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2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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die anderen Gäste,

bestand für sie ein Rest Hoffnung. Dann war es grundsätzlich möglich, dass sie die Vorstellung

auch ohne Zellaktivator überlebt hatten.
    Bisher.
    Aber das Stück war wahrscheinlich noch nicht zu Ende. Der dritte von fünf Akten war kurz vor

seinem dramatischen Höhepunkt gewesen, als es Saedelaere gelungen war, mithilfe des SERUNS

...
    Er zögerte.
    Was war genau geschehen, bevor er in der Leere des Weltraums zu sich gekommen war?
    »Positronik«, murmelte er träge, »spiel mir die letzten Ereignisse ab!«
    »Gerne, Alaska«, bestätigte die Stimme des SERUNS.
    Das Innendisplay zeigte ihm ein Bild, das er auf Anhieb nicht identifizieren konnte. Er

blinzelte, hätte sich gerne die Augen gerieben, was selbstverständlich nicht möglich war unter

dem Helm und der Maske.
    Dann erst begriff er, dass es sich um das Innere der Logenkapsel handelte. Die Wand, die

Armaturen, das kleine rechteckige Fenster.
    Das Bild wackelte und bewegte sich unstet. Er hatte sich in Schmerz und Agonie hin- und

hergeworfen. Die Erinnerungen daran blieben diffus und unstet - wie ein Traum nach dem

Erwachen.
    Saedelaere hörte sich selbst röcheln, mühsam würgen, mit den Zähnen knirschen, plötzlich

schreien, um dann minutenlang nur zu wimmern wie ein kleines Kind.
    »Spring zu der relevanten Stelle!«, befahl er.
    Das Bild machte einen Sprung. Saedelaere hörte, wie eine Stimme - seine Stimme? - versuchte,

dem SERUN etwas zu befehlen.
    »Deine körperlichen Werte waren rapide gefallen«, erläuterte die künstliche Stimme der

Anzugpositronik. »Daraufhin leitete ich eine medizinische Versorgung ein. Eine direkte Bedrohung

vermochte ich nicht auszumachen. Deine Anweisungen >befrei...< und >raus

aus< deuteten auf einen Kausalzusammenhang zwischen deinem geistigen und physischen

Zustand und deiner Anwesenheit innerhalb der Logenkapsel. Ergo habe ich die in dieser Situation

zulässigen Maßnahmen ergriffen.«
    Im Film auf dem Innendisplay sah Saedelaere, wie der rechte SERUN-Handschuh zur Hüfte fuhr,

die Holster-Verriegelung öffnete, den Kombistrahler zog und mehrere Desintegratorstrahlen in die

Kapselhülle abfeuerte. Anschließend startete der SERUN den Gravo-Pak und schleuderte seinen

Träger mit aktiviertem Individualschirm gegen die Wand, die sofort auseinanderbrach.
    Dann sah Saedelaere nur noch die Leere des Alls. Einmal erblickte er kurz die aufgeplatzte

Hülle des Kleinstraumschiffs. Andere Logenkapseln oder die Bühnenplattform vermochte der

Maskenträger nicht auszumachen.
    Die Ereignisse lagen keine Viertelstunde zurück, wie er den Anzeigen entnahm.
    Alaska Saedelaere aktivierte den Hyperfunk. Weder die ROTOR-G noch die LEUCHTKRAFT antworteten

auf seine Anfragen.
    Er war tatsächlich allein.
    Die Erkenntnis erschreckte ihn überhaupt nicht. Nach dem Gefühls-Overkill als

Multipersönlichkeit im mahnenden Schauspiel stand er dem eigenen Schicksal seltsam unbeeindruckt

gegenüber.
    Er dachte an Eroin Blitzer. An Samburi Yura.
    Und fühlte nichts.
    Der Terraner ließ sich salzhaltiges Wasser aufbereiten, das er durch den Trinkschlauch im Helm

in kleinen Schlucken trank. Es schmeckte angenehm erfrischend und spülte den sauren Geschmack

seiner Magensäfte aus dem Rachen.
    Was konnte, was musste er nun tun?
    Er stutzte, spürte in sich hinein. Etwas veränderte sich.
    Saedelaere erkannte, dass sich neuer Druck auf seinen Geist legte. Dabei handelte es sich aber

nicht um das Theaterstück, das ihn zurückholte, sondern um die Hyperstrahlung, die seit der

Annäherung auf Tolmar auf ihn eingewirkt, ihn beeinflusst hatte.
    Mit Unbehagen dachte er daran, wie er in der Theaterstadt dem Charisma der Mimen und der

erotischen Präsenz von Vetri fast erlegen war.
    Saedelaere wurde sich bewusst, dass er so schnell wie möglich aus der Strahlungszone

verschwinden musste, wenn er seine Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit nicht wieder einbüßen

wollte.
    Auf der anderen Seite durfte er die anderen Schauspielbesucher in den Logenkapseln nicht

einfach ihrem Schicksal überlassen. Wahrscheinlich kämpften sie alle genau in diesem Moment gegen

die Gefühle an, die sie - ausgelöst durch die Gabe der Mimen und verstärkt mittels des

Sontaron-Generators und des Kristallplaneten - in einer tödlich hohen Dosis erlebten.
    Saedelaere dachte an die Immaterielle
    Stadt Connajent. Er hatte im Nachhinein nicht mehr genau sagen können, wie stark ihn der Anzug

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