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254 - Das Nest

254 - Das Nest

Titel: 254 - Das Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Umzäunung, lebten jene Lords, die mit der Gemeinschaft nicht allzu gut zurecht kamen. Sie waren an den Rand von Chelsea verbannt worden. Eine steinerne, aus Trümmern aufgebaute Mauer grenzte den inneren Bereich der Ruinen ab. Hier lebten die besser gestellten Lords, die Grand- und Littlelords und der Druide.
    Matt und Aruula wurden bei ihrer Ankunft genau beobachtet. Mehrere Barbaren in Fellen, mit Steinschleudern und Pfeil und Bogen bewaffnet, sahen von erhöhten Steinhaufen auf die in Schrittgeschwindigkeit dahinschwebenden Quads herab.
    Endlich sprang einer der Lords auf die aufgerissene Straße und verstellte ihnen den Weg. Matt und Aruula drosselten die Geschwindigkeit ihrer Fahrzeuge und hielten an.
    »Was wollt ia hia?«, fragte der Lord in dem grauen Lupa-Fell.
    »Mein Name ist Maddrax und ich will zu Grandlord Paacival.«
    »Maddwax!« Ein Leuchten huschte über das Gesicht des Lords. Anscheinend kannte er diesen Namen. »Ich bin Littleload Seimes. Paacival wohnt da hinten. Die Stwaße wunta! Letztes Haus in de Gasse.«
    Maddrax nickte dankbar. Er startete wieder und der Lord machte ihm Platz.
    Als er über die Schulter zurückblickte, sah Matt, dass die Lords ihm und Aruula langsam folgten. Etwa zwanzig von ihnen hatten sich inzwischen zusammengefunden. Sie alle brachen in Richtung von Paacivals Haus auf.
    Neugieriger Haufen , dachte Matt mit einem Grinsen. Obwohl er wusste, dass die Lords mit ihren Feinden nicht zimperlich umgingen, fühlte er sich nicht bedroht. Bisher war ihm nichts Schlechtes bei den Londoner Barbaren widerfahren. Die Technos hatten da wohl andere Erfahrungen gemacht.
    Die Lords trugen eine wilde Mischung aus Fellen, alten Kleidern und obskurem Schmuck. Von modischen Ketten mit Strasssteinen, die sie in den Magazinen irgendwelcher Kaufhäuser gefunden haben mussten, bis hin zu Knochenketten war alles vertreten. Einer der Grandlords kleidete sich in ein zerrissenes Jackett mit einem verblassten Armani-Symbol.
    Matt manövrierte sein X-Quad vor das besagte Ruinenhaus. Es war in einem erstaunlich guten Zustand. Die oberen Stockwerke waren sauber abgetragen und auf dem Dach wuchs Moos. Matt waren auf den ehemals weiten Straßen von London auch einfache kleinere Häuser aufgefallen, die die Lords aus Ruinentrümmern erbaut haben mussten.
    Paacival trat durch die Tür, kaum dass Matt abgestiegen war.
    »Maddwax! Was machste hia?« Der Lord breitete die Arme aus und schloss Matt herzlich hinein. Sein Blick wanderte anerkennend über Aruula. »Ham die Maulwüafe euch gehen lassen?«
    Mit den »Maulwürfen« meinte er die Technos. Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatten sie gemeinsam Rulfan befreien wollen, der in einen ferngelenkten EWAT eingeschlossen gewesen war - jenem EWAT, der Minuten später mit einer gewaltigen Explosion die Titanglaskuppel neben den Parlamentsgebäuden zum Einsturz brachte. Die Lords hatten, auf der Themse treibend, mitbekommen, wie die Demokraten Rulfan entführten. [4]
    »Ja… das ist eine längere Geschichte. Können wir sie dir vielleicht drinnen erzählen?« Inzwischen hatten sich gut dreißig Lords vor dem Regierungssitz Paacivals versammelt.
    Der Grandlord scheuchte sie mit wilden Gesten auseinander. »Sicha, sicha. Kommt inne gute Stube.« Er hob das herunterfallende Taratzenfell an, das den Türeingang verdeckte.
    Matt trat gemeinsam mit Aruula in einen einzigen Innenraum. In der Mitte war eine einfache Kochstelle aufgebaut, über der ein Abzug zu einem schlichten, nachträglich angebauten Rauchabzug führte. Ein kleines Feuer brannte. Eine verbeulte gusseiserne Kanne saß auf einer Halterung aus Metall, die wie ein alter Grillrost aussah.
    Paacival nahm sich ein Stück dickes Fell, umwickelte den Griff der Kanne und goss sich und seinen Gästen eine bräunliche Flüssigkeit in Steinbecher. »Wo is dea Weißhäutige?«
    »Rulfan?« Matt setzte sich auf Paacivals Wink hin auf ein Fell auf dem Boden nahe der Feuerstelle. Aruula tat es ihm gleich. Sie blickte sich mit wachen Augen im Raum um. »Nun, genau deshalb sind wir hier.« Matt nahm den stark duftenden Tee entgegen, der fast wie Kaffee schmeckte, und erzählte Paacival ihre Geschichte. Wie Lady Warrington sie erpresst hatte, Sir Leonard zu holen, und welche Situation sie bei ihrer Rückkehr vorgefunden hatten.
    »Er ist jetzt irgendwo in London in der Gefangenschaft der hiesigen Taratzen«, schloss Matthew. »Zumindest von denen, die nach der Explosion noch übrig sind. Ich nehme an, sie wollen den

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