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2581 - Wunder in Gefahr

2581 - Wunder in Gefahr

Titel: 2581 - Wunder in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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zählen.
    Die Umgebung glich dem Albtraum eines phantastisch-realistischen Malers, der sich zu oft aus

dem Hexensalben- Tiegel bedient hatte. Diverse, einander schneidende und überlappende

Kugelschalen formten mit ihren Oberflächen Verdickungen, wohl einer sich selbst tragenden Statik

geschuldet, vergleichbar den Bälkchen in einem Röhrenknochen oder den Strebepfeilern archaischer

Kathedralen.
    Hohlräume und Verbindungen in Form von Gängen und Essen waren dort vorzufinden, wo keine

Kräfte abgeleitet oder aufgefangen werden mussten, eine vollständige Füllung aber ihrerseits eine

zusätzliche Belastung dargestellt hätte. Wer immer diesen Moloch errichtet hatte, er hatte das

universale Prinzip des minimalen Materialaufwands für maximale Wirkung zur Anwendung gebracht.

Das erschien Golo irgendwie tröstlich.
    Irgendwie, mhm, tröstlich.
    Was er doch für einen Stumpfsinn zusammendachte! Aber die Ermattung befiel nun mal nicht nur

die Physis.
    Andere Bereiche waren transparent oder milchig durchscheinend. Viele wirkten zugleich poliert,

wie geschmirgelt. Aus den spiegelnden Umhüllungen strikt geometrischer Körper drang lilafarbenes

Licht, das verwirrende Glanzlichter und Reflexe produzierte und der Umgebung ein faszinierendes

Eigenleben verlieh.
    Wennschon. Mir reicht's, dachte Golo, schlotternd vor Müdigkeit. Ich will nach

Hause. - Hallo? Hört mich denn keiner?
    »Laut und klar«, funkte Kar zurück. »Drohende Selbstaufgabe bei unwillkürlicher Betätigung der

Sendetaste. Ein klassisches Eigentor. Das schlägt mit fünf Minuspunkten zu Buche. Gleichstand,

Kamerad!«
    »Pass lieber auf, dass du mit deinem Gleiter keine Mauer streifst!«, fauchte Golo säuerlich

ins Helmmikrofon.
    *
    Bedenklich trudelnd schwenkten sie seitwärts in die Kaverne ein.
    Es handelte sich um einen jener leeren, wie riesige Luftblasen anmutenden Räume am Rande des

Hauptschachts, die sie während des Abstiegs passiert hatten. Viele dieser Seitenstollen

erreichten eine Ausdehnung, dass problemlos ein Leichter Kreuzer von hundert Metern Durchmesser

hätte einfliegen können.
    Unter normalen Bedingungen, wohlgemerkt; von solchen konnte jedoch in diesem Handelsstern

keine Rede sein. Unsanft und holprig wie ein Anfänger setzte Kar a Juna den CYGNUS-Gleiter

auf.
    Golo, der sonst keine Gelegenheit verstreichen ließ, den Freund zu hänseln, hielt den Mund. Er

sparte sich buchstäblich seinen Atem.
    »Statusbericht!«, ertönte das rauchige Organ von Oberleutnant DiAchal, ihrer

Truppkommandantin, in Golos Kopfhörer. »Funk? Triebwerke?«
    Sie erhielt weit mehr Störungs- als Bereitschafts-Meldungen zur Antwort. Was niemanden

wunderte. Ihre Fahrzeuge pfiffen schon länger aus den letzten Löchern.
    Der Psi-Orkan, von dessen Ausläufern sämtliche Geräte so stark beeinträchtigt wurden, machte

keine Anstalten, dauerhaft abzuflauen. Die Intensität schwankte, aber tendenziell steigerten sich

die hyperphysikalischen Turbulenzen eher noch.
    DiAchal und Urismaki ordneten eine weitere Zwangspause an. Mittlerweile war es zur Routine

geworden, dass ein Teil der Truppe eine Neukonfiguration der Aggregate in Angriff nahm, während

der Rest sich zu erholen versuchte.
    Leutnant Jogan An Togajan, der Roboterspezialist, ließ zehn der TARAS ausschwärmen. De facto

flogen nur acht auf Naherkundung - zwei der kegelförmigen Kampfroboter zeigten zu starke

Ausfallserscheinungen. Sie schafften es nicht einmal, sich auf die Antigrav- Felder zu erheben

und ihren Gravopuls- Antrieb anzuwerfen.
    Togajan, dem irgendwer den Spitznamen Jogi-Bär verpasst hatte, kümmerte sich so rührend um

sie, als wären sie seine kranken Kinder. Abermals verzichtete Golo auf einen spöttischen

Kommentar.
    Sollte ich hier jemals wieder heil herauskommen, schwor er sich, backe ich der

gesamten Landungstruppe eine Pavlova, die selbst den Hartgesottensten die Tränen in die Augen

treibt.
    Eine Weile ergötzte er sich an dieser Vorstellung. Ein schriller Pfiff, gefolgt von einem

alarmierten Ausruf, ließ ihn jäh aus seinen kulinarischen Fantasien aufschrecken.
    »Mehrere meiner TARAS«, meldete Togajan, »haben unabhängig voneinander merkwürdige

Wärmeemissionen entdeckt!«
     

Zwischenspiel:
    Wachen, die träumen
     
    Hin und her pendelte er, her und hin. Warum fiel es ihm so entsetzlich schwer, eine

Entscheidung zu fällen?
    Der Schock über Fogudares Tod allein konnte kaum die Ursache sein. Selbst

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