2585 - Der Tanz der Vatrox
verkörperte, dass sein bescheidenes Auftreten nicht für Schwäche, sondern unbezwingbare Stärke stand. Die Klugen schlossen Bündnisse mit der FrequenzMonarchie, erhielten hochwertige Technologie und lieferten der Monarchie im Gegenzug Psi-Materie.
Die Törichten töteten Vastrear. Sie erschlugen oder ertränkten ihn, ließen ihn im Feuer von Strahlern verglühen oder verhungern.
Vastrear starb ungerührt.
Was sonst?
Stets wurde er wiedergeboren. Ein neues Leben wartete. Eine Kopie seines Körpers, frei von den Makeln, die sich über die Jahrehunderte unweigerlich einschlichen.
Equarma wartete auf ihn.
Vastrear wusste nun, wo sie zu finden war. Wann immer er eine Möglichkeit fand, flog er Tamontain an. Unweigerlich fand er Equarma in ihrem Labor.
In den ersten Jahren bot Vastrear ihr an, ihn zu den Sternen zu begleiten. War sie nicht selbst früher bis an die Grenzen der Monarchie und darüber hinaus vorgestoßen? Lockte sie nicht die Ferne?
Equarma lehnte ab. Sie hatte ihre Aufgabe gefunden.
Ihre Ablehnung schmerzte Vastrear, aber im Lauf der Zeit klang der Schmerz ab, und insgeheim stellte sich bei ihm eine gewisse Zufriedenheit ein, dass sie seine Angebote abgelehnt hatte. Auf diese Weise blieb ihnen die Leidenschaft erhalten, blieb Equarma ihm das Kostbarste und Begehrenswerteste im Universum, blieb ihnen erspart, dass ihre Liebe im Überdruss des Alltags einen langsamen, stillen Tod starb.
Kam Vastrear nach Tamontain, ließ Equarma ruhen, woran immer sie arbeitete. Sie nahm ihn, forderte ihn, verschlang ihn. Sie tanzte für ihn in der Nacht, ihre Haut ein Wirbel aus Sternen. Ein Strudel, dessen Sog Vastrear hilflos ausgeliefert war.
Mehrere Tage und Nächte vergingen in der Regel, bis Vastrear wieder zu den Sternen aufbrach. Und, in der Regel, mehr Zeit, als er eigentlich hatte aufbringen können. Oft überschritt er seine Kompetenzen, brach seine Befehle, vernachlässigte seine Pflichten und seine Zukunft, um Equarmas Gegenwart willen.
Doch Vastrear wurde nie gemaßregelt. Das Flottenkommando musste seine Eskapaden wohl im stillen billigen. Oder, vermutete der Frequenzfolger, es sah aus pragmatischen Gründen über sie hinweg.
Wie hätte man ihn auch bestrafen sollen? Vastrear war einer der erfolgreichsten Frequenzfolger der Monarchie. Er war unsterblich. Er kannte keine Furcht.
Bis er eines Tages bei einem außerplanmäßigen Werftaufenthalt Frequenzfolger Akestat wiedertraf.
Über eine Million Jahre waren seit ihrer ersten Begegnung vergangen, Dutzende von Leben. Dennoch hatte er Akestat nicht vergessen. Es war Akestat gewesen, der ihm damals das Ende der Herrschaft der Frequenz-Monarchie verkündet hatte. Der in seinem Herzen aufgegeben, sich am Rauch einer Droge festgehalten hatte, der aus einer Röhre gestiegen war.
Vastrear versuchte, der Begegnung zu entgehen, aber es war zu spät.
Akestat hatte ihn gesehen. »Vastrear! Warte!«
Vastrear hatte keine andere Wahl, fügte sich in das Unvermeidliche.
Es kam anders.
»Frequenzfolger Akestat«, stellte sich Akestat vor. »Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen, Vastrear. Man erzählt sich Wunder in der Flotte von dir!«
War es ein geschmackloser Scherz? Hatte die Droge Akestats Verstand endgültig zerstört? Vastrear musterte sein Gegenüber und kam zu einem Schluss, der ihn erschütterte: Akestat meinte es ehrlich. Er erinnerte sich nicht mehr an Vastrear. Er hatte ihn vergessen.
Unter einem Vorwand eilte Vastrear weiter, floh vor dem verwandelten Akestat.
Vergessen.
Akestat erinnerte sich nicht an ihn. Vastrear behagte es nicht, aber es schien ihm erklärbar. Im Laufe ihrer Leben begegneten die Vatrox so vielen Wesen, dass es vorkommen konnte, jemanden zu vergessen.
Aber Akestat hatte noch viel mehr vergessen. Nämlich, dass er ein gebrochener Mann gewesen war.
Wie war das möglich? Es musste bei einem Tod geschehen sein. Aber wenn ein Mann sich selbst vergessen konnte, konnte er auch seine Liebe vergessen, oder nicht? Was, wenn Vastrear nach einem Tod Equarma vergessen haben würde? Oder hatte er bereits Dinge vergessen, Personen? Wie Akestat es getan hatte - und wie Akestat konnte er es nicht wissen.
Es war müßig, vergeblich. Was immer vergessen war, war vergessen. Und was in der Zukunft lag, war selbst ihm, dem Unsterblichen, verborgen.
Vastrear versuchte den Gedanken abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Nachdenklich brach er zu seiner nächsten Mission auf. Mit einem Beiboot landete er unter einem Volk von
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