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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Château begegnet war, fühlte er sich zu ihr hingezogen, ohne sich seine Gefühle erklären zu können. Inzwischen war er geradezu besessen von ihr. Als sie ihm offenbarte, dass sie mit dem Lordkanzler schlief, hätte er den Inselherrscher am liebsten auf der Stelle entmachtet. Doch Breedy hatte ihn nur ausgelacht. »Ich habe ihn verlassen und er erinnert sich nicht einmal daran, dass es mich gibt.«
    Damals hatte er sie nicht verstanden. Doch schon bald hatte er herausgefunden, dass die junge Halb-Nosfera über die Gabe verfügte, andere Menschen zu manipulieren, nachdem sie sie gebissen hatte. Ein geeignetes Instrument für seine Pläne, hatte er gedacht. Und gehofft, dass der Schlüssel zu dieser Fähigkeit in ihrem Blut oder ihrem Speichel steckte.
    Als sie sich versehentlich verletzte, hatte er die Wunde gereinigt und das Tuch heimlich mitgenommen. Leider aber hatte die Analyse ihres Blutes nichts ergeben. Oder vielmehr verfügte Sarah Kucholsky nicht über die geeigneten Mittel, die entsprechenden Gene zu isolieren und zu reproduzieren.
    Breedy! Sie zu verlieren würde sein Ende bedeuten. Ihre Anwesenheit war unerlässlich. So unerlässlich, dass er sogar den Tod von Jefferson Winter in Kauf genommen hatte. Breedy hatte ihn gebissen, um ihn beeinflussen zu können und für Leonards Pläne zu gewinnen. Doch sein Körper war zu schwach gewesen.
    Breedy musste bleiben! Gabriel straffte die Schultern. Er würde dafür sorgen. Wenn es sein musste, auch mit Gewalt.
    ***
    Am frühen Morgen stieg Victoria Windsor die Stufen zum Wachturm hinauf; der einzige Ort, an dem sie das Gefühl hatte, unbeobachtet von den Nosfera, Gabriel und dieser Breedy zu sein. Wobei Sir Leonard schon vor Sonnenaufgang das Dorf verlassen hatte. Vermutlich mit der Halb-Nosfera. Der Himmel wusste, wo die beiden wieder steckten. Und die ehemalige Queen versuchte vergeblich, sich keine Gedanken darüber zu machen. Mehr denn je sorgte sie sich um das Wohl der Technos: Seit dem Auftauchen der Nosferabraut veränderte sich Sir Leonard zusehends.
    In seinen Reaktionen wurde er immer unberechenbarer. Manchmal war er stundenlang abwesend, dann wieder hyperaktiv. So konnte es nicht weiter gehen. Die Nerven aller lagen blank, insbesondere ihre. Die Last der Verantwortung wog schwer. Nicht auszudenken, wenn Sir Leonard eines Tages durchdrehte. Wie oft in den letzten Wochen hatte sie versucht, ein sachliches Gespräch mit ihm zu führen. Doch es wollte nicht gelingen.
    »Eines Tages wirst du alles verstehen. Vertrau mir einfach. Vertrau mir.« Das war alles, was sie von ihm zu hören bekam. Bei diesen Worten hatte er stets einen seltsamen Glanz in den Augen. So als wolle er Victoria persönlich ein Schloss bauen. Doch zwischen seinen Reden und seinem Handeln lag ein himmelweiter Unterschied. Tatsächlich schien er mitunter nicht mehr ganz bei Trost zu sein.
    Auch wenn der Prime schon in London zweifelhafte Entscheidungen gefällt hatte, hielt Victoria Breedy für die Ursache seiner neuerlichen Veränderung. Denn bevor sie aufgetaucht war, schien es mit Gabriel bergauf zu gehen. Darum hoffte Victoria, es möge nicht mehr all zu lange dauern, bis der letzte grippekranke Nosfera wieder gesund war und die Blutsauger mit Breedy endlich abziehen würden.
    Inzwischen stand sie auf dem obersten Plateau des Turms und reckte ihr Gesicht in die Sonne. Ihre Haare waren nach dem Absetzen des Serums nachgewachsen. Die hellen Locken reichten ihr fast bis zum Kinn und sie liebte es, wenn sich der Wind darin verfing. Heute fühlte sie sich kräftig und schön.
    Fast unwirklich erschienen ihr die Tage, an denen sie mit eingezogenem Kopf durch die Siedlung gelaufen war, den Blick der anderen nicht erwidern konnte und ihre Worte wie Steine über die Lippen kamen. An denen die Farben verschwanden und die Wärme der Sonne sich kalt anfühlte. An denen die Stimmen der verfluchten Lords jeden Winkel ihres Kopfes ausfüllten und sie deren widerlichen Geruch nicht mehr aus der Nase bekam.
    Doch heute war nicht so ein Tag. Heute war ein guter Tag. Zuversichtlich wanderten ihre Blicke über das blaue Meer in die Ferne.
    Dann musterte sie die rote Decke, die immer noch hier oben an einem abgebrochenen Signalmast wehte. Ihr Rot war verblasst und die Enden, an denen sie mit Draht befestigt war, ausgefranst. Hatte Leonard wirklich geglaubt, dass jemand aus Sainpeert diesen Lappen bemerken und den Lordkanzler verständigen würde? Von der Hauptstadt aus war nicht einmal der hoch

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