2585 - Der Tanz der Vatrox
verteilt, ihnen aufgeprägt. Dort verblieb sie, bis vor zweihundertfünfundneunzig Jahren der hyperphysikalische Widerstand wieder anstieg ... «
Vastrear zweifelte nicht, dass Referror- 372 die Wahrheit berichtete. Die Macht und der Erfindungsreichtum der Frequenz-Monarchie waren nahezu unbegrenzt. Es hätte Vastrear in Hochstimmung versetzen sollen, aber es ließ ihn unberührt. Der Referror hatte die einzige Frage unbeantwortet gelassen, die ihn bewegte: Was war mit Equarma?
Sie war mit ihm gestorben - war sie auch mit ihm wiedergeboren worden?
»Ich danke dir für deinen Bericht«, sagte Vastrear. »Was wird jetzt aus mir?«
»Du wirst dein Leben wiederaufnehmen, Frequenzfolger. Das Universum ist der Frequenz-Monarchie erneut gewogen, doch nicht alle Völker sind klug genug oder bereit, die Zeichen der Zeit zu lesen.
Es gibt unendlich viel zu tun für dich ... «
Das war richtig. Und einen Teil von Vastrear zog es hinaus, zu den Sternen, um von Neuem das Werk der FrequenzMonarchie zu verrichten.
Doch der andere, größere Teil konnte nur an Equarma denken. Vastrear spürte eine Sehnsucht in seinem Innern, die übermächtig war.
Eine Sehnsucht und noch etwas: Da war jemand in ihm. Ein unsichtbarer Verbündeter? Ja, stellte er fest, wenn er geschickt war.
»Wann ist es so weit?«, fragte Vastrear den Referror. »Ich kann es kaum erwarten!«
»Du musst ein wenig Geduld haben. Es braucht einige Tage, bis die Verbindung zwischen deinem Vamu und deinem Körper stabil ist. Aber danach ... danach steht dir das Universum offen!«
*
Wozu lebt man ein Leben?
Vastrear wusste keine Antwort auf die Frage, aber eines zumindest wusste er: In seinem zweiten Leben würde er nicht dieselben Fehler begehen wie im ersten.
Vastrear lag auf dem Bett auf Hibernation-3 und ruhte sich aus. Referror-372 ließ ihn allein. Das rosige, bemühte und zugleich arrogante Wesen glaubte, Vastrear sei ein gewöhnlicher Diener der Frequenz-Monarchie. Referror-372 glaubte, Vastrear wäre allein.
Es irrte sich.
Vastrear war nicht allein.
Der Vatrox horchte in sich hinein. Er lauschte der Geburt eines neuen Lebens, fühlte es.
Vastrear war geduldig. Er wartete, verhielt sich still, bis das neue Leben nach seinen Worten dürstete.
Dann dachte er: Du musst keine Scheuhaben. Ich weiß, dass du da bist. Ich bindein Freund.
Du ... du bist Vastrear? Die Stimme in den Gedanken des Vatrox war leise, als käme sie aus weiter Ferne.
Ja.
Vastrear. Und ich ... ich bin ...
Du brauchst keinen Namen. Vastrear schwieg, ließ die Worte wirken, dann dachte er: Wir sind miteinander verbunden für dieses Leben. Wir gehören zusammen, komme, was wolle.
Ja, wir sind verbunden ...
Verbunden. Es traf buchstäblich zu. Die Induktivzelle, die zu Bewusstsein kam, war in das Gehirn Vastrears implantiert. Ein leistungsstarker Miniatur-Computer, kaum größer als ein Sandkorn. Verbunden über den Induktionskamm, einen Teil von Vastrears Gehirn, mit dem Bewusstsein des Vatrox.
Dank der Induktivzelle im Gehirn war ein Vatrox niemals allein. Doch Vastrear hatte in seinem ersten Leben gelernt, dass erzwungene Nähe ein Fluch sein konnte. Die alte Induktivzelle hatte ihn jahrzehntelang mit seiner vorwurfsvollen Stille gequält. Vastrear war nicht bereit, noch einmal zu leiden. Diese neue Zelle durfte nicht sein Freund werden - sie musste sein Diener bleiben.
Wir sind Freunde, dachte Vastrear, fürimmer.
Ja, Freunde.
Der Herr herrschte, der Diener diente. Das war offensichtlich. Aber was war der eigentliche Unterschied zwischen den beiden? Der Herr verfügte über Wissen, das er nicht mit seinem Diener teilte. Oder nur, wie es ihm beliebte. Der Herr hatte Herrschaftswissen.
Vastrear probierte es.
Er dachte an die Frequenz-Monarchie. Aber nicht an ihre Macht und Pracht, sondern an ihre Kosten, an die Verschwendung von Ressourcen, überflüssiges Zurschaustellen.
Die Zelle rührte sich nicht.
Er dachte daran, wie sehr er VATROX- DAAG und VATROX-CUUR hasste.
Die Zelle blieb ruhig.
Und dann dachte er an Equarma. Stellte sich vor, sie endlich in die Arme zu nehmen ...
Die Zelle rührte sich nicht.
Es war der Beweis. Er, Vastrear, war der Herr. Er entschied darüber, welche seiner Gedanken und Gefühle die Zelle lesen konnte.
Freunde helfen einander, dachte der Vatrox so offen, wie er konnte. Freundesind immer füreinander da. Ganz gleich,was geschieht.
Ja! Immer! Ganz gleich, was geschieht!
Die Zelle war wie ein Kind. Leicht entflammbar und nach Belieben
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