schien sich an den Nosfera zu stören, die den drei Frauen auf Schritt und Tritt folgten. Fast war es so, als würden sie die bleichgesichtigen Kuttenträger gar nicht wahrnehmen.
    Es hat sich nichts geändert , dachte Cinderella Loomer, während sie schmallippig Impfstoff und fiebersenkende Mittel an die Dörfler verteilte. Doch inzwischen brachte sie die Ignoranz der Leute nicht mehr auf die Palme. Sie hatte ganz andere Sorgen: Sam war immer noch nicht aus Fraace zurückgekehrt.
    In einem Brief schrieb er ihr, dass die Arbeit an einem lohnenden Projekt ihn noch aufhielte, er aber ganz sicher bis zum Herbst wieder bei ihr sein würde. Dieser kurz gehaltenen Notiz folgten seitenlange Liebesschwüre. Den Namen der Hafenstadt, in der sich ihr Geliebter aufhielt, hatte Cinderella vergessen. Den Namen seines vermeintlichen Projekts konnte sie sich denken: vermutlich Claudette oder Michelle oder wie sich die Damen in Fraace auch immer nennen mochten. Und seine Liebesschwüre konnte er sich sonst wohin stecken. Überhaupt konnte er bleiben, wo der Pfeffer wächst. Sie hatte sowieso vor, Guunsay zu verlassen.
    Die Anwesenheit von Breedy und ihren Nosfera war ihr unerträglich, und Sir Leonard ließ sich ständig etwas Neues einfallen, um den Aufenthalt der Blutsauger zu verlängern. Das Verhalten des Prime wurde langsam untragbar. Immer häufiger verlor er die Kontrolle, erteilte unsinnige Befehle und tobte beim geringsten Anlass herum. Es wurde Zeit, dass ihn jemand in seine Schranken wies. Ibrahim und Sarah sahen das genauso. Vor Tagen schon hatten sie mit Lady Windsor darüber reden wollen. Doch entweder hielten sich Breedy oder Leonard in ihrer Nähe auf, oder Eve Neuf-Deville. Dem Prime treu ergeben, trug die Psychologin ihm alles zu, was nicht für seine Ohren bestimmt war.
    Nachdenklich richtete Loomer ihren Blick auf die magere Frau, die einer Gruppe Angehöriger gerade Ratschläge für die Versorgung ihrer Kranken erteilte. Ja, auch Eve hatte sich verändert! Sie wirkte mit jedem Tag fahriger. Ohne ihre Halluzinogene war sie zu nichts mehr zu gebrauchen. Ihr Lachen war zu laut, und für Cinderellas Geschmack sprach sie in letzter Zeit zu viel über den Tod. Wenn sie sie darauf ansprach, wich sie ihr aus oder machte dumme Witze.
    Was soll's? , dachte Cinderella. Nicht mehr lange, und das Ganze wird Schnee von Gestern für mich sein. Hier gab es nichts mehr, was sie noch hielt. Trotzdem dachte sie an Sams Brief unter ihrem Kopfkissen, und während sie das Dorf wieder verließen, erwog sie mit ihrem Aufbruch, vielleicht doch noch bis zum Herbst zu warten.
    Nachdem alle anderen Siedlungen versorgt waren, besuchten die drei Frauen mit ihren stillen Begleitern auch Joonahs Dorf. Seit seiner Vertreibung durch die Nosfera hatte der Häuptling rund um die Siedlung Barrikaden errichten lassen. Zwischen Holzlatten und Stacheldraht beobachteten seine Krieger die anrückende Reisegesellschaft. Als sie die Blutsauger bei den Frauen erblickten, flohen sie in ihre Hütten und verrammelten Türen und Fenster. Nur Joonah und sein Schamane hielten tapfer die Stellung. Mit gespannten Bögen erwarteten sie die ungebetenen Besucher hinter den Befestigungen.
    »Was wollt ihr?«, rief der Häuptling mit bebender Stimme.
    »Euch unsere Hilfe für eure Kranken anbieten«, antwortete Sarah Kucholsky mit bewundernswerter Gelassenheit.
    »Wir gehen lieber zugrunde, als etwas von den Vasallen der Blutsauger anzunehmen!«, brüllte der Barbarenführer.
    Obwohl es mehr als ernst war, was Joonah da von sich gab, musste Cinderella grinsen. »Endlich mal jemand, der ihren Namen ausspricht«, raunte sie den beiden anderen Frauen zu. Dann schnappte sie sich eine der gepolsterten Serumstaschen und warf sie mit Schwung über die Barrikaden. »Das hier kommt nicht von den ›Vasallen der Nosfera‹. Das kommt von der schwarzen Hexe.«
    ***
    Am Abend saßen die Mitglieder der Community um den großen Esstisch im Küchenhaus. Sie waren unter sich. Gabriel hatte ihre Helfer und Breedy, die kaum noch von seiner Seite wich, weggeschickt, weil er eine wichtige Angelegenheit mit den Gefährten besprechen wollte.
    Nach dem anstrengenden Tag und einem deftigen Abendessen waren die meisten von ihnen müde und sehnten sich nach ihrem Bett. Mehr ungeduldig als gespannt warteten sie darauf, was ihr Prime ihnen zu sagen hatte. Doch der ließ sich Zeit. Erst schenkte er

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