2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen
allgegenwärtige Sirren der Anlage
war nicht mehr so intensiv wie bis vor
wenigen Sekunden.
Shanda erstarrte zur Reglosigkeit.
Ihr Herzschlag raste.
Das grelle Licht, die Ruhe – sie begriff, was das bedeutete. Jemand hatte
die Sicherheitsschaltung aktiviert.
Mit anderen Worten: Sie hatte ein
striktes Verbot übertreten und war dabei erwischt worden.
Am liebsten wäre Shanda im Boden
versunken. Sie fürchtete sich davor,
die Augen zu öffnen.
*
»Shanda Sarmotte ...!«
Die Stimme erkannte sie. Der Tonfall erschreckte sie. Die Erschütterung
spürte sie. Er war zornig und enttäuscht ...
Warum hatte sie nicht rechtzeitig
wahrgenommen, dass Fakan Noorgeg
kam? War sie so in ihr Tun versunken
gewesen, dass sie alles andere um sich
herum vergessen hatte?
Zögernd öffnete sie die Augen. Die
Tränen verschleierten ihren Blick,
dennoch bemerkte sie sofort, dass zwei
Greifarme jeweils nur einen halben
Meter vor ihr angehalten worden waren. Mindestens einer hätte sie getroffen, im schlimmsten Fall alle beide.
Fakan stand am unteren Ende der
Wendeltreppe. Seine Miene war versteinert. Er wirkte streng, ungehalten
und verschlossen zugleich.
»Ich bin schwer enttäuscht von deinem Leichtsinn«, sagte er tonlos. »Was
du dir erlaubt hast, ist eine bodenlose
Dummheit.«
Sie wiegte den Kopf. Was hätte sie
ihm antworten sollen? Obwohl sie die
Vorschriften kannte, verstieß sie dagegen.
Ihr Paket hielt sie verkrampft fest.
Sie presste es an sich, als könne sie auf
diese Weise einen Schutzwall vor sich
aufbauen.
»Worauf wartest du?«, fuhr Fakan
sie an. »Glaubst du nicht, dass wir beide einiges miteinander zu besprechen
haben?«
Sie schaute hinüber zu der Regalreihe, in die sie das Paket einordnen
musste. Wenn sie einfach weiterging,
würde Fakan ihr den Kopf abreißen.
Sie entschied sich, ihn nicht noch mehr
zu provozieren.
Zwei Minuten später hatte sie das
Paket zum Sammelplatz zurückgebracht, an dem sie es aufgenommen
hatte. Es fiel ihr trotzdem schwer, auf
Fakan zuzugehen. Weil sie spürte, was
in ihm vorging.
»Es tut mir leid«, sagte sie zögernd.
»Aber ... es ist doch nichts passiert.«
»Vielleicht nur deshalb, weil ich die
Sicherheitsschaltung rechtzeitig wieder aktiviert habe.«
»Ich pass doch auf mich auf. Und
dieses eine ...«
»... dieses eine Mal«, hatte sie sagen
wollen. Sie biss sich gerade noch rechtzeitig auf die Zunge. Eine zusätzliche
Lüge hätte Fakan ihr nicht mehr verziehen.
»Ich meine, ich habe ein paar Mal ...«
»Mindestens einmal pro Woche,
manchmal sogar an zwei oder drei Tagen. Ich weiß, wann du die Sicherheitsschaltung desaktiviert hast. Bei
allem Wohlwollen, Shanda, dieses Verhalten kann ich nicht länger hinnehmen. Wenn ich dich weiterhin decke
und die Spuren deiner Verstöße lösche,
bringe ich mich selbst in größte
Schwierigkeiten. Damit muss ein Ende
sein, Shanda! – Außerdem könntest du
bei deinen waghalsigen Aktionen
schwer verletzt werden.«
»Bislang ist nichts passiert«, antwortete Shanda ungewollt heftig. »Ich
bin ...«
Sie schwieg. Weil sie Fakans Besorgnis erkannte und zumindest ahnte, was
er damit wirklich meinte.
»Was bist du?« Er wurde lauter. Ihr
Widerspruch war genau die falsche
Reaktion gewesen. »Du kennst die Vorschriften, Shanda Sarmotte. Du hast
sie gelesen und unterschrieben, dass
du sie verstanden hast. Du bist auf die
Folgen eines Verstoßes eindringlich
hingewiesen worden.«
Auch das ist protokolliert und gespeichert.
Sie wusste es.
Sie verwünschte die Formalitäten.
Aber sie konnte nichts daran ändern.
»Ich war der Meinung, dass du gerne
hier im Lager arbeitest«, sagte Fakan
eisig. »Schade. Eigentlich hast du deine Arbeit gut gemacht. Vielleicht sogar
zu gut. Ich werde mich zwar ungern an
eine neue Kraft gewöhnen, aber ich
werde es müssen.«
»Es tut mir leid.«
»Das glaube ich dir nicht.«
»Ich weiß nicht, wieso ich die Vorschriften übergangen habe. Vielleicht
weil die Anlage dann weiterarbeiten
konnte. So war es produktiver, nicht
wahr?«
»So war es gefährlicher!«, berichtigte ihr Vorgesetzter heftig. »Es geht uns
vor allem um den Menschen, nicht um
ein paar Galax Profit.«
»Und wenn ich verspreche, dass ich
künftig alle Vorschriften beachten
werde?«
Jedenfalls die meiste Zeit über, fügte Shanda in
Gedanken hinzu. Sie achtete in dem Moment schon nicht mehr auf Fakans
Reaktion. Eine harsche Regung lenkte sie ab. Im Verwaltungsgebäude
spürte sie
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