2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen
die Arbeit im Zentrallager
verschafft.
Shanda schüttelte ärgerlich den
Kopf. Sie ließ sich zu oft ablenken.
Diesmal war sie sogar selbst schuld
daran und nicht auf sie einströmende
Empfindungen.
Alles bewegte sich, ein stetes blitzendes Hin und Her. Shanda fühlte
sich an die Wogen des Asha-SeluurArms erinnert, wie sie im Licht der
schräg stehenden Sonne glitzerten. So
oft sie am Ufer stand und auf das Wasser schaute, schien der Boden unter ihr
zu schwanken.
Sie blickte in die Lagerhalle und
fühlte sich, als sei sie in die hundertfache Bewegung der Greifarme eingebunden. Seufzend stützte sie sich an
der Scheibe ab und drückte die Stirn
ans Glassit.
Der Ansauggreifer eines der großen
Arme entfaltete sich soeben. Ein Dutzend und mehr Tentakel züngelten
über ein Regal und wickelten sich um
einen der großen Gerätebehälter. Mit
dem Aggregat zog sich der Arm zurück. Kleinere Greifarme, lediglich mit
Ansaugöffnungen ausgerüstet, wichen
dem großen Objekt aus.
Shanda fühlte sich allmählich immer besser dazu in der Lage,
die Bewegungsmuster der Maschinerie nachzuvollziehen. Kurze Zeit noch,
dann konnte sie ihre Arbeit beginnen – wenn auch ein wenig
anders, als Fakan das erwartete.
Der große Arm hatte sich weit zurückgezogen. Ein ebenso massiver
Greifer zuckte von der Seite heran und
übernahm das Frachtstück. Ziel war
der Lastenantigrav, über den alle größeren Einheiten transportiert wurden.
Unbewegt schaute Shanda zu, wie der Greifer das Gerät über
die Schachtöffnung schob und ausklinkte. Die Ware sank in dem
Transportfeld abwärts, während weitere Greifarme sperrige
Behälter herantrugen, jede Bewegung ging in die andere über,
es gab kein Stocken, Zögern, Ruckeln.
Shanda versuchte, möglichst viel
von dieser Etage in sich aufzunehmen.
Als sie sicher war, ein gutes Ergebnis
zu erzielen, schloss sie die Augen. In
Gedanken zählte sie bis fünf, dann öffnete sie die Lider wieder.
Was sie sah, war in einem begrenzten Abschnitt nahezu deckungsgleich
mit dem Bild in ihren Gedanken. Aber
nur für einen Sekundenbruchteil, denn
dann verwischten die Positionen. Die
Bewegung von fünfzehn, womöglich
gar zwanzig Greifarmen hatte sie exakt vorhergesehen.
Berechnet?
Sie hätte nicht zu sagen vermocht,
wie sie das machte. Es musste damit
zusammenhängen, dass der Kommissionier-Roboter sie faszinierte. Nein,
nicht allein die Maschine, dieses weitverzweigte Gestänge, sondern eher die
Regelmäßigkeit der Bewegungen. Sie
ließen sich abschätzen, in Gedanken
kalkulieren – ganz anders als die irritierenden und nie gleichen Gefühlseindrücke.
Shanda war sich dessen bewusst,
dass sie ihre Fähigkeiten niemals offen
ausüben würde. Selbst Herman würde
nie erfahren, was sie bewegte, denn
dadurch geriete ihr ganzes, sorgfältig
und unter hoher Kraftanstrengung
austariertes Leben in Unordnung. Sie
sehnte sich nach einer Regelmäßigkeit,
wie sie der Roboter darstellte. Solche
Strukturen waren einfach und durchschaubar. Nicht so kompliziert wie
Menschen ...
*
»... war der 17. Januar, als überraschend die Nachricht aus der Stardust-Nadel verbreitet wurde ...«
Shanda zuckte heftig zusammen.
Die Stimme hatte sie erschreckt und
ihre Gedanken zerrissen.
»... ›Die Tore der Vier Himmel wurden geöffnet!‹ ...«
Sie wandte sich um. Aber niemand
hatte hinter ihr den Überwachungsraum betreten. Erst da bemerkte sie,
dass die Stimme aus dem Akustikfeld
ihres Armbands kam.
»Die mentale Nachricht ging einher
mit der Veränderung einer Kartusche
in der Halle der 1000 Aufgaben. Vier
Kreise, symbolische Eckpunkte eines
Quadrats, sind seitdem diagonal durch
gestrichelte Linien miteinander verbunden, und im Schnittpunkt dieser
Linien entstand ein weiterer Kreis. Er
zeigt den Umriss der Insel Talanis –
oder auch Atlantis.«
Das Armband projizierte kein Bild,
nur die akustische Wiedergabe. Kopfschüttelnd blätterte Shanda mit einem
Finger die Holodisplays auf. Dunkel
entsann sie sich, dass sie vor einigen
Tagen die Standardfunktionen neu gesetzt hatte. Das Armband reagierte auf
gekennzeichnete Nachrichtensendungen. Stardust-News, was sonst. Immerhin stand das Sendehaus sozusagen um die Ecke.
»Mittlerweile gibt es keinen Zweifel
mehr, dass am 17. Januar wirklich der
Zugang zur Unsichtbaren Insel Talanis
geöffnet wurde. Nicht nur auf Aveda,
auch auf Zyx, Trondgarden und Katarakt gibt es seitdem einen Nebeldom.
Es liegt noch keine dreißig Minuten
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