2580 - Handelsstern im Visier
beschleunigte. Zwanzig Prozent Lichtgeschwindigkeit waren bereits erreicht. In
weniger als einer Minute könnte er in den Überlichtflug wechseln - doch das durfte nicht sein
Ziel sein. VATROX-DAAG hatte eindrücklich bewiesen, dass er der Silberkugel auch in diesem Fall
zu folgen vermochte.
Und es gab keinen Zweifel mehr daran, dass die Entität wütend war. Rhodans abweisende Haltung
hatte die Fronten endgültig geklärt. Eine einfache Überlichtflucht würde das Problem nicht
lösen, sondern nur auf ein neues Schlachtfeld verlagern.
»Wohin?«, rief er dem Konzept zu.
Lloyd/Tschubai trat neben ihn und gab eine Kursanweisung. »Ich habe Kontakt - wenn man es so
nennen kann.«
Rhodan wollte der Richtung folgen, stockte jedoch. Der Weg führte mitten durch die Menge ihrer
Feinde.
Ein Schlachtlicht verging in einem Trafitron-Strukturriss. MIKRU-JON jagte in eine energetisch
kochende Hölle.
»Überlastung wird kritisch«, meldete Mikru. Der Alarmton im Hintergrund veränderte sich, wurde
schriller und gellte unangenehm in den Ohren, bis er plötzlich erlosch. Offenbar hatte Mikru ihn
desaktiviert.
Rhodan zwang seinem Schiff halsbrecherische Manöver auf. Er hielt direkt auf ein Schlachtlicht
zu und streifte es im Flugmodus, der das Durchqueren fester Materie ermöglichte.
Der Boden der Zentrale bebte. In MIKRU-JONS Wänden ächzte es, als die Struktur des
Obeliskenraumers gestaucht wurde. Mikru schrie, dann flackerte ihre Gestalt und löste sich
auf.
»Wir nähern uns!«, rief Lloyd/ Tschubai. »Ich spüre ihn!«
Rhodan ging es ebenso. Erneut tastete etwas nach seinen Gedanken - auf völlig andere Weise als
vor Kurzem noch VATROX-DAAG und doch vertraut, weil es noch nicht viel länger zurücklag.
Mikru erschien wieder. Ein Flackern ließ sie unwirklich erscheinen wie ein nicht
fertiggestelltes Bild. Ein schwarzer Fleck zuckte über ihre Gestalt, verästelte sich bis ins
Gesicht.
»Radyl!«, rief Rhodan laut, um den konzentrierten Gedanken zu unterstützen, den er an den
Netzweber richtete. »Ich bin hier! Ich danke dir, dass du uns begleitet hast! Ich brauche den
Transport! JETZT!«
Er erhielt keine Antwort. Die ungeheuerliche energetische Netzgestalt kam jedoch näher. Noch
befanden sich einige Schlachtlichter zwischen ihr und MIKRU-JON. Eines explodierte im nächsten
Augenblick, zwei weitere setzten einen Fluchtkurs.
Das Netz kam heran.
Rhodan fühlte dumpfen Druck und wütenden Zorn - der letzte Impuls, der von VATROX-DAAG
ausging, ehe sich der Netzweber um MIKRU-JON legte und das Schiff in seiner Gesamtheit
umschloss.
Dann existierte nur noch Radyls Gier nach seinen Gedanken.
Nach seinen Empfindungen.
Nach den Emotionen.
Erlebnissen ...
Radyl wob sich in Rhodans Bewusstsein, durchdrang jedes Gefühl, grub sich tiefer und nährte
sich von ihm.
Die Umgebung verblasste. Es gab keinen VATROX-DAAG mehr. Keine Schlachtlichter. Keinen
tobenden Kampf. Keine mit MIKRU-JON verschmolzene Silberkugel.
Keinen Perry Rhodan.
Nur noch Radyl, der die Bezahlung für den Transport forderte.
*
»Wo sind wir?«, fragte Perry Rhodan.
»Diesmal«, meinte Lloyd/Tschubai erleichtert, »ist die Flucht gelungen.«
Der Terraner fühlte sich frei. Wie der Netzweber in seine Gedankenwelt eingedrungen war, so
hatte er sie auch wieder freigegeben.
Ein Geschäft zur beiderseitigen Zufriedenheit. Ganz anders als das, was VATROX-DAAG ihm
vorgeschlagen hatte. Der Pakt mit dem Teufel war nie eine ernsthafte Möglichkeit gewesen.
Auf diese Art durfte weder der Tod von VATROX-VAMU noch das Überleben von ES erkämpft
werden.
»Wir stehen 50.000 Lichtjahre von unserem letzten Aufenthaltsort entfernt«, erklärte Mikru.
»Radyl hat einen weiten Sprung durchgeführt.«
»Was ist mit VATROX-DAAG?«, fragte Rhodan nur.
Diesmal übernahm das Konzept die Antwort. »Er befindet sich nicht in der Nähe. Auch ihm ist es
offenbar nicht möglich, einem Netzweber zu folgen.«
Der Terraner atmete erleichtert aus.
Wenn die Eroberung des Forschungszentrums auch auf ganzer Linie gescheitert war, so waren sie
doch wenigstens mit dem Leben davongekommen. Ganz zu schweigen davon, dass sie dem letzten
Herrscher der Frequenz-Monarchie die Stirn geboten und ihm gezeigt hatten, dass er in
Zukunft mit größerem Widerstand rechnen musste.
Ein Rückschlag lag hinter ihnen, das durfte er nicht beschönigen, aber die Frequenz-Monarchie
wusste nun, dass die Gegenseite jederzeit
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