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2581 - Wunder in Gefahr

2581 - Wunder in Gefahr

Titel: 2581 - Wunder in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Teppich legte sie sich um die JULES VERNE und

sämtliche Mitglieder ihrer Besatzung.
    *
    Tiff war eingeschlafen. Und er wollte weiterschlafen, wollte nie wieder aufwachen.
    Ultimate Erlösung lockte. Dahinscheiden, endlich, sich von allen körperlichen

Beschwernissen verabschieden! Wegdämmern ins freundlich lichtlose, unbeschwerte Nichts ...
    Eine Stimme sprach zu ihm, die Stimme seiner Vernunft. Es war, wie er im Innersten wusste,

hoch an der Zeit abzutreten. Er freute sich darauf, da er schon allzu lang zu nichts mehr nütze

war.
    Gern hätte er aufgelacht. Welch bedauernswerte Existenz: Julian Tifflor, die ewige

Zweitbesetzung für Perry Rhodan!
    Seit seinem historischen, relativ gloriosen Auftritt als »kosmischer Lockvogel« war er der

Doppelgänger gewesen, der Substitut. Dass ES ihm die biologische Unsterblichkeit verliehen hatte,

konnte man nur als Nachweis des kruden pechschwarzen Humors werten, dessen sich die

Superintelligenz manchmal befleißigte.
    Was hatte Tiff schon jemals geleistet, außer unbeholfen in die Fußstapfen eines Früheren,

Größeren zu treten? Ihm fiel nichts ein. Die Erinnerungen verschwammen.
    Die Gedanken verliefen unsagbar träge. Ermattung breitete sich in seinem Körper aus - und

Kälte. In seinem Geist regierten Mutlosigkeit und der Wunsch, diesem Elend, diesem peinlichen

Selbstekel ein Ende zu setzen.
    Am äußersten Rand seiner Wahrnehmung bekam er mit, dass sich die Zustände an Bord dramatisch

verschlechterten. Es kümmerte ihn nicht.
    Die Besatzung siechte dahin. Na und? Ihm erging es nicht anders. Sie sollten froh sein, dass

ihnen nichts wehtat dabei.
    Einfach hinüberschlummern ...
    Ein heißer Schmerz in der Region seines linken Schlüsselbeins riss ihn aus der Lethargie.

Irritiert legte er zwei Finger der rechten Hand darauf.
    Da pulsierte ein Fremdkörper, ein Implantat ... Ach ja, der Zellaktivatorchip.
    Er pochte wie verrückt. Das blöde Ding ließ Tiff nicht wieder einschlafen.
    Dabei hätte er so gern geträumt, sich von den Welten des Multiversums verabschiedet im

wohligen Gedenken an Nia, an Zhanauta, an all die warmen, kurzzeitigen Gefährtinnen in den

vielen, entbehrungsreichen Jahrtausenden.
    Der Chip gab keinen Frieden, sosehr sich Tiff danach sehnte. Das rhythmische Klopfen putschte

ihn auf, ließ ihn trotz seiner Erschöpfung nicht zur Ruhe kommen. Fast so, als mühe sich der

Zellaktivator, unbedingt zu verhindern, dass er abermals das Bewusstsein verlor.
    Weil er dann nie wieder aufwachen würde?
    Aber das wollte er ja - oder etwa ... nicht?
    *
    Der Gedanke mochte unwillkommen und irrational sein, jedoch ließ er ihn nicht mehr los.
    Tiff rappelte sich ächzend auf und schaute sich um. Er befand sich in seiner privaten Kabine,

hatte in einem Pneumo-Sessel gelümmelt.
    Dem Alarmmodus entsprechend trug er einen SERUN. Der Transparenthelm war geöffnet. Eine rasche

Überprüfung ergab, dass die meisten Anzugfunktionen gestört oder ausgefallen waren.
    Die Erinnerung kam wellenartig, in quälend langsamen Schüben. Ein Psi- Orkan, der die

Funktionen der JULES VERNE zusehends beeinträchtigte, umtoste den Handelsstern. Im ultra- und

superhochfrequenten Bereich des hyperenergetischen Spektrums war die Hölle los.
    Zu diesem Sturm und zum Fesselfeld, das jegliche Flucht verunmöglichte, gesellte sich bald ein

dritter Faktor. Ein fremdartiger Einfluss drosselte die Lebensgeister.
    Ob Vitalenergie abgesaugt oder eine Art künstliches Koma induziert wurde, entzog sich Tifflors

Kenntnis. Jedenfalls kippten die Crewmitglieder reihenweise um. Die meisten blieben liegen, wo

sie hingefallen waren.
    Tiff hatte sich noch bis in seine Kabine geschleppt. Wieso eigentlich?
    Hatte er geglaubt, dort etwas zu finden, das den betäubenden Einfluss neutralisierte? Ihm fiel

nichts ein, wovon er sich Heilung erhoffen könnte.
    In seiner Schulter pochte der Chip, glühend wie ein permanent explodierender Feuerwerkskörper.

Tiff torkelte in die Hygienezelle, stützte sich auf den feuchtkalten Rand des Waschbeckens. Er

beglotzte das wachsbleiche Gesicht, das ihn mit blutunterlaufenen Augen aus dem Spiegel

anstierte.
    Alter, dachte er, idiotisch glucksend, du sahst schon mal gepflegter aus.
    *
    Er trank einige Schlucke, ließ eiskaltes Wasser über seine Handgelenke laufen, benetzte auch

Stirn und Nacken. Nichts davon brachte Linderung.
    Wie auch, wenn selbst der Zellaktivator überfordert war!
    Stöhnend drehte er sich um.

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