2558 - Perry Rhodan - Die Stadt am Ende des Weges
Samburi Yura.
Und dem Anzug der Vernichtung, den sie dir genommen hat.
*
Alaska Saedelaere blieb keuchend stehen, musste ein paar schwere Atemzüge lang beide Hände auf
den Knien aufstützen.
Er hatte das Dorf erreicht.
Etwa zehn Hütten aus Ästen und gegerbten Tierhäuten standen zwischen kahlen Bäumen und
mannshohen Felsblöcken.
In deren Mitte brannte ein kleines Feuer. Es roch nach Rauch, verbranntem Fett und
fremdartigen Gewürzen.
Einzelne humanoide Gestalten schlurften durch das Dorf. Sie trugen in kleinen Tonkrügen
Speisen und Wasser oder saßen vor den Eingängen ihrer Hütten und blinzelten mit großen schwarzen
Augen in den Himmel.
Vereinzelt lagen zugespitzte Stangenwaffen neben ihnen auf dem staubigen Boden.
Ihre Haut strahlte im Weiß frischer Lilien - unnatürlich hell und angesichts der Primitivität
ihres Daseins unnatürlich rein. Konträr dazu verschluckten ihre meist schulterlangen
tiefschwarzen Haare sämtliches Licht.
Als Kleider verwendeten sie gegerbte Tierhäute, in die sie ein Loch geschnitten hatten und die
sie togagleich über dem Körper trugen.
Im Gegensatz zu Samburi Yura trugen sie allerdings keine Gürtel, sodass je nach Körperhaltung
Teile ihrer Gestalt sichtbar waren.
Wie hypnotisiert blickte Alaska Saedelaere auf die Gestalten, die seine Erscheinung zwar zur
Kenntnis nahmen, sich aber in ihrem Treiben keine Sekunde stören ließen.
Der Maskenträger zweifelte nicht daran, dass er einen Stamm Enthonen aus der Vorzeit dieses
Volkes vor sich sah. Einfache Nomaden, Jäger und Sammler, aus denen sich über Jahrtausende hinweg
jene Enthonen entwickeln würden, denen Samburi Yura entstammte.
Alaska Saedelaere überdachte seine Schlussfolgerung. Das waren natürlich keine echten
Enthonen, sondern es handelte sich um eine Art parareales Reservat, in dem die Herrin der
LEUCHTKRAFT eine primitive Urform ihres Volkes zu künstlichem Leben erweckt hatte. Proto-
Enthonen.
Vielleicht irrte er sich aber auch, und die Nomaden waren nichts weiter als eine Spiegelung
der LEUCHTKRAFT. Dem widersprach Saedelaeres Gefühl, das ihm seit einer geraumen Weile sagte,
dass das Schiff - oder sein Rechner DAN - keine Verbindung zu diesem Teil der LEUCHTKRAFT
besaß.
Es konnte ebenso gut sein, dass die Proto-Enthonen nichts weiter als eine Interpretation von
Saedelaeres Verstand waren. Eine Manifestierung seiner ... Sehnsucht nach der Enthonin. Er spürte
sie, seit Samburi Yura sein von dem Gewebeklumpen verunstaltetes Gesicht betrachtet hatte. Die
Berührung ihrer Fingerkuppen war mehr als vorsichtig - unendlich zärtlich gewesen.
Sehnsucht...
Er betrachtete die Bewohner des Dorfes, und je länger er sie beobachtete, desto überzeugter
war er, dass es sich um Pseudo-Leben handelte. Sie waren keine willenlosen Puppen oder
lebendigen Museumsstücke.
Sie strahlten etwas aus.
Eine junge Frau kam auf Alaska Saedelaere zu. In den Händen hielt sie einen tönernen
Wasserkrug. Ihre Augen waren tiefschwarz. Sie erinnerten den Maskenträger an das unendliche
Nichts, das er in Samburi Yuras Pupillen gesehen hatte. Es ähnelte den wie ausgestanzt
wirkenden Eingängen von Zeitbrunnen.
In dem Moment, während sich ihre Blicke trafen, sah Saedelaere in den Augen der jungen
Proto-Enthonin etwas, das ihn berührte: eine Ahnung von Verlust und Melancholie, wahrscheinlich
sogar Trauer.
Sie ging wort- und gestenlos an ihm vorbei. Der Maskenträger drehte den Kopf, sah ihr
nach.
Wohin ging sie? Wem brachte sie das Wasser?
Saedelaere betrachtete die anderen Nomaden genauer. In den Bewegungen lag keine Hast. Sie
gingen ihren Tätigkeiten nach, als hätten sie unendlich viel Zeit zur Verfügung.
Der Maskenträger kniff die Augen zusammen.
Er beobachtete einen Proto-Enthone dabei, wie dieser aus Grashalmen eine Matte flocht. Mehr
und mehr erhielt Saedelaere den Eindruck, dass es neben der Zeit noch ein weiteres Geheimnis gab,
das die Nomaden umwehte.
Als es ihm auffiel, fühlte Saedelaere, wie sich ihm der Magen zusammenzog.
Den Proto-Enthonen erging es genau wie ihm.
Die Ausstrahlung, die er bei ihnen wahrnahm, war nichts anderes als Sehnsucht, der sie alles
unterordneten: Sie vermissten ihre Herrin, Samburi Yura.
Alaska Saedelaere sog langsam die trockene Luft ein. Sie roch nach Staub und Sand.
Irrte er sich, weil er seine eigene Gefühlswelt auf die Kunstlebewesen projizierte? Waren sie
überhaupt in der Lage, Sehnsucht zu
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