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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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aufragende Wachturm zu sehen.
    Plötzlich kam der ehemaligen Queen ein Verdacht: Wenn die Decke nun gar nicht als Hilferuf gedacht gewesen war… sondern als Signal für jemanden, der sich in den nahen Wäldern verborgen gehalten hatte? Waren die Nosfera nicht in derselben Nacht eingetroffen?
    Victorias Herz schlug schneller. Stimmte ihre Vermutung, würde es bedeuten, dass Leonard schon vor deren Ankunft mit den Blutsaugern Kontakt gehabt hätte! Doch warum hätte er das verschweigen sollen? Victoria konnte sich keinen Reim darauf machen. Das Ganze beunruhigte sie. Und die Unruhe wuchs sprunghaft an, als sie plötzlich ein leises Klirren in ihrem Rücken hörte.
    Erschrocken wandte sie sich um. Es war Breedy, die am Treppenabsatz stand und mit ihrem zepterartigen Speer leise gegen die Brüstung schlug. Lady Windsor spürte, wie sich ihr der Magen zusammenzog. War die Halb-Nosfera auf Zehenspitzen hier herauf geschlichen? Wie lange stand sie schon da?
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, log die blasse Frau, »und dich auch gar nicht lange stören.« Langsam kam sie näher. Dabei ließ sie die reich verzierte Spitze ihres Speeres über Bauch und Brüste gleiten, setzte sie an ihre Lippen und begann daran zu lecken. Victoria, die wie gebannt jede ihrer Bewegungen verfolgte, fühlte sich unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Benommen starrte sie in Breedys dunkle Augen. Bei ihr angekommen, beugte sich die Halb-Nosfera dicht an ihr Ohr. »Für alle Beteiligten ist es das Beste, sich dem Willen Gabriels unterzuordnen«, flüsterte sie mit rauer Stimme.
    Ja , dachte Lady Windsor, das wird wohl das Beste sein. Doch als sich Breedys Speer gegen ihren Brustkorb drückte und sie eine kalte Berührung an ihrem Hals verspürte, meldeten sich wieder die verhassten Stimmen in ihrem Kopf, und ein Ekel erregender Geruch erfüllte ihre Nase.
    »Nein!«, schrie sie. Wie eine Furie schlug sie um sich, kratzte und spuckte, stieß und trat. Erst als sie die völlig verdutzte Breedy blutend vor ihren Füßen liegen sah, kam die ehemalige Queen wieder zu sich. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, was geschehen war. Sie wollte mich beißen! Sie wollte ohne zu fragen von meinem Blut trinken… und ich hätte es beinahe zugelassen!
    Angewidert wandte sie sich ab. »Fass mich nie wieder an!«, rief Lady Victoria Windsor, während sie aufgelöst die Treppe hinunter hastete.
    ***
    Ende September 2525
    Während Matt den Berichten des greisen Nosfera lauschte, verging die Zeit wie im Fluge. Inzwischen wusste er, dass Asyros Sippe sich zunächst auf Sark, einer nur fünf Quadratkilometer großen Nachbarinsel von Guernsey angesiedelt hatte. Mit Hilfe der Lauscherin führten sie dort einige Jahre ein friedliches Leben. Brenda und Asyro wurden ein Paar und zeugten ein Kind miteinander.
    Jetzt gelangte der Nosfera in seiner Erzählung an die Stelle, als die Barbarin bei der Geburt ihres Kindes starb. »Brenda war mein Schicksal. Mit ihr starb auch ein Teil von mir«, erklärte Asyro mit brüchiger Stimme. Tränen glänzten in seinen Augen und seine Lippen bebten.
    Berührt von der Geschichte des Alten, dachte Matt an Aruula. Auch sie war sein Schicksal, ein Leben ohne sie unvorstellbar. Eigentlich sollte er längst wieder bei ihr sein. Vermutlich saß er schon Stunden in dieser Höhle, und sicher machte sie sich inzwischen Sorgen. Er sollte kurz zu ihr gehen und sie über seinen Verbleib aufklären. Doch als er den Nosfera ansah, der zusehends verfiel, gab er seinen Plan auf. Er befürchtete, Asyros Erzählung würde keinen Fortgang finden, wenn er ihn jetzt unterbrach. Noch hatte Matt nichts über das Zusammentreffen mit den Technos erfahren…
    ***
    Unruhig kehrte die Barbarin in die Höhle zurück. Zum wiederholten Mal hatte sie nach Maddrax Ausschau gehalten. Doch weder am Strand, noch beim Pfad zur Quelle konnte sie ihn entdecken. Rufen wollte sie nicht, damit würde sie nur die Soldaten des Lordkanzlers auf sich aufmerksam machen, falls welche in der Nähe waren. Ein längeres Fernbleiben von der Kranken war auch nicht möglich: Victoria litt wieder unter einem heftigen Fieberschub.
    Wenn Maddrax etwas zugestoßen wäre, würde ich es spüren , dachte Aruula, während sie die nassen Tücher an Victorias Waden wechselte. Vermutlich wollte er nach ihrer Auseinandersetzung einfach alleine sein.
    Die Barbarin hasste es, wenn sie sich nicht gut waren. Doch es ließ sich nicht ändern. Sie wollte Jenny Jensen unter keinen Umständen begegnen.

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