2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen
öffnete.
Shanda hätte nicht zu sagen vermocht, was sie erwartet hatte. Einige
Gleiter – vielleicht. Dabei war ihr
nicht einmal klar, wo im Bereich Estarils sie sich momentan befand. Nicht
mehr allzu weit vom Zentrallager entfernt, das bestimmt. Aber da erstreckte sich ein Irrgarten von Lagerhallen,
Büros und Produktionsstätten.
Der Hagere lachte leise. Shanda
fühlte seinen Triumph.
In dem kleinen Hangar, den sie betreten hatten, stand tatsächlich ein
Gleiter. Aber nicht um das annähernd
tropfenförmige Fahrzeug ging es dem
Mann, sondern um die Space-Jet, die
auf vier kurzen Tellerbeinen ruhte.
Erschüttert schloss Shanda die Augen.
An Bord eines solchen diskusförmigen Beiboots waren ihre Eltern mit
ihr nach Katarakt geflogen. Das war
das erste und einzige Mal, dass sie
überhaupt ein Raumschiff betreten
hatte. Ihr Staunen, ihre beinahe wortlose Ergriffenheit – sie erinnerte sich
gut daran. Fast so, als sei es eben erst
geschehen.
Heftig blinzelte sie gegen die Tränen
an, die ihr in die Augen schossen. Ohne
darauf zu achten, schob sie die linke
Hand in den Mund und biss auf ihre
Finger. Der Schmerz zwang sie, die
Lider wieder zu öffnen.
Die Space-Jet war kleiner als damals. Schwer zu schätzen, welchen
Durchmesser sie hatte. Zwanzig Meter? Eher mehr. Und die Höhe? Ungefähr zwei Mannslängen.
Die auf den Rumpf aufgemalten
Symbole erkannte Shanda sofort: Stardust-News. Siedend heiß lief es ihr den
Rücken hinunter. Wenn sie sich im
Sendegebäude befand, lag das Zentrallager nur einen Straßenzug entfernt.
»Wir verschwinden mit der Jet!«
Hart stieß der Hagere jedes Wort hervor. Er war einen Schritt zur Seite getreten und winkte befehlend mit der
Waffe.
Die Bodenschleuse des Diskusraumers stand offen, eine kurze Rampe
war ausgefahren. Shanda machte einen irritierten Schritt darauf zu, dann
blieb sie stehen. Alles in ihr sträubte
sich dagegen, weiterzugehen.
Der Hagere hatte ihr Zögern gar
nicht bemerkt. Erst an der Rampe
wandte er sich um.
»Ich gehe nicht an Bord!«, sagte
Shanda entschlossen.
Verwirrung schlug ihr entgegen.
Vermischt mit einer Spur unwilliger
Anerkennung. Aber selbst wenn der
Hagere die Waffe auf sie richtete, sie
würde das Schiff nicht betreten. Keine
Space-Jet!
Er stand plötzlich wieder neben ihr.
»Die Raumschiffe vor dem System
werden Stardust vernichten.«
Sie spürte seinen heißen Atem im
Gesicht.
»Wir können die Einzigen sein, die
das überleben. Ich, du ... und der Alte.
Vorwärts jetzt!«
»Nein«, beharrte Shanda.
Zitternd schaute sie ihn an. Versuchte, in seine Empfindungen, seine
Gedanken einzudringen. Vor ungefähr
einer Stunde hatte sie sich überraschend im Körper dieses Vincente wiedergefunden. Wenn ihr das aus eigener
Kraft gelang ...
Der Hagere packte blitzschnell zu.
Shanda schrie auf, doch da verlor sie
schon den Boden unter den Füßen. Sie
schaffte es gerade so, den Sturz abzufangen. Gleichzeitig brachen neue
Emotionen über sie herein: Anspannung, Ungeduld und Zorn. Als befänden sich mehrere Personen in ihrer
Nähe, die sie bislang nicht bemerkt
hatte.
Allerdings sah sie nur den Karabiner, den der Hagere auf sie richtete.
Eisige Kälte schlug ihr entgegen, eine
tödliche Entschlossenheit.
Wie von Geisterhand gepackt, ruckte der Lauf der Thermowaffe in die
Höhe. Der Hagere schrie zornig auf, als
ihm der Karabiner vollends aus der
Hand gerissen wurde.
Gurgelnd krümmte er sich nach
vorn. Shanda hatte den Eindruck, als
stemme er sich gegen eine unsichtbare
Kraft, die ihn festhielt. Augenblicke
später sank er auf die Knie.
»Es besteht keine Gefahr mehr.«
Fast gleichzeitig mit den Worten
materialisierten drei Männer.
Teleporter!, durchfuhr es Shanda.
Warum nicht? Auch Rhodan war überraschend im Stardust-System erschienen.
Die Männer, erkannte sie gleich darauf, trugen Polizeiuniformen. Sie gehörten zum Sicherheitsdienst auf
Aveda. Also war ihre Vermutung, terranische Mutanten zu sehen, völlig
falsch. Shanda registrierte das mit
einem Hauch von Bedauern.
Einer der Polizisten wandte sich ihr
und dem Alten zu.
»Wir konnten nur im Schutz der Deflektoren eingreifen. Und leider erst
relativ spät. Aber momentan häufen
sich die Probleme, weil einige Verrückte glauben, sie könnten das System
trotz des Schleiers verlassen. Von dem,
was jenseits des Schleiers womöglich
auf sie wartet, haben sie nicht die leiseste Ahnung.«
»Die Schwärze macht vielen Angst«,
vermutete Shanda.
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